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IGO §. 18. Erster Theil. Fünftes Capitel. welches sowohl in wissenschaftlicher wie technischer Beziehung als epochemachend bezeichnet werden muh, unter allen Betheiligten das größte Aufsehen erregte und mit groben Erfolgen begleitet war. Es ist dies die ,Hydrodynamik*') Daniel Bernoulli’s, welche 1738 in Straßburg (Argentoratum) gedruckt wurde 2 ) und auf deren Titel sich Daniel B. vor Allem als den „Sohn Johann Bernoulli’s“ bezeichnete 3 ). 1) Dan. Bernoulli ,Hy<lrodynamica, sive de viribus et motibus fluidorum commentarii 1 . Argentorati. Anno MDCCXXXVIII. 2) Bereits 1733 vollendet, als Daniel Bernonlli Petersburg verließ. Man vergleiche die nachstehende Biographie. 3) Daniel Bernoulli wurde am 29. Januar 1700 zu Groningen geboren. In seinem fünften Jahre siedelten seine Eltern mit ihm von Groningen nach Basel über, wo sein erster Lehrmeister in der Mathematik sein um 5 Jahre älterer Bruder Nicolaus II. war. Nach dos Vaters Willen sollte Daniel Medicin studiren, weshalb er dahin schlagende Vorlesungen erst in Basel, dann in Heidelberg und in Straßburg hörte; erst später (1721—1723) wurde er Zuhörer seines Vaters, der stets große Anforderungen an ihn stellte. 1723 ging er nach Italien, wo er sich theils unter Leitung von Michelotti in Venedig in der praktischen Arz neikunde weiter bildete, theils mit mathematischen Untersuchungen beschäftigte. 1724 befiel ihn in Padua eine gefährliche Krankheit, von der er jedoch bald genas, worauf er gemeinsam mit seinem Bruder Nico laus II., der ebenfalls Mathematiker war, im Jahre 1725 von der Kaiserin Katharina I. nach Peters burg berufen wurde und zwar als Mitglied der von Peter dem Großen ins Leben gerufenen Akademie der Wissenschaften. Erwähnt zu werden verdient das innige Freundschaftsband dieses Brüderpaares. Beispielsweise erzählt Da niel in einem Briefe an Gold hach (Fuss, ,Correspomlance mathematique et physique etc. 1 , T. II. p. 291), daß sie gemeinschaftlich um mathematische Ent deckungen bemüht waren, deren schriftliche Resultate sie in ein und dasselbe Kästchen warfen, dort durch einander brachten ohne nähere Angabe des jedes maligen Einzelverfassers, um sie später mit der Bemerkung „per fratrum Ber- noulliorum“ zu veröffentlichen. Daniel selbst äußert sich hierüber wörtlich folgendermaßen: „II ne sera pas mauvais de s’arreter un peu sur l’article de notre amitie, afin qu’on ne croie pas que les disputes de feu mon oncle et de mon pere nous aient servi d’exemple“. Leider starb sein Bruder Nicolaus schon im Jahre 1726, so daß er 1730, als der fünfjährige Termin verstrichen war, für welchen er sich in Petersburg verpflichtet hatte, nach Basel wieder zurückzukehren wünschte. Glänzende Ge haltsverbesserungen veranlaßten ihn noch 3 Jahre in Petersburg zu bleiben, worauf er sich um die in Basel freigewordene Professur der Anatomie und Bo tanik bewarb, diese auch erhielt und noch im Dccember 1733 in sein Vaterland zurückkehrte, das er bis zu seinem im Jahre 1782 erfolgten Tode nicht wieder verließ. Daniel B. gewann nicht weniger als 10, von der Pariser Akademie der Wissenschaften ausgesetzte Preise, welche er wiederholt mit anderen berühmten