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190 §. 20. Erster Tkeil. Fünftes Capitel. digen Kräfte zur Ermittlung der Bewegungsgesetze der Flüssig keiten nach Daniel Bernoulli hält d’Alembert besonders aus den beiden Gründen für unangemessen 1 ), weil erstens da mals in der That der Ricbtigkeitsbeweis des Satzes fehle und zweitens, weil es zu falschen Endresultaten in allen den Fällen führe, wo in der Bewegung der Flüssigkeit plötzliche Ge schwindigkeitsänderungen auftreten, auf welchen letzteren Umstand wir bereits vorher (S. 162) aufmerksam machten. Zur Zeit d’Alembert’s mußte man diese beiden Einwendungen aller dings für richtig erklären 2 ). Von den ebenfalls für die Ingenieur-Mechanik wichtigen, fer neren Arbeiten d’Alembert’s, ist noch das 1752 erschienene Werk zu erwähnen „Essai d’une nouvelle theorie sur la resistauce des fluides“. Ungeachtet der vielfachen scharfsinnigen Unter suchungen, welche d’Alembert hierin führt, vermochte er es dennoch nicht, das Froblem vom Widerstünde im Wasser bewegter Körper (namentlich der Schifte) zur Zufriedenheit der Betheiligten zu lösen. Wahrscheinlich von d’Alembert angeregt, trug des- halbTurgot, der bekannte Minister Ludwig’sXIV., den drei Mit gliedern der Akademie der Wissenschaften d’Alembert, Bos- sut s ) und Condorcet, die Vornahme geeigneter Versuche auf, entsprechend dem bis zur Gegenwart im ganzen Gebiete der tech nischen Hydraulik einzig richtigen Satze, daß die Rechnung zur Erlangung brauchbarer Resultate, stets Hand in Hand mit der Erfahrung gehen muß. Die Ergebnisse dieser mit Modell-Schiffen angestellten Versuche wurden 1777 in Paris unter dem Titel veröffentlicht ,Nouvelles experiences sur la resi- 1) ,Traite de l’equilibre et du mouvemeut des fluides 1 , I'reface p. XVIII und XIX, und unter der Ueberschrift ,l)u mouveraent d’un fluide qui sort d’un vase qu’on entretient toujours plein ä la meine hauteur 1 , p. 105 und besonders p. 108 von Nr. 123 bis mit Nr. 125. 2) Erst Bor da brachte später das Princip von der Erhaltung der leben digen Kräfte wieder zur Geltung und noch später lieferte Carnot die hierzu noch erforderlichen Beweise. 3) Charles Bossut wurde 1730 in Tartaras, üep. Rliöne geboren und starb 1814 in Paris. Von Jesuiten erzogen, widmete sich B. dem geistlichen Stande, wurde Abbe' und Professor der Mathematik an der seiner Zeit berühmten Ecole du genie zu Mdzieres. Letzteres Amt bekleidete er von 1752 bis zum Ausbruche der Revolution (1789), wo er dasselbe seiner antirepublikanischen Gesinnungen wegen verlor. Unter Napoleon I. wurde er Examinator der polytechnischen Schule, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. Von seinen