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§. 27. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrb. 291 Basel geborene Leonhard Euler waren die Vertreter der deutschen Mathematiker im ganzen Jahrhundert nach 1716. Freundin der Dahingeschiedenen, welche ihre übernommenen Pflichten aufs schönste zu erfüllen und Gauß aufs neue den Frieden einer glücklichen Häus- lichkeit zu bereiten wußte. Die nächstfolgenden Jahre privatisirte Gauß in Brauuschweig und zwar mit Unterstützung des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand. Im Jahre 1807 wird Gauß als Professor der Mathematik und Director der Sternwarte an die Universität Güttingen berufen, welchen Platz er auch nicht wieder verließ, obgleich ihm namentlich glänzende Anerbietungen für Berlin ge macht wurden. Im Jahre 1809 veröffentlichte Gauß sein zweites klassisches Werk, die bereits angeführte ,Theoria motus corporum coelestium £ , die heute noch maßgebend für die rechnende Astronomie ist. Im Jahre 1810 wurde Gauß Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und 1820 der zu Paris. Von 1821 bis 1827 führte Gauß die soge nannte hannoversche Gradmessung zwischen Altona und Güttingen aus. Hierbei zeigte Gauß, wie seine Methode der kleinsten Quadrate auf die trigonometrischen Messungen anzuwenden sei und führte durch seine theoretischen Untersuchungen die Geodäsie und die analytische Geometrie (,Gauß’Werke 1 , Bd. IV, S. 189—301) einer großartigen und eigenthiimlichen Entwicklung entgegen. Im Anfänge der dreißiger Jahre beginnen Gauß’ elektromagneti sche Arbeiten in Gemeinschaft mit dem im November 1830 in Göttingen eingetroftenen neuen Professor der Physik Wilhelm Weber. Das erste frucht bringende praktische Resultat dieser Arbeiten ist die Erfindung des elektromagne tischen Telegraphen im Jahre 1833, eine Erfindung, zu welcher Gauß durch die von ihm construirten mit Fernrohr, Spiegel und Scale zu beobachtenden außerordent lich empfindlichen erdmagnetischen Apparate und durch seine theoretischen, erst nach seinem Tode zur Veröffentlichung gelangten, Untersuchungen der Elektro dynamik geführt wurde (,Gauß’ Werke 1 , Bd. V, S. 601—630). Das zweite Resultat ist die Theorie des Erdmagnetismus (,Gauß* Werke*, Bd. V, S. 119) und der darnach hergestellte „Atlas des Erdmagnetismus, 1840“. Außerdem sind von Gauß die für den Attractions-Calcul, für die Elektrostatik, für die Elektrodyna mik, für die Lehre vom Magnetismus außerordentlich wichtigen Untersuchungen über das Potential, d. h. die charakteristische Function, deren partielle Differential quotienten die Componenten der Kräfte darstellen, in jener Zeit veröffentlicht und zwar in den von 1836 bis 1841 herausgegebenen ,Resultaten aus den Be obachtungen des magnetischen Vereins 1 . Während Gauß bis an das Ende seiner Lebenstage fortfuhr, die Wissen schaft zu erweitern, gab es viele Umstände, welche ihm eine etwa vorhandene Lehrfreudigkeit verkümmerten. In den letzteren Jahren seines Lebens war er seinem Lehrberufe so entwöhnt, daß man ihn gleichsam nöthigen mußte, bereits angekündigte Vorlesungen, ab und zu, wirklich zu halten. Im Anfänge der fünfziger Jahre nahm eine schon lange eingetretene Krank heit. ein Herzleiden, derartig zu, daß er sich endlich bequemte, in die stets zurück gewiesene Zuziehung eines Arztes zu willigen. Leider vermochte auch die sorz- 19*