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r»i> 7l'i 1!!' »7,4 » 4526 habe, die letzten Jahre für derartige Organisationen nicht günstig gewesen seien, und man habe abwarten wollen, daß die Ansichten auch außerhalb der Regierung einen festem Anhaltepunct gewönnen. Es werde der Regierung sehr erwünscht sein, bezügliche Anträge auS der Mitte der Betheiligten zu vernehmen, insbesondere, wenn speciell angedeutet werde, wohin die Wünsche gerichtet seien, indem bekanntlich die Einrichtung der Handelskammern in den andern deutschen Ländern eine sehr verschiedene sei. Ob jedoch schon dem nächsten Landtage eine darauf bezügliche Gesetzvorlage werde ge macht werden können, vermöge er zur Zeit nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Die Branntweinsteuer betreffend hielt der Abg. v. Abend- roth einen länger», tiefer eingehenden Vortrag über die Besteue rung der landwirthschaftlichen Brennereien und schloß mit dem Wunsche, daß bei Eintritt günstigerer Conjuncturen auch dieser Zweig des landwirthschaftlichen Gewerbes einige Berücksichtigung erfahren möchte. Zur Beachtung. Wir halten es für Pflicht, unsere Mitbürger so wie die öffent lichen Behörden auf ein Unternehmen aufmerksam zu machen, das in nächster Zeit in Leipzig ins Leben treten soll. Es beabsichtigt nämlich der hiesige Bürger und Hausbesitzer Herr Karl Gottlieb Walther die Commission des hannoverischen natürlichen AsphaltS für Leipzig (und Sachsen) zu übernehmen. Nach Allem, was wir darüber hören und lesen, verdient dies Material die größte Beachtung. Bekanntlich hat sich hier in Leipzig früher die Belegung mit Asphalt nicht recht bewährt, und dadurch ist ein gewisses Vorurtheil überhaupt entstanden, das allerdings jenen früheren Vorgängen gegenüber nicht ungerechtfertigt erscheint. Allein dies Vorurtheil muß wohl schwinden, wenn man vernimmt, daß in Hannover der dortige Asphalt zu Trottoirs, zu Bedachungen, bei öffentlichen Bauten aller Art, besonders auch auf den Eisen bahnen benutzt wird und sich seit 6, 7, ja 11 Jahren vollkommen bewährt hat. Herr Walther besitzt hierüber Zeugnisse der betreffen den Behörden, die er gewiß Jedem, der an der Sache Antheil nimmt, gern vorlegen wird. Man muß also annehmen, daß jener hannoverische Asphalt (er wird in Limmer bei Hannover gebrochen und die Mine befindet sich im Privatbesitze des Herrn D. H. Henning) von ungleich besserer Beschaffenheit ist, als der an derwärts gebrochene. Die chemische Untersuchung hat dies auch bestätigt, und in Hannover selbst und in der Umgegend findet der Limmer Asphalt immer mehr Verbreitung. Auf der großen Lon doner Industrieausstellung erhielt auch Herr Henning für seinen Asphalt die Preismedaille. Wie wichtig für Bauten aller Art die Anwendung eines guten dauerhaften Asphalts ist, bedarf keiner weitläufigen Auseinander setzung. Die verhältnißmäßig dünne Asphaltschicht läßt keine Feuch tigkeit durch, springt nicht, bietet eine gleiche, feste und doch elasti sche Fläche, hält einen sehr bedeutenden Druck aus und ist bei alledem nicht theuer. Wir wollen nur einige Verwendungen nam haft machen: Jsolirschichten, um die Mauern neuer Gebäude gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu schützen; Gewölbeabdeckungen ; Gang belegungen aller Art: Fußböden in Fluren, Corridoren, Küchen, Badezimmern, Magazinen, Höfen, öffentlichen Gebäuden (z. B. Kirchen, Hospitälern, Casernen u. s. w.), Trottoir-, Bahnhof perrons, Kegelbahnen, Dreschtennen; Bedeckungen flacher Dächrr, Terrassen, Balkons; Fahrwege, Brücken, Viehställe; senkrechte