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284 §. 26. Erster Theil. Sechstes Capitcl. schrift zu gegenwärtigem Parapraphen genannten Männer, nämlich zu Eytelwein 1 ) gelangt, welcher in sofern noch eine bedeut- 1) Johann Albert Eytelwein wurde am 31. December 1764 zu Frank furt am Main geboren und starb am 18. August 1848 in Berlin. Von seiner Jugend ist nichts bekannt, als daß er der Sohn eines dortigen Kaufmanns war, der wahrscheinlich sehr früh sein Vermögen verlor und daß sich der 15jährige Knabe im Jahre 1779 zum Eintritte in die preußische Artillerie beim General von T e m p e 1 h o f als Bombardier meldete. (Bemerkt zu werden verdient vielleicht, dass damals ein Bombardier weder ein gemeiner Artillerist, noch Unterofficier war). Tempelhof’s etwas rauhe Außenseite schreckte den Knaben nicht ab, er blieb fest bei seiner Bitte. Jedenfalls war es der energische Sinn, der sich durch die erste Weigerung nicht abschrecken ließ, welcher ihn auch bis ins hohe Alter hin nicht verließ und wesentlich zur Erreichung seiner Ziele beigetragen hat. Von 1779 bis 1786 war Eytelwein ausschließlich beim ersten Artillerie- regimente in Berlin amtlich beschäftigt, wobei er später immer erzählte, daß er Gich seine theoretischen Kenntnisse als Autodidakt erwerben mußte. Aber eben diese Nothwendigkeit, der eigenen Kraft allein zu vertrauen, hat auch seine Laufbahn bestimmt und ist sein Leben hindurch der vorherrschende Sporn gewesen. Im Todesjahre Friedrich’s des Großen (1786) ließ Eytelwein sich (wahrscheinlich heimlich) als Feldmesser examiniren. Im Jahre 1787 ward er zwar Lieutenant der Artillerie, ließ sich jedoch 1790 als Architekt vom Oberbau departement prüfen, welche Prüfung er glücklich bestand, die Militärcarriere auf gab und als Deichinspector des Oderbruchs in Küstrin angestellt wurde. Hier durch war unserem Eytelwein, bereits im Alter von 24 Jahren, der Lebens lauf angewiesen, dem er ununterbrochen in angestrengtester Thätigkeit treu blieb. Der damalige Mangel einer Unterrichtsanstalt für das preußische Bauwesen machte sich dadurch bemerklich, daß die betreffenden theoretischen Begrün dungen der Hauptlehren, selbst in der obersten Behörde, schwach vertreten waren. Daher kam es, daß nach Lambert’s Tode (1777) unter den Mitgliedern der Oberbaudeputation, welcher auch die Examination der Baukandidaten zugewiesen war, der Professor Schultze als der hinlängliche Vertreter der Mathematik be trachtet wurde, obwohl sich derselbe nur durch die Herausgabe von Tafeln be kannt gemacht hatte. Nach Schultze’s Tode war es wahrscheinlich die erste von Eytelwein 1793 veröffentlichte Schrift: ,Aufgaben größtentheils aus der angewandten Mathe matik zur Uebung der Analysis 1 , welche auf ^en befähigten jungen Mann aufmerk sammachte, so daß er schon ein Jahr nachher (1794) in das Oberbaudepartement als Geheimer Oberbaurath berufen ward und sonach in dem lebenskräftigen Alter von 30 Jahren mit an die Spitze des preußischen Bauwesens trat. Von hier ab entstehen nun auch seine literarischen Arbeiten in den verschiedensten Zweigen des Ingenieurwesens und der betreffenden angewandten Mathematik, wovon die Hauptwerke oben im Texte unseres Buches soweit als möglich erörtert wurden. Im Jahre 1797 finden wir Eytelwein als Mitbegründer des Berliner Bau- Journals unter dem Titel: ,Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten die Baukunst betreuend 1 , herausgegeben von mehreren Mitgliedern des Oberbau-