Volltext Seite (XML)
184 §. 20. Erster Theil. Fünftes Capitel. Wollte man aber das Gebiet der Mechanik von solchen An forderungen frei machen, so mußten außer den Grundprincipien der Mechanik (besonders der Dynamik) noch andere Principien, richtiger Lehrsätze aufgestellt werden, die man als allgemeine Resultate der dynamischen Gesetze zu betrachten hatte. Allerdings waren am Anfänge des 18. Jahrhunderts hierzu bereits gewichtige Andeutungen vereinzelt vorhanden — von New ton 1 ) die Basis des Satzes von der Erhaltung des Schwerpunktes, von Iluyghens und Daniel Bernoulli die Grundidee des Princips von der Erhaltung der lebendigen Kräfte und von Jo hann Bernoulli die richtige Auffassung des Principes der vir tuellen Geschwindigkeiten; allein es fehlten mathematische Beweise hierzu, die jeden Zweifel an deren Richtigkeit und Allgemeinheit beseitigen mußten. Dem französischen Mathematiker und Philosophen d ’ A1 e m - bert 2 ) war es Vorbehalten, den rechten Anstoß zur Aufstellung jenes reich ausgestattete mathematische Talent, dem die oxacten Wissen- schaiton diesen größten Zuwachs verdanken sollten. Er war von der Natur so glücklich organisirt, daß er mit einem vortrefflichen Gedächtniß, einem sel tenen Scharfsinn und mit einer ausgezeichneten Erfindungsgabe eine Arbeits kraft verband, wie die gesammte mathematische Literatur das Gleiche nicht aufzuweisen hat“. Ein Verzeichniß verschiedener auf Leonhard Euler gehaltener Lob reden (Eloges), findet sich am Ende der sehr gut von Cantor verfaßten Bio graphie Euler’s, in der bereits vorher citirten , Allgemeinen deutschen Bio graphie 1 . Das hier beigegebene, in Stahlstich ausgeführte Portrait Euler’s, ist eine Copie der Abbildung, welche Fuss in Bd. I. seiner ,Correspondance mathemat. et physique 1 beifügte. Fuss, bemerkt dazu (a. a. 0., Note, S. 25), daß dieses Portrait nach einem 1780 von Küttner gemalten Bilde copirt sei, folglich Euler in seinem späteren Lebensalter, also in der fruchtbarsten Periode seines Wirkens, darstellt. Ein schöner Kupferstich, Euler in seinen jüngeren Jahren nach einem Gemälde von Ilandmann in Basel darstellend, ziert den ersten Band des von den Gebrüdern Fuss (1862) herausgegebenen Werkes ,Leonkardi Euleri opera posthuma etc‘. 1) Lagrange ,Mecanique analytique 1 , T. I, p. 243, §. 15. 2) Jean le Rond d’Alembert wurde am 16. November 1717 in Paris geboren. Sein Name stammt daher, daß er zu Paris auf den Stufen der Kirche Jean le Rond ausgesetzt gefunden und der Frau des Glasers Alembert zum Aufziehen übergehen worden war. Erst in späterer Zeit, als d ’ A1 e m h e r t bereits ein berühmter Mann geworden war, zeigte sich, daß der Artilleriecommissair