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§. 12. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 101 über welche letztere er später (1673) in seinem vorher besprochenen Werke ,IIorologium oscillatorium 1 ausführlich berichtete'). In den Jahren 1660 und 1663 machte Huyghens Reisen nach Paris und London, um die persönliche Bekanntschaft der großen Geleimten dieser beiden Hauptstädte zu machen. Im Jahre 1666, also in seinem 37. Lebensjahre, wurde er von Ludwig XIV. mit einem ansehnlichen Jahresgehalte als Mitglied der (ebenfalls 1666) errichteten Akademie der Wissenschaften nach Paris geladen, wo er auch in den Gebäuden der königlichen Bibliothek seine Wohnung erhielt. Hier schrieb er 1666 sein berühmtes Werk über Optik -’), worin er als Erfinder der bereits S. 79, Note 1 erörterten Vib'ra t ions-IIyp othese (Un dulations - theorie) auftritt, die Gesetze der doppelten Strahlenbrechung im Kalkspath (isländischen Krystall) entwickelt und noch andere optische Gesetze mathema tisch begründet. Ausführliches über alle diese Erfindungen und Arbeiten des Huyghens liefert namentlich Wilde in seiner ,Geschichte der Optik 1 Th. I, S. 236 und Th. II. S. 248. Wahrscheinlich würde Huyghens bis zu seinem Tode die vornehmste Zierde der Pariser Akademie geblieben sein, wenn sich der König nicht zum Wi derrufe des Edicts von Nantes (22. October 1685) hätte bestimmen lassen. Un geachtet man ihm für seine Person den ungekränkten Genuß seiner früheren, religiösen Freiheit versprach, so mochte er dennoch in einem Lande, in welchem die Religion nicht mehr eine Sache der freien Ueberzeugung sein sollte, um so weniger bleiben, da er täglich Zeuge der Verfolgungen seiner Glaubensge nossen sein mußte. Huyghens kam deshalb der Aufhebung jenes Edicts zu vor und kehrte im Jahre 1681 in sein Vaterland zurück. Hier lebte er größ- tentheils nur seinen Studien, deren literarische Ergebnisse in Poggendorff’s , Biographisch-literarischem Wörterbuche 1 verzeichnet sind. Anfang des Jahres 1695 veranlaßten Kummer in seiner Familie (obwohl er nie verheirathet war) und übermäßige Geistesanstrengung eine schnelle Ab nahme seiner Verstandeskräfte, deren er schließlich nur so viel behielt, um über sein Vermögen und seine nachgelassenen Manuscripte verfügen zu können, welche letztere er der Bibliothek zu Leyden überließ. Am 8. Juni 1695 endete sein segenvolles der Mit- und Nachwelt theures Leben. Im Jahre 1700 veröffentlichten zwei Professoren der Universität Leyden die erste Sammlung seines literarischen Nachlasses. Später gab ’s Grave sande eine vollständige Sammlung der Huyghens’schen Schriften in vier Theilen heraus, die zuerst 1724 in Leyden und 1728 in Amsterdam erschienen. 6ein, da er von den eigentlichen Gesetzen des Pendels wie sie Galilei entdeckte, keine Idee hatte. 1) Die Erfindung der Spiralfeder wird von Einigen ebenfalls Huyghens zugeschrieben, von Anderen aber der Engländer Hooke als der bezeichnet, wel cher schon vor 1658 die Spiralfeder in Anwendung gebracht habe. Man sehe hierüber insbesondere Poggendorff’s ,Geschichte der Physik 1 , §. 237. 2) Huyghens ,Tractatus de lumine 1 wurde zuerst der Akademie der Wis senschaften zu Paris in französischer Sprache mitgetheilt, seine lateinische Ueber- setzung erschien erst 1690 im Haag.