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§. 11. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 81 \on Mersenne’s hierher gehörigen Schriften liegen dem Ver fasser die ,Cogitata physico-mathematica' vor, welche 1644 in Paris erschienen (worin sich u. A. voriindet: „De hydraulico-pneumaticis phaenomenis; De arte nautica; De musica theoretica et practica et de harmonia; Phaenomena mechanica; Phaenomena ballistica“ etc.) Darin behandelt der Verfasser die Elasticität >), das Gewicht und den Widerstand der atmosphärischen Luft, den Ausfluß des Wassers aus Gefäßen (in einigen Dingen mit einer glücklicheren Arbeit von Torricelli zusammenfallend), wobei auch die vom ausfließenden Wasserstrahle gebildete Parabel erörtert wird u. s. w. Ebenso^ enthält das Buch rohe Versuche zur Bestimmung der Länge des Secundenpendels, Erörterungen über zusammengesetzte (physische) Pendel, über schwingende Saiten, über verschiedene Fragen der Akustik, eine Theorie der Spiegelteleskope etc. Aus dem Abschnitte „Phaenomena mechanica“ (p. 43, pro- positio XII) ist die daselbst gegebene Theorie des Keiles in sofern von einigem Interesse, als nicht nur spätere deutsche Schrift steller*), sondern sogar noch solche aus dem ersten Dritttheile dieses Jahrhunderts 3 ), derselben einen gewissen Werth beilegen. Die Mechanik der Gegenwart muß diese Mersenne’sche Theorie des Keiles für falsch erklären, indem sie auf dem unrich tigen Satze beruht „der Widerstand sei mit dem Rücken des Keiles parallel“. Richtig ist allein die Regel des Bo- relli«), welcher zuerst den Widerstand auf den Seiten des Keiles normal annahm. Zu den hervorragenden mathematischen Talenten, welche in Frankreich rasch auf die Seite Galilei’s traten, gehört in erster 1) Mersenne bespricht hierbei auch die Windbüchse und bemerkt, daß ein französischer Künstler. Namens Marin, eine solche für Heinrich IV. ange fertigt habe. ^ In Gelller’s (neuem) ,PhysikaI. Wörterbuch* wird der Nürnberger ans ..obsinger als Erfinder der Windbüchse bezeichnet, der bereits 1560 die erste gefertigt haben soll. 2) Karsten, ,Lehrbegriff der gesammten Mathematik*. Th. III (Statik fester Körper), S. 132 und 133. 3) Brix, ,Elementarlehrbuch der Statik fester Körper* §. 215 und §. 216 4) Borei li (geb. 1608 zu Castelnuovo bei Neapel, gest. 1679 zu Rom) war einer der neun Mitglieder der seiner Zeit berühmten Accademia del Cimento- erst Professor der Mathematik in Messina, nachher in Pisa. Sein berühmtestes Werk .De motu animalium*, 1685, neue Auflage, Neapel 1734, wird noch heute mit Nutzen gelesen. Varignon in seinem ,Projet dune nouvelle möcanique* (Fans 1687), erwähnt, diese Borelli’sche Arbeit, p. 85, hinsichtlich der werth vollen Erörterungen über an Seilen aufgehangene Gewichte. Rühlmann, Vorträge.