§.11. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 85 sehen dadurch mächtiger erschüttert wurde, als durch die heftigsten Angriffe ihrer erklärten Gegner. Diese Briefe werden zugleich als Muster des didak tischen Briefstils in der französischen Literatur geschätzt. Pascal’s .Oeuvres completes 1 (par Bossut). erschienen 1779 und 1819 in fünf Bänden. Die neuesten Ausgaben seiner Werke besorgte Lemercier, Paris 1830. Eine 125 Quartseiten umfassende Biographie unter der Ueberschrift „Pas cal’s Leben und Wirken“, findet sich als Anhang im 2. Th. des Bossut’schen ,Versuches einer allgemeinen Geschichte der Mathematik'. Mit Anmerkungen und Zusätzen begleitet, aus dem französischen übersetzt von Be im er, Profes sor an der Universität Kiel. Hamburg 1801. Vor dem gänzlichen Verlassen der Gal i 1 e i - Periode, ist noch in Kürze, dreier seiner beachtenswerthesten Schüler Castelli, Torricelli und Viviani zu gedenken 1 ). Castelli 2 ) ist der Verfasser des ersten wissenschaftlichen Werkes über Hydraulik, welches 1628—1629 in Piom unter dem Titel erschien: ,Hella misura del l’acque correnti 1 . In dieser Schrift findet sich der gegenwärtig noch richtige Satz vor, daß sich in einem regelmäßig gestalteten Canale die Querschnitte des darin im Beharrungszustande fließenden Wassers umgekehrt wie die Geschwindigkeiten verhalten. Leider hatte Castelli über die Abhängigkeit zwischen Geschwindigkeit und Tiefe eines Flusses eine falsche Ansicht, indem nach ihm die Geschwindigkeiten der Wasserfäden den Tiefen (Druckhöhen) proportional sein müssen und daher das Gesetz der Veränderung, die sogenannte Geschwin digkeitsscala, durch ein Dreieck dargestellt wird, dessen Spitze im Wasserspiegel und dessen Basis am Boden liegt. Castelli bediente sich schon zur Abmessung der Zeit bei der Bewegung des W’assers in Canälen eines Pendels, da er von Galilei gelernt batte, daß ein sogenanntes einfaches Pendel Secunden schlagen könne, man möge die Schwingungsbogen groß oder klein machen. Castelli war es auch, der seit 1615 die hydrostatischen 1) Ein vierter berühmt gewordener Schüler Galilei’s, Cavalieri aus Bologna, ist bereits vorher (S. 27) erwähnt. 2) Castelli (Benedetto) wurde geboren 1577 zu Brescia und starb 1644 zu Rom. Im Jahre 1597 wurde er Mönch und später Abt eines Benedictiner- klosters von der (’ongregation des Monte Cassino. Er lehrte die Mathematik mit ausgezeichnetem Erfolge, erst an der Universität zu Pisa und nachher am Colle- gio della sapienza in Rom. Der grof'en Freundschaftsdienste, welche Castelli seinem berühmten Lehrer und Freunde Galilei leistete, wurden bereits vorher S. 73 in der Biographie Galilei’s gedacht.