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262 §. 25. Erster Theil. Sechstes Capitel. Seine bald nach Monge’s Hauptwerke (, Darstellende ‘^«gra phische Geometrie 1 , S. 255) erschienene ,Geometrie der Stellung (,Geometrie de position'. Paris 1803), deutsch bearbeitet von ward Car not Mitglied des Directoriums und erhielt einige Zeit ziemlichen Ein fluß his er sich von Barras die Leitung des Kriegsministeriums nehmen ließ. Car not’s Plan, Barras zu stürzen, mißlang-, so daß er nebst anderen am 18 Fructidor des Jahres V (4. September 1797) zur Deportation verurtheilt wurde Gleichzeitig wird Carnot im Mitgliederverzeichnisse des Instituts von Frankreich gestrichen und durch den General Bonaparte ersetzt. Zwei Jahre lang war Carnot aus der politischen Welt verschwunden und lebte seitdem unter angenommenen Namen in Deutschland (vorzugsweise m Augsburg), aus schließlich mit Wissenschaften und Literatur beschäftigt. Als der General Bonaparte (am 9. October 1799) aus Aegypten zurückkehrte, um am 18. Bru- maire (9 November 1799) durch einen Staatsstreich die Regierung (das Directonum) zu stürzen, gehörte die Zurückberufung Carnot’s und dessen Ernennung zum Kriegsminister (im April 1800) zu Bonaparte’s ersten Handlungen Napo- leon’s antirepublikanisches System drängte jedoch Carnot zur baldigen - schiedsnahme, er trat wieder ins Privatleben zurück, wurde indeß schon wieder in den Erhaltungssenat (Sönat conservateur) und dann zum Tribun ge wählt In letzterer Stellung blieb Carnot bis zur Auflösung des ri una s, welche erfolgte als Napoleon (am 18. Mai 1804) die in seiner Familie erbliche Kaiserwürde angenommen hatte. Nach dieser Zeit zog sich Carnot abermals in die Stille des Privatstandes zurück, widmete sich besonders der Erziehung seiner Kinder und der Wissenschaft, wobei er oftmals vom Geldmangel daran er innert wurde, daß ihm seine republikanische Tugend weder Reichthumer noch Bai« verschafft und er es in seiner militärischen Aciennität nur bis zum Bataillonsch gebracht hatte! Erst 1809 erinnerte sich der Kaiser Napoleon seiner er kürte, indem er ihm eine jährliche Pension von 10 000 Franken decretirte wahrscheinlich aber auch deshalb, um ihn zur Abfassung eines Werkes: ,De la ddfense des places fortes 1 zu veranlassen. Erst als die Zeit eintrat, wo Napoleon von seiner Höhe herabzusinke begann, bot Carnot (24. Januar 1814) dem unglücklichen Kaiser »e » wieder an, worauf ihn Napoleon zum Gouverneur von Antwerpen ernannte^ Nach der Rückkehr Ludwig’s XVIII. (1815) war Carnot der Einzige vonaff Ministern des Exkaisers, den man auf die Proscriptionsliste setzte. Garn wählte (mit Erlaubniß des Königs von Preußen) schließlich Magdeburg zu seinem Aufenthalte, widmete sich hier wieder den ernsten Wissenschaften nnd de Au - bildung eines seiner Söhne. Leider hatte das vielbewegte Leben scine Gesund^ heit (namentlich in den letzten Jahren) so sehr angegriffen, daß Car not am 2. August 1823 das Zeitliche, im Alter von 70 Jahren, segnete. Die ausführlichste Biographie Carnot’s hat Arago v ^ a ’ ’ ersten Bande seiner Gesammtwerke, von S. 400 bis 506 reicht. Na^stdem ist das Lesen des Artikels „Carnot“ im 15. Theile von Ersch und Grub .Allgemeine Encyklopädie‘, so wie Michaud’s .Bibliographie universelle, Tome VII, pag. 4 etc. zu empfehlen.