Volltext Seite (XML)
108 §. 13. Erster Theil. Drittes Capitel. Es besteht diese Vorrichtung aus einer Reihe neben einan der in der verticalen Ebene an dünnen Fäden aufgehangener, sich berührender kleinerer oder gröberer Elfenbeinkugeln, deren Mittel punkte im Ruhezustände in derselben geraden Linie liegen. Er hebt man die Kugeln und überläbt sie dann sich selbst, so gehen sie pendelartig nieder und erlangen Geschwindigkeiten, welche den correspondirenden Fallhöhen porportional sind. In der tiefsten Stelle stoben sich die Kugeln und gehen sodann je nach der einen oder anderen Richtung zurück etc. Bei Anwendung kleiner Fall höhen erhält man mindestens mit den Formeln genäherte Resul tate, weil bei geringen Geschwindigkeiten der Luftwiderstand eben so vernachlässigt werden kann, wie die Steifheit der Fäden, an welchen die Kugeln aufgehangen sind 1 ). No lief 2 ) führte diese Vorrichtung in noch zweckmäbigerer Weise aus und richtete sie überhaupt so ein, dab sich Versuche über den centralen Stob so wohl elastischer als unelastischer Körper anstellen lassen. Auch zur Erläuterung der Gesetze über den schiefen Stob der Körper hat Nollet geeignete Anordnungen zu treffen verstanden. In ähnlicher Weise und zwar mit Pendeln von 10 Fub Länge, hat Newton Stobversuche elastischer Körper mit Berücksich tigung der durch den Widerstand der Luft bewirkten Ver zögerung angestellt, worüber ausführlich in Newton’s Werke ausführlich behandelt in dem ,Traite du mouvement des eaux et des autres corps fluides 1 , 168C in Paris erschienen und ferner in den ,Meinoiren der Pariser Aka demie 1 von 1666 bis 1699 Tome I, endlich auch in den ,Oeuvres de Mariotte 1 2 Volumes, Leyden 1717. Von letzterem Werke übersetzte Dr. Meinig in Leipzig die 1723 •erschienenen ,Grundlehren der Hydrostatik und Hydraulik 1 . Man findet darin die ersten beachtenswerthen Angaben über das Messen der Geschwindigkeiten fließender Wasser (in Flüssen und Canälen), über den Aus fluß des Wassers aus Gefäßen, über die Bewegung des Wassers in Röhren, über springende Wasserstrahlen, über den Stoß bewegten \\ assers u. dgl. mehr. Ueber- dies behandelt Mariotte in demselben Werke, bei Gelegenheit der Berechnung von Röhrenwandstärken, auch den Bruchwiderstand prismatischer Körper (S. 400 der Meinig’schen Uebersetzung) und zwar in richtigererWeise, als dies Galilei (S. 63), versucht hatte und worauf wir in einem späteren Paragraphen zurückkom men, in welchem über Leibniz und seine Leistungen berichtet werden wird. Mariotte starb 1684 zu Paris. 1) ,Oeuvres de Mariotte 1 , ä la Hage 1740, T. I, p. 1. 2) ,Lei;ons de physique experimentale 1 , T. I, p. 360. Hiernach, in sehr gut abgefaßter Uebersicht, in Gehler’s großem ,Physik. Würterbuche 1 , Bd. VIII, S. 1088 (Artikel: „Stoß“).