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§. 26. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrh. 285 samere Stellung wie seiner Zeit Woltmann einnahm, als der Kreis, in welchem er sich um die technische Mechanik verdient departements. Dieses erste Journal seiner Art in Deutschland, für welches Eytelwein eine bedeutende Reihe theoretischer und praktischer Abhandlungen lieferte, wurde später von Crelle unter dem Titel: ,Journal für die Baukunst 4 fortgesetzt. Auf welchem niedrigen Standpunkte damals noch das deutsche Civilbau- wesen stand, dürfte einigermaßen daraus zu entnehmen sein, daß noch im Jahre 1806 in dem genannten Baujournale gegen Unternehmungen, wie Themse-Tunnel und Kettenbrücken, nicht nur Bedenken erhoben und als hoffnungslos hingestellt wurden, sondern der Tunnel (nach Lichtenberg’s beißendem Witze) als eine negative Brücke und die positive Brücke, die jetzige Seil- oder Kettenbrücke, als ein Hirngespinnst bezeichnet wurde. Inzwischen war am 13. April 1799 die Berliner Bauakademie ins Leben getreten, zu welcher die Geheimen Oberbauräthe Riedel, Gilly und Eytel wein den Plan ausgearbeitet hatten und zu deren Director Eytelwein berufen wurde. Außer den Geschäften der Oberleitung dieses Institutes mußte Eytel wein auch Vorträge über Strom- und Deichbau, ferner über Mechanik, Hydro statik, Hydraulik u. s. w. übernehmen. Im Jahre 1803 ward Eytelwein zum wirklichen Mitgliede der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt. Später nach der Stiftung der Berliner Universität (1809) hielt er daselbst (von 1810 bis 1815) nicht nur Vorlesungen über die genannten technischen Fächer, sondern auch über Analysis, von welchem letzteren Wissenschaftszweige er später (1824) noch ein zweibändiges Werk (Quartformat) unter dem Titel,Grundlehren der höheren Analysis' veröffentlichte. Bereits im Jahre 1809 ward Eytelwein Director der jetzt so benannten Ober-Baudeputation, wodurch er zugleich an die Spitze des gesammten preußi schen Staatsbauwesens trat. Ein Jahr später (1810) ward er zum Mitgliede und Vortragenden Rathe im Ministerium für Handel und Gewerbe ernannt und nach dem Befreiungskriege zum Oberlandesbaudirector befördert. Schon im Jahre 1825 hatte Eytelwein in Folge seiner angestrengten Arbeiten mit großen körperlichen Beschwerden zu kämpfen, welche ihn bewogen, bald nach seinem 50jährigen Dienstjubiläum, im Jahre 1830, seine Entlassung aus dem Staatsdienste zu nehmen. In den Kreis seiner Familie zurückgezogen, entsagte er dennoch nicht den literarischen Arbeiten, wovon u. A. seine letzte größere Schrift: ,Anweisung zur Auflösung der höheren numerischen Gleichungen 4 Zeugniß giebt, welche er noch 1837, also in seinem 73. Lebensjahre, herausgab. Den Rest seiner Tage verlebte Eytelwein theils in Merseburg, theils in Berlin. Im 80. Jahre trat ein Augenübel ein, welches zuletzt fast in völlige Blindheit ausartete, dennoch verstand er seine Zeit durch den Unterricht seiner Enkel in den mathematischen Elementen und durch den Entwurf zu einem Systeme der Krystallographie nützlich auszufüllen. Als in dem 85. Lebensjahre auch das Gehör seine Dienste versagte, und vielfache körperliche Beschwerden eintraten, ward der immer noch thätige Geist von der Last des Körpers am 18. August 1848 erlöst. Eytelwein hatte sich früh, in seinem 25. Jnhrej