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82 §.11. Erster Theil. Drittes Capitel. Linie der bereits (S. 44) genannte Fermat'), einer der gelehr testen Männer seiner Zeit, der auch mit beinahe allen damals berühmten Mathematikern, wie Descartes, Roberval, Pascal, Huyghens, Wallis, Leibniz etc., durch eine ausgebreitete Correspondenz in der innigsten Verbindung lebte. Wie Galilei von der Zusammensetzung der Geschwindig keiten zur Ermittlung der Gesetze für den Wurf der Körper, so machte Roberval 2 ) eine sehr sinnreiche Anwendung auf die Con- struction der Curventangenten. Roberval spricht sein Princip in folgenden Worten aus 3 ): „Nach den gegebenen specielleu Eigenschaften einer krummen Linie" untersuche man die verschiedenen Bewegungen, welche der die Curve beschreibende Punkt an jener Stelle hat, für welche die Tangente gezogen werden soll; nachdem man alle diese Bewe gungen in eine einzige zusammengesetzt hat, ziehe man die Linie für die Richtung dieser zusammengesetzten Bewegung, so hat man die Tangente der Curve“ 4 ). Im Jahre 1667 legte Roberval seine noch gegenwärtig nach ihm benannte Waage den Mathematikern und Physikern als ein mechanisches Paradoxon vor 5 ), weil bei ihr, scheinbar, an einem ungleicharmigen Hebel gleiche Gewichte in ungleichen Ent fernungen vom Drehpunkte, im Zustande des Gleichgewichts be findlich sein sollten 6 ). 1) Eine kurze Biographie Fermat’s findet sich bereits S. 44, Notel. Eine vortreffliche ausführlichere Biographie Fermat’s hat Arago verfaßt. Man sehe Bd. III, S. 41G der Iiankel’schen Uebersetzung von Arago s Werken. 2) Roberval wurde 1602 zu Roberval bei Beauvais geboren und starb 1675 zu Paris. Von armen Eltern abstammend, nahm er in seiner Jugend Soldaten dienste, ging 1629 nach Paris, wo er sich bald mit Merseune und anderen Mathematikern verband. 1631 wurde er Professor am College Gervais zu Paris und später Professor am College de France daselbst. Er war Mitglied der Acade- mie der Wissenschaften und starb zu Paris 1675. 3) Cliasles, ,Geschichte der Geometrie 1 (deutsch von Soli nck e), S. 55, §.8. 4) Beispiele hierzu finden sich in folgenden Schriften: Suter, .Geschichte der mathematischen Wissenschaften 1 , Th. II, S. 7. Delaunay, .Lehrbuch der analyt. Mechanik 1 (deutsch von Krebs), §. 53. Schell, .Theorie der Bewegung und der Kräfte 1 etc. (zweite Auflage), Bd. I, b. 206. 5) Im Pariser .Journal des Savans pour l’anmäe MDCLXVII 1 (1667), p. 36. Ferner im alten .Physikalischen Wörterbuclie 1 von Geliler(179l), Artikel „Waage des Roberval“, Th. IV, S. 619 etc. 6) Wir kommen später bei den Poinsot’sehen Kräftepaaren auf diesen Gegenstand zurück.