§. 12. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 89 §• 12. Die Huygbens-Periode. Nach dem Vorstehenden muß zwar zugestanden werden, daß sich die Schüler Galilei’s an der Erweiterung der (damaligen) in- ductiven Wissenschaften (Mathematik, Physik und Astronomie) nicht ohne Erfolg betheiligten; indeß hatten sie doch keine epoche machenden Erfindungen aufzuweisen. Zur eigentlichen wirksamen Fortführung des von Galilei begonnenen Baues, mußten die Wissenschaften aus Italien nach Holland und England wandern, wo namentlich zwei Männer Huy- ghens und Newton die Weiterführung derartig erfaßten, daß erst durch sie der unermeßliche Gewinn erkannt wurde, welchen die dynamischen Forschungen den Naturwissenschaften gewähren. Ein besonderer Grund dieser merkwürdigen Thatsache lag jedenfalls mit darin, daß der neue Geist der modernen Wissen schaften in beiden genannten Ländern, frei von aller mittelalter lichen Beimischung, (gepflegt durch die Principien des Protestan tismus) in der Masse der Gelehrten ausgebildet und zur herrschen den Ansicht erhoben wurde. In Frankreich fehlten ebenfalls wie in Italien die rechten Männer zur Ausbildung der Principien der Dynamik '), während trefflichen Basreliefs verzieren, welche die hauptsächlichsten Erfindungen seines Lehrers and Meisters veranschaulichten. Bemerkenswerth dürfte noch sein, daß im Jahre 1841 der Großherzog Leo pold II. dem Galilei noch im Museum für Naturgeschichte zu Florenz eine monumentale Statue errichten ließ, welche von seinen vier berühmten Schülern Cavalieri, Castelli, Torricelli und Viviani umgeben ist. 1) Um nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu werden, der Verfasser hätte we nigstens Descartes’ Verdienste um die Mechanik nicht unbemerkt lassen sollen, copirt derselbe aus Jolly’s bereits wiederholt gerühmten ,Principien der Mechanik* S. 169 folgendes Urtheil und gesteht dabei seine völlige Uebereinstimmung damit zu. Jolly sagt: „Descartes ,Principien* wären in der Geschichte der Dy namik gar nicht zu erwähnen, wenn nicht die Bedeutung des genialen Mannes für seine Zeit der Art gewesen wäre, daß selbst seine unbegründeten Behauptungen Veranlassung zu lebhaften Controversen gegeben hätten, die ihrerseits auf die Ausbildung der Dynamik einigen Einfluß äußerten.“ (Wir kommen später auf letzteren Gegenstand zurück.) Ein höchst ungünstiges (wohl etwas zu scharfes) Urtheil fällt Montucla über Descartes’ Lehrsätze der Dynamik, im 2. Theile seiner ,Histoire des mathematiques*, indem er p. 209 Folgendes sagt: