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280 §. 26. Erster Theil. Sechstes Capitcl. von Hagen >) uncl in jüngster Zeit von Lutschauning 2 ) ge schehen ist. In Bezug auf die Deichprofile hat Gerstner die be treffende Begrenzung sehr ausführlich erörtert und dabei gefunden, daß man die äußere Dossirung nach einer convexen (nach aus wärts gebogenen) Curve zu bilden habe, die jedoch verschieden sein müßte, je nachdem man es mit Steinböschungen oder mit Deichen aus Sand und lockerer Erde zu thun hat. Hagen 3 ) setzt dieser Auffassung wichtige Bedenken entgegen. Auch die Gerstner’sche Behandlung des Wellenschlages (des Wasserstoßes) gegen Bauwerke lässt viel zu wünschen übrig 4 ). Wir gelangen jetzt zu dem dritten der im Eingänge zu diesem Paragraphen genannten Männer, zu Reinhard Woltmann 5 ). Dieser vortreffliche Mann gehört zu den ausgezeichneten Bautechnikern, welche sich in Deutschland zu allererst um die praktisch wissenschaftliche Hydraulik großes Verdienst erwarben und zwar auf dem doppelten Wege, indem er den deutschen 1) Ueber Wellen auf Gewässern etc. Besonderer Abdruck aus den ,Ver handlungen der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1 . Berlin 1862. Dann in Hagen’s ,Handbuche der Wasserbaukunst 1 , Bd. I, Th. III, S. 30. 2) ,Lehrbuch der Schiffsbaukunst 1 , Th. I: Theorie des Schiffes, §. 49, und 50 S. 82 fg. Triest 1879. 3) Hagen in dem Notel bezeichneten Bande der ,Wasserbaukunst‘, S. 306. 4) Selbst gegenwärtig (Hagen, a. a. 0., S. 97, unter der Ueberschrift: „Wirkung der Wellen“) läßt die Theorie über die Hauptfragen noch im Stiche und sind für die Praxis fast allein die Angaben und Versuchsresultate brauchbar, welche man dem Engländer Stevenson verdankt. Man sehe deshalb meine ,Hydromechanik 1 . Zweite Auflage, S. 604. 5) Reinhard Woltmann wurde geboren 1757 in dem hannoverschen Dorfe Axstedt (Landdrostei Stade, Amt Hagen) und starb am 20. April 1837 in Hamburg. Leider ist von seinem Jugendleben und Bildungsgänge nichts be kannt. Von 1785 bis 1792 war Woltmann Conducteur beim Wasserbauwesen zu Ritzebüttel, sowie nachher Wasserbaudirector bis 1812 in Cuxhaven und zwar im Dienste der freien Stadt Hamburg. Von letzterer Zeit ab wird er Director der Strom- und Uferwerke zu Hamburg. Im Jahre 1836, also nur ein Jahr vor seinem Tode, trat Woltmann in den Ruhestand. Woltmann war Mitglied der holländischen Societät der Wissenschaften zu Harlem und der königlich böhmischen Societät der Wissenschaften zu Prag; fex'ner war er Correspondent der batavischen Gesellschaft der Experimental-Philo- sophie zu Rotterdam und der königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Seiner vorzüglichsten mathematischen, hydrotechnischen Schriften und Ar beiten ist oben im Texte gedacht^ noch andere sind verzeichnet in Poggen- dorff’s ,Biographisch-literarischem Handwürterbuche 1 , Bd. II, S. 1364.