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128 §. 15. Erster Theil. Viertes Capitel. Wissenschaften. Insbesondere war es Sophiens fein gebildeter Geist, welcher den großen Philosophen, den kenntnisreichen Gelehrten, gewandten Schrift steller und Dichter zu schätzen verstand. Ueberhaupt beginnt von hier die glänzendste Laufbahn und die fruchtbarste Periode seines Wirkens. In diese Zeit (October 1681), die trübste Deutschlands, fällt auch eine Ilauptheldenthat Ludwig XIV. von Frankreich, nämlich der Raub Straßburgs, worüber Leibniz seinen Schmerz und seine tiefste Entrüstung aussprach, wo er immer nur konnte ')■. Im Jahre 1682 begründet der Leipziger Professor Moncke die erste in Deutschland erschienene gelehrte.Zeitschrift unter dem Titel .Acta Eruilitorum 1 , worin Leibniz die vorzüglichsten seiner mathematischen Arbeiten nach und nach veröffentlichte. 1684 erscheint in der Octobernummer dieser Zeitschrift die bereits vor her erörterte Abhandlung, welche die Entdeckung der Differenzialrechnung enthält 2 ). Neben seinen politischen, historischen und mathematischen Arbeiten finden wir Leibniz auch jahrelang beschäftigt mit der Construction einer Rechen maschine 3 ), mit Plänen zur Verbesserung der Harzbergwerke, mit Arbeiten über das Münzwesen und mit geologischen Studien, die er mit Beobachtungen 1) Leibniz machte auf jenen niederträchtigen Act folgenden Vers, den Straßburg an Deutschland richtet und welcher (nach P fl ei der er, a. a. 0., S. 135) also lautet: „Schandfleck, welchen der Rhein mit all’ seinen Wogen nicht abwasclit Daß daliegen im Schlaf allzumal Kaiser und Reich! 3 Der Verfasser bringt hier für die deutsche studirende Jugend in Erinnerung, daß Straßburg am 28. September 1870 nach siebenwöchentlicher regelmäßiger Be lagerung von den Deutschen wiedergewonnen wurde. Von Leibniz Bemühungen für den Ruhm und die seiner Zeit so sehr nothwendige Erhebung Deutschlands zu wirken, giebt u. a. auch eine Schrift Zeugniß, welche mein verstorbener Freund Archivrath Dr. Grotefend aus den Handschriften der königlichen Bibliothek zu Hannover im Jahre 1846 veröffent lichte. Diese Abhandlung trägt den Titel: .Ermahnung an die Teutschen, ihren Verstand und Sprache besser zu üben, sammt beigefiigtem Vorschlag zur Stiftung einer Teutscli gesinnten Gesellschaft 1 und beginnt mit folgenden Worten: „Es ist gewiß, daß nächst der Ehre Gottes einem jeden tugendhaften Men schen die Wohlfahrt seines Vaterlandes billig am meisten zu Gemüthe gehen sollte“. 2) Diese gelehrte Zeitschrift wurde leider mit dem Jahrgange 1776 geschlos sen, woran Kriegsunruhen und die sorglose Redaction die Hauptschuld trugen, ln den mathematischen Theilen derselben finden sich als fruchtbarste Mitarbeiter genannt: Leibniz, Iluyghens, Jacob und Johann Gernoulli, 1 ’ Hospital u. A. Mit allen Supplementen und Registern bildet das Werk eine Reibe von 117 Quartbänden. 3) Leibniz lernte in Paris die primitive und nur zur Addition und Sub-