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130 §. 15. Erster Tlieil. Viertes Capitel. Erfüllung, wo er in Berlin und Lützenburg (Charlottenburg) die schönsten, in nerlich reichsten Tage seines Lebens mit seiner königlichen Schülern im Freundin in den Gebieten der Wissenschaften verlebte. Die philosophischen Unterredungen, welche damals Le ihm z mit der pieu- ßischen Königin führte, gaben die Veranlassung und bildeten die Grundlage zu Leibniz’ populärstem Werke, zu seiner ,Theodicce‘, oder der Idee einer Recht fertigung Gottes wegen des Uebels in der Welf. Leider starb die erhabene Frau schon 1705 bei einem Besuche in Herrenhausen, so da, ß die »Theodicee, welche erst 1710 erschien, gleichsam ein bleibendes Denkmal bddete, welche Leibniz seiner königlichen Freundin nach ihrem Tode setzte._ Ungeachtet des hohen Ansehens, in welchem Leibniz bei den damaligen Monarchen Europas (Peter dem Großen, dem deutschen Kaiser karlU ) u - 8 - w -> stand, mußte Leibniz erfahren, daß ihn sein Kurfürst zwar schätzte, aber ihn niemals nach dem Beispiele seines Vaters, seiner Mutter und seiner Schuester, zu seinem Freunde erhob. Leider steigerte. sich dieses Mißyerhaltniß ganz be sonders, als seine erhabene Freundin die Kurfürstin Sophie am 8. Juni 1_<1 starb und auch der Tod der Königin Anna von England (12. August ) erfolgte, wonach der Kurfürst- Georg Ludwig, unter dem Namen Georg 1. den englischen Thron bestieg. . Von hierab betrachtete man Leibniz eigentlich nur als eine fürstlichen Gunst gefallene Größe. . Zu mancherlei noch anderen geistigen Aufregungen, insbesondere seine Streit mit Newton über die Erfindung der Infinitesimalrechnung, gesellten sich im Anfänge des Jahres 1716 bei Leibniz auch kleinere und größere kör perliche Leiden, die ihn allerdings nur selten hinderten, die Arbeit an der Voll endung seines geschichtlichen Werkes ,Origines Guelficae^zu unterbrechen Leider erfolgte sein Tod bereits am 14. November 1<16 in Hannover (1111 Eckhause der Schmiede- und Kaiserstraße)-)- Leibniz’ Asche_ ruht m der Neustädter (St. Johannes) Kirche. Eine kupferne 1 latte m einem 6er Gänge der Kirche mit der Inschrift „Ossa Lcibnitn“ zeigt die betreffende^Stelle an. Im Jahre 1790 wurde ihm am Waterlooplatze und zwar unweit der könig lichen öffentlichen Bibliothek im Archivgebäude, welcher Leibniz Vorstand, ein Denkmal errichtet. Wir schließen unsere Biographie mit Leibniz Wahlspruche, welcher seinen Sarg ziert und also lautet: „Pars vitae, quoties perditur hora, pent“. (So oft eine Stunde verloren geht, verliert man einen Theil des Lebens). 1) Leibniz Wirkte damals für die Gründung einer Societät der Wissen schaften in Wien, deren Errichtung sich jedoch gewisse ehrwürdige Vater der artig widersetzten, daß die Sache unterblieb. Es vergingen über 130 Jahre ehe sich Oesterreich einer Akademie der Wissenschaften erfreuen konnte Erst am 30. Mai 1846 wurde dieselbe in Wien gegründet und von 1848 ab datiren sic ihre Sitzungsberichte. . , 2) Der König Ernst August von Hannover ehrte Leibniz Andenken durch den Ankauf dieses Hauses, welches heute noch unverändert erhalten ist.