Belegungen in jeder Höhe u. s. w. In allen diesen verschiedenen Beziehungen hat sich der hannoversche oder Limmer Asphalt bisher vortrefflich bewährt, und die Einführung desselben in unserer Stadt dürfte wohl einem wahren Bedürfnisse abhelfen. Eine kleine Probe hat Herr Walther bereits geliefert; unmit telbar vor dem Hause, worin sich die Restauration des Herrn Bickert „zum Wintergarten" befindet, liegt ein Stück jenes As phalts bereit- seit mehreren Wochen, und das Publicum kann dasselbe dort in Augenschein nehmen. Eben so hat Herr Walther ln seinem neugebauten Hause, Ecke der Reudnitzer und der Mittel straße, die Fluren, Küchen, Trottoir- u. s. w. mit seinem Asphalt ausgegossen und wird gern Jedem, der sich näher darüber unter richten will, die nöthige Auskunft geben. Wir enthalten uns, in nähere Einzelheiten einzugehen, aber wir wiederholen, die Sache verdient jedenfalls Beachtung, und wir glaube» durch diese unsere wenigen Worte der Anregung und Hin weisung nur eine Pflicht erfüllt zu haben. R. ,/ Nach schrift. So wenig wir da- Vorstehende verbürgen können und so gut wir wissen, daß sich der Asphalt, im Freien gelegt, bis jetzt bei uns nicht bewährt hat, so glauben wir d^ch, gestützt lauf auS Hannover beigebrachte gute Zeugnisse, der Persönlichkeit des Ein senders so weit Vertrauen schenken zu können, daß wir glauben, er habe die Sache geprüft und sich von deren EmpfeblenSwürdig- keit überzeugt. Die Red. Zweites Loncert des Mufikvereins Euterpe. Es wurde dieses Concert mit der Ouvertüre zu „Jphigenia von Gluck eröffnet, welche eben so wie die den ersten Theil be schließende, sehr selten gehörte Ouvertüre zur „Ernte-Cantate" von C. M. v. Weber und die Symphonie in 0 äur mit der Schluß fuge von Mozart im zweiten Theile, sehr lobenSwerth ausgeführt wurde. Frl. Katharine von Coniar aus Dresden sang das Recitativ und Arie des Orpheus aus der gleichnamigen Oper von Gluck und zwei Lieder am Pianoforte: „Der Wanderer" und „Ungeduld" von Franz Schubert. Die Gastin ist bereits in ihrer Vaterstadt zu verschiedenen Malen mit entschiedenem Beifall aufgetreten und hat sich dadurch einen nicht unbedeutenden Ruf als Concertsängerin erworben. Auch hier wurde sie vom Publicum sehr freundlich ausgenommen. Ihre Stimme ist, besonder- in der mittleren und tieferen Lage, klangvoll, dabei musikalisch nach der modernen italienischen Schule wohl gebildet; doch machen sich neben den Vorzügen dieser Methode auch deren Mangel in dem Gesänge des Frl. von Coniar vielfach bemerklich. Au diesen rechnen wir einen übertriebenen, fast an das Manürirte anstreifenden Ausdruck und jene- Tremoliren, das keineswegs seinen Grund in einer Schwäche des Organs hat, vielmehr nur absichtlich als ein Mittel zur Erhöhung des Ausdrucks angewendet wird, da- viele Gute aber, das die Sängerin bietet — besonders auch die nicht zu leugnende Leichtigkeit und Eleganz im Vortrag — wesentlich beeinträchtigt. Die angeführten Mängel traten namentlich in der Gluckschen Arie hervor, während der Vortrag der beiden Lieder auf bedeutend höherer künstlerischer Stufe stand und deshalb von entschieden günstigerer Wirkung war. — Als Solovortrag hörten wir in dieser Aufführung ein von Herrn Fr. Grützmacher componirtes und gespielte- Concert für Violoncell. Der tüchtige und mit Recht allgemein anerkannte Künstler seines schönen In strumentes löste seine schwierige Aufgabe zur vollsten Befriedigung und erfreute sich auch diesmal eine- ungetheilten Beifalls. —i. Vermischtes. (Für Auswanderungslustige.) Ein im Staate In diana in den nordamerikