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118 §. 14. Erster Tlieil. Viertes Capitel. anzubringen vermochte, welche zwar zuweilen von Abnahme des Gedächtnisses, nicht aber von Mangel an Geisteskraft zeugten. Ungeachtet sich seit 1722 bei Newton mancherlei körperliche Leiden ein stellten, versammelte er dennoch in seinem Hause in kleinen Kreisen die ange sehensten und geistreichsten Männer um sich, deren Mittelpunkt allerdings seine Nichte Catharine Barton (nachherige Conduit) bildete. Im Jahre 1725 verlegte er auf den Kath der Aerzte seinen Aufenthalt von London nach Kensington, wo sich sein Zustand zum Wohlbefinden besserte. Noch am 28. Fcbrnar 1727 konnte er sich nach London begeben, um einer Sitzung der königlichen Societät zu präsidiren. Indeß stellten sich die alten Uebel mit vergrößerter Heftigkeit bald wieder ein, demzufolge er am 20. März 1726, 85 Jahre alt, dem Gesetze der Natur unterlag, die sich gegen ihn so wolil- thätig, wie gegen wenig andere Sterbliche erwiesen hatte. Er wurde in der Westminstor-Abtei zu London unter allgemeiner Trauer beigesetzt mit allen den Ehrenbezeugungen, welche man sonst nur den Mitglie dern des königlichen Hauses zu erweisen pflegt. Im Jahre 1731 setzten ihm seine Verwandten in der genannten Abtei den Sarkophag als Denkmal, welcher heute noch an derselben Stelle zu finden ist 1 )- Mit Vorstehendem sind wir bereits in eine der allerbedeu tendsten Perioden eingetreten, welche in der Geschichte der reinen und angewandten Mathematik zu verzeichnen ist, zu der, worin Newton die Fl uxi o n sr e c h n u n g und Leibniz die Diffe renzialrechnung erfand 2 ) und wodurch eine gänzliche Urn- 1) Die lateinische Inschrift dieses Denkmals lautet in deutscher Ueberset- zung (nach Goldberg a. a. 0., S. 271), folgendermaßen: Hier ruht Der Ritter Sir I s a a c Newton Welcher durch fast himmlische Geisteskraft der Planeten Bewegung, Gestalten, Der Cometen Bahnen, des Oceans Ebbe und Fluth, Indem seine Mathematik ihm den Weg zeigte, Zuerst bewies; Der Lichtstrahlen Ungleichheiten, Der daraus entstehenden Farben Eigenthiimlichkeiten, Die keiner vorher auch nur gemuthmaßt hatte, erforschte. Der Natur, der Alterthümer, der heiligen Schrift Fleißiger, scharfsinniger und treuer Erklärer, Des allmächtigen Gottes Majestät verherrlichte er in seiner Philosophie, Die Einfalt des Evangeliums zeigte er in seinem Wandel. Mögen die Sterblichen sich freuen, daß unter ihnen lebte Diese Zierde des Menschengeschlechtes. Geboren d. 25. December 1642, gestorben d. 20. März 1727. 2) Zur Differenzialrechnung bedurfte Lei bniz den Begriff des Unendlich- §• 15. Leibniz.