§. 8. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 91 beigegeben ist. Der dabei angewandte Hemmungsniechanismus ') ist die Verbindung vom Steigrad (Rad mit Sägezähnen) mit der Lappenspindel, der Spindelgang 2 ) und zwar in der Weise an geordnet, daß das Steigrad horizontal liegt, seine Drehachse aber vertical gerichtet ist und die Lappenspindel eine horizontale Lage hat. Die zweite Abtheilung, welche betitelt ist: „De descensu gravium et motu in eorum in cycloide“ ergänzt zuerst die wich tige Entdeckung Galilei’s von der beschleunigten Bewegung, wenn Körper frei fallen, oder sich auf zusammenstoßenden Ebe nen verschiedener Neigung bewegen und wobei der Fall schnel ler oder langsamer erfolgt, je nachdem die Neigungen größer oder kleiner sind. Letzteres Princip diente Huyghens dazu, die Bewegung, den Fall auf verschiedenen Theilen einer vertical gestellten cykloidischen Bahn zu untersuchen, wobei er die wich tige Eigenschaft der Cykloide nachwies, daß diese Curve im luftleeren Raume eine Tautochrone oder Isochrone (Linie des gleichzeitigen Falles) sei. Der unterste Punkt der Curve wird hiernach beim Herabfallen stets in derselben Zeit erreicht, von welchem Punkte m der (hohlen) Curve AB (Figur 17), das Herabgleiten (Fallen) auch immer beginnen mag. Von besonderem Interesse und Werthe ist der Satz, womit die zweite Abtheilung schließt, indem Huyghens hier die Zeit t ermittelt, in welcher ein Körper beim freien Falle (in der Luft, ohne auf deren Widerstand Rücksicht zu nehmen) den Durchmes ser a — 2r des erzeugenden Kreises der Cykloide durchfällt. Diese Zeit vergleicht er dann mit der Zeit Tdes Nieder- und Auf- 1) Unter Hemmung versteht man bei allen Uhren denjenigen Mechanis mus, mittelst welches eine rotirende Bewegung in eine oscillatorische umgesetzt und wodurch zugleich dem Regulator das ersetzt wird, was er zufolge der Reibung verliert. 2) Die ältesten Räderuhren hatte man zur Regulirung der ungleichförmig wirkenden Triebfedern oder Gewichte, mit sogenannten Windfängen (Wind- fliigeln) ausgestattet, wie solche sich noch heute bei den Schlagwerken der Uhren, bei Spieluhren etc. in Anwendung befinden. Der Windfang wurde später durch die Bilanz (das Libramentum) verdrängt, die anfänglich ans Schwungkolben bestand, nachher aber zu dem kleinen Schwungrade umgestaltet wurde, wie dies noch gegenwärtig (namentlich bei allen tragbaren Uhren) als Unruh vor- kommt.