§. 11. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 83 Endlich machte sich Roberval auch um die Lösung der vom Pater Mersenne 1646 gestellten Aufgabe „den Mittel punkt des Schwunges“ d. h. den Punkt eines nicht um seinen Schwerpunkt oscillirenden Körpers aufzufinden, in welchem die ganze schwingende Masse des Körpers vereinigt zu denken ist. Für einige Fälle löste Roberval diese Aufgabe glücklicher wie Descartes, mit dem er deshalb in heftige literarische Streitig keiten gerieth. Beide verwechselten übrigens den gedachten Punkt mit dem Mittelpunkte des Stofes, der zufälliger Weise in den von beiden behandelten Fällen, mit dem Mittelpunkte des Schwunges einerlei ist. Erst Huyghens lehrte die rich tige Bestimmung des Mittelpunktes des Schwunges. Durch den Vorgang Galilei’s, das Princip der virtuellen Geschwindigkeit zur Auflösung hydrostatischer Probleme zu ver wenden, war Pascal, ein Zeitgenosse Fermat’s (diesen noch an Genialität und Erfindungsgeist übertreffend), auf die Idee gekom men, dasselbe Princip zur Ableitung der Haupteigenschaft der flüs sigen Körper 1 ) zu benutzen, welche darin besteht, daß jeder Druck, der an irgend einem Punkte der Oberfläche einer Flüssig keit (der man das Ausweichen verwehrt hat) angebracht wird, sich sofort gleichförmig über alle Punkte der Flüssigkeit erstreckt.' In dem ,Traite de l’equilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l’air 1 (1653 geschrieben, doch erst 1663 erschienen) wird hiernach jede Flüssigkeit, die sich in einem Gefäße befindet, von P a s- cal a *s eine Maschine betrachtet, welche in ähnlicher Weise wie der Hebel, der Flaschenzug etc., die gegenseitige Wirksamkeit der angreifenden Kräfte regelt und für deren Gleichgewicht bestimmte Verhältnisse vorschreibt. Als methodischen Hauptgesichtspunkt stellt dann Pascal den Satz fest, daß es offenbar dasselbe ist wenn man 100 Pfund Wasser 1 Zoll Wegs, oder 1 Pfund Wasser 100 Zoll Wegs machen läßt 2 ). Für unseren speciellen Zweck be sonders wichtig ist ferner die Thatsache, daß Pascal 1642 eine Rechenmaschine erfand, welche zwar sehr primitiver Art war, jedoch zum Addiren und Subtrahiren benutzt werden konnte. Die übrigen Verdienste Pascal’s mögen in nachstehender Biographie zusammengefaßt werden. 1) Noch gegenwärtig das Pascal’sche Gesetz genannt. Man sehe deshalb des Verfassers ,Hydromechanik 1 (2. Auflage), S. 7. 2) Dühring, .Kritische Geschichte der Mechanik‘ (erste Auflage), S. 92.