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§. 23. Das achtzehnte Jahrhundert. 235 Ganz besondere Verdienste um den theoretischen Theil der Hydromechanik erwarb sich der dritte der in der Ueberschrift dieses Paragraphen genannten Franzosen, nämlich Borda 1 ), in dem er das Princip von der Erhaltung der lebendigen Kräfte wieder zur Geltung brachte, welches, wenigstens für das Gebiet der Hydromechanik, durch den von Daniel Bernoulli (S. 162) begangenen Fehler eine starke Erschütterung erlitten hatte und wobei er seine Rechnungsresultate durch entsprechende, sorgfältige Versuche zu bestätigen und durch Ermittlung von Erfahrungs- coefficienten praktisch brauchbar zu machen bemüht war. Zur thatsächlichen Erinnerung an Borda entlehnen wir (als Beispiel) der unten angegebenen Quelle 2 ) seine Ermittlung der Geschwindigkeit v, womit Wasser aus kurzen cylindrischen Ansatz röhren (Figur 44)bei constanter Druckhöhe h strömt, unter 1) Jean Charles Borda (geb. 1733 zu Dax, Departement Landes; gest. 1799 in Paris) studirte bei den Barnabiten in Dax und bei den Jesuiten in La Fleche und machte sich bald als Mathematiker berühmt, so daß er schon 1756 (1754?) zum Associe der Akademie der Wissenschaften in Paris ernannt wurde. Bald darauf trat er in den Militärdienst und nicht lange nachher in den See dienst, wo er bald zum Schiffskapitän avancirte. Außerdem lieferte er für die ,Memoiren der Akademie der Wissenschaften 1 mehrfach werthvolle Arbeiten, von denen wir hier besonders folgende erwähnen: ,Experiences sur la resista nee des fluides 1 , 1763 und 1767. ,Sur l’ecoulement des fluides par les orifices des vases 1 , 1766. ,Sur les rous hydrauliques 1 , 1767. ,Sur les pompes 1 , 1768. Versuche über den Widerstand der Luft sollen in den ,Berliner Memoiren 1 von 1763, S. 358 zu finden sein (Rühlmann’s .Hydromechanik 1 , S. 735). Poggendorff giebt die Pariser Memoiren von 1769 an, woselbst sich der Artikel finden soll unter dem Titel: „Sur la courbe decrite par les boutets et les pompes etc.“. In den Jahren 1771 und 1772 machte er als Chef d’escadre eine Seereise nach verschiedenen Küsten von Europa und Afrika zur Erweiterung der Erd- und Schift'fahrtskunde überhaupt, besonders aber zur Erprobung gewisser Instrumente zum Zweck der Bestimmung geographischer Länge und Breite. Auf einer dieser Reisen entwarf er (1776) eine schöne Karte der canarischen Inseln und machte 1777 und 1778 den amerikanischen Krieg als Seemann mit. Als Chef des Solitaire, eines Kriegsschiffes von 72 Kanonen, fiel er 1782 nach der tapfersten Gegenwehr in die Hände der Engländer, die ihn mit Achtung behandelten und auf sein Ehrenwort entließen. Obgleich seine Gesundheit unter den vielen Un ruhen und Beschwerden sehr gelitten hatte, fuhr er doch unermüdet fort für die Wissenschaft und sein Vaterland thätig zu sein, bis am 20. Februar 1799 eine Brustwassersucht seinem erfolgreichen Leben in Paris ein Ende machte. 2) ,Memoires de l’academie des Sciences 1 1766, pag. 579 unter der Ueber- schrift „Mömoire sur l’ecoulement des fluides par les orifices des vases“.