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88 §. 11. Erster Theil. Drittes Capitel. als einen ausgezeichneten Mathematiker, der namentlich im Ge biete der Geometrie schon in seinem 16. Jahre nicht geringes Auf sehen erregte, was wohl auch die Ursache gewesen sein mag, daß ihn Galilei gewissermaßen als Sohn annahm. V i v i a n i war es auch, dem T o r r i c e 11 i seine Idee vom Luft drücke mittheilte und welchen er als seinen Freund und Mitschüler bat, die Ausführung derselben, d. h. die Construction eines Baro meters, vorzunehmen. Demnach ist es richtig 1 ), daß man das Barometer die Torricellische Röhre und uicht die Vivianische nennt, weil hier offenbar die Idee höher angeschlagen werden muß, als die Ausführung. Nach Galilei’s Tode verfolgte Viviani den Plan, die ver loren gegangenen Bücher des Aristäus über die Kegelschnitte und das denselben Gegenstand behandelnde, bis dahin für ver loren gehaltene 5. Buch des Apollonius wieder herzustellen 2 ). Viviani löste diese Aufgabe in der ausgezeichnetsten Weise und verschaffte ihm dieser glückliche Erfolg den vorzüglichen Ruf, den seine Zeitgenossen in ungetheiltem Maße ihm zugestanden. Im Jahre 1666 wurde Viviani erster Mathematiker des Groß herzogs Ferdinand II. zu Florenz, in welcher Stellung er das ganze Vertrauen dieses liberalen Beförderers der Wissenschaft und Künste gewann. Viviani war das neunte Mitglied der seiner Zeit berühmten Accademia del Cimento 8 ), ferner war er Mitglied sowohl der Royal Society in London, als auch der Akademie der Wissenschaften in Paris, welcher letzteren Auszeichnung Ludwig XIV. noch eine Pension hinzufügte 1 ). die sodann in einer Bibliothek zu Florenz untergebracht wurden und endlich in den Jahren 1842 bis 1856 durch den Professor Eugenio Alberi in Florenz zur Vervollständigung der aus 16 Octavbäuden bestehenden ,Opere coniplcte* di Galileo Galilei 4 verwendet werden konnten, von denen auch der Verfasser dieses Buches vielfachen Gebrauch zu machen vermochte. 1) Poggendorff, ,Geschichte der Physik 4 , S. 324. 2) Man sehe hierüber Chasles* ,Geschichte der Geometrie 4 . Uebersetzung von Sohncke, S. 4, Note 4. 3) Ausführliches über diese vom Großherzoge Ferdinand im Jahre 1657 gestiftete, leider aber auch (durch den Einfluß der Jesuiten) schon 1667 aufge hobene Akademie berichtet ausführlich Poggendorff in seiner ,Geschichte der Physik 4 von S. 350 bis 403. 4) Viviani benutzte die französische Pension zu einem Monumente für Galilei. Hierzu ließ er in Florenz ein Haus bauen und darin Zimmer mit vor-