Volltext Seite (XML)
Anzeiger. ^ 249. Mittwoch den 6. September. 1854. Stadttheater. Da-Lustspiel „Er muß auf - Land" nach Bayard und de Bally van W. Friedrich ging nach längerer Ruhe am 4. September neu einstudirt in Scene und sprach diesmal nicht weniger lebhaft an, als bei seinem ersten Erscheinen vor etwa zehn Jahren. Die in diesem Lustspiele berührten Fragen, die durch dasselbe bekämpfte Richtung, nehmen gegenwärtig unstreitig noch mehr als damals du- öffentliche Interesse in Anspruch; ganz dürfte überhaupt jene Richtung nie verschwinden — das Stück, obwohl Tendenzstück mit ziemlich stark hervortretender Absichtlichkeit, wird also voraussichtlich nicht ft leicht von dem Schicksale ähnlicher Erzeugnisse, schnell zu veralten, getroffen werden. Der an sich anziehende Stoff ist von den Dichtem mit vielem Geschick bearbeitet, namentlich verstehen fie es, durch pikante Situationen zu wirken — ei» Haupt-Esftct«itlet der französischen dramatischen Muse. Wir alaube«, baß das Lustspiel bald wieder ein Lieblingsstück des PudltW»- werben wird, um so mehr, als die Darstellung halben a»f nchewr Bühne eine sehr lobenswerthe ist. — Herr Leuchert vom Josrphstädtischen Theater Lu Wim gab bi, Rolle de- Mariue- officier- Cäsar von Freimann als Gast. Er zeigte sich als ei» auch b» leichteren ConversattonS Genre sehr gewandter Darsteller, besonders in den beiden letzten Acten, wo er mit dem etwa- un- genirten Wesen des Seemann- die elegante gesellschaftliche Tournüre de- vomehmen und gebildeten ManneS zu verbinden verstand, während im ersten Acte die Ungenirtheit, namentlich den Damen gegenüber, etwas zu sehr überwog und fast an Rücksichtslosigkeit streifte. — Vortrefflich waren die Rollen der Celestine von Drang und der Frau von Flor durch Fräulein Lieb ich und Fräulein Door vertreten. Beide Damm leisteten so Brave-, wie man von ihrem anerkannten Talent nur erwarten durste. Wenn wir die- auch mit Freuden anerkennen, vermögen wir doch nicht, uns mit der Verteilung dieser beidm Rollen einverstanden zu erklären; wir sind vielmehr überzeugt, daß jede dieser Darstellerinnen noch Bessere- zu leisten im Stande wäre, wenn sie die Rollen tauschen würden. Fräulein Lied ich- glückliche- Naturell eignet sich mehr zur Darstellung heiterer, leben-ftoher oder der eleganten Welt an gehörender Frauen, als sentimentaler und ernst gehaltener Charaktere, während Fräulein Door in letzterer Sphäre vorzugsweise heimisch ist. — Zwei vortreffliche, naturgetreue Genrebilder lieferten Fräu lein Huber als Frau von Ziemer und Herr Pauli als Rath Presser. Beide hielten sich fern von aller Uebertreibung, und namentlich gab Herr Pauli den gleißnerischen Heuchler in Spiel «nd Maske sehr gelungen wieder. — Die beidm anderen bedeu tenderen Partim (Paulü« und Ferdinand von Drang) führten Fra« Häfer »nd Herr Bö ikrl mit Glück durch. Frau Häser bewies, daß sie in naiven, nicht zu schwierigen Rollen ganz Ent sprechende- zu leisten vermag, und e- ist daher zu wünschen, daß sie in diesem Fache mehr als bisher beschäftigt würde. Herrn Böckels Spiel war gewandt, die Auffassung der Rolle richtig, der schwankende und energielose Charakter des Ferdinand von Drang konnte also in befriedigender Weise zur Anschauung kommen. — Da- UMmdle war für eine erste Vorstellung lobmSwerth. Durch fernere Wtsderholungp, des hübschen Lustspiels wird die Darstellung i« Lstgemeiue» ohne Zweifel an Abrundung und Glätte noch ge winnen. . / - - - *h. Zeichen von dankbarer Gesinnung. Die ehemaligen Zöglinge des hiesigen Taubstummeninstltuts haden ihrem verewigten Lehrer und Pflegevater, Dir. Al. Reich, ein Denkmal gegründet, das in dessen Büste und einer Marmor tafel besteht und in dem Schullocale, wo der verdiente Mann so unermüdlich thätig war, mit Genehmigung des Hohen Ministerium- ausgestellt worden ist. Am 21. v. M. fand die feierliche Einweihung desselben statt, bei welcher die zahlreich versammelten Zöglinge in den an sie ge haltenen Vorträgen über den mehrfachen Zweck dieser Stiftung voll ständiger belehrt und insbesondere darauf hingewiesen wurden: es solle dieses Denkmal sie mahnen und ermuntern, in dem Glauben zu wandeln, den ihnen der Verewigte so treu verkündigt und noch in der Stunde des Todes durch Sprüche der heiligen Schrift zu treuer Bewahrung anempfohlen habe. Zu bemerk-« ist noch, daß die so wohlgetroffene Büste von einem Schüler Reichs gefertigt wordm ist und daß sich an der Gedenktafel folgende Inschrift befindet: LE. C. G Reich, geb. am 17. Ott. 1782, geff. am 20. Apr. 1852, war unS — seine« Taubstummen — ein treuer Lehrer und väterlicher Freund. LiGlpwlU«» LS»»« am 5. Lsptembvr. Lisvobakoea. 8r. 6«»«1. tLisovdabuvo. vr. Ealö. 4Itona-lli«Ier.... 110»/, IW-/. 8äebs.-8a)«r»el»e. « kerlin-^nkalt .... 131 — 8»eks -8odls»i»eds .. 166 W»/. kerliu-äteltioen. . . ns-/. — Ikürioxigebe .... 104 — Oolo-zlilläenor . . . ILS —» Oasterr. 8a«k-?loren 87 W>/. brie-r.-Wilk.-^ors- bilbu » ^ . Xab. - Dessauer 1-ao- «ivsbaob .... 143 l^eipriA-Orosilasi'. . l^irbau-2iUauoi' . . . 193./. 31'/. 193 8rauosekwoix. 8»al:- ^otiea 110/. slaß6vb.-1.eipri««r . 301 Weimar llaok-^etisa 98 — Leipziger Oel- rmd Produete»hemdelA-BSv§e Dienstag- am 5. September 1854. lDie Preise find bezügl. ») de- Oeies auf I L e t p -1 g e r Handels-EMmr, d) de- Getreides auf 1 Pre»ß. Wispel von Ls Preuß. Scheffel, o) der Oelfaat auf 1 Dre -dner Scheffel und <t) des Spiritltzs auf 1 Orhoft » 14,400 p0t. Tralle«, d. i. 180 Preuß. Quart gerich«.) Rüböl loeo 14'/, «ff Briefe, 14'/s «ff bezahlt und Geld; p. Sept., Oct. 14'/, «ff Br., 14-/4 -ff bez. Leinöl loeo 15 «ff Br. Mohnöl loeo 17'/, «ff Br. Weizen, 89 L, braun, neuer, loeo 76»/, und 77 «ff bez., 76 «ff G.; 90 L, braun, neuer, 60. 79 «ff Br., 78 «ff G. Roaaen, 84 K, loeo 60 «ff Br., 60'/, und 60«ff bez., 59 «ff Br.; p. Sept. 58 «ff bez. und G. ; v. Sept., Oct. 57 «ff Br., 56'/, «ff bez.; ?. April, Mai 50 «ff Br. Gerste, 71 L, loeo 41 ^ bez. ^ Hafer? 50T, loeo 24 «ff Br.; 52 L, 60. ebenfalls 24 «ff Br. Rap- loeo 6»/» «ff G. — W.-Rübsen.looo 6'/, «ff G. Dotter loeo 5'/, «ff A. ^ Spiritus loeo 48'/, «ff bez.; p. Oct.—Dec. 37 «ff Br., 36'/, «ff bez.; p. Jan.—Mai 34'/, «ff bez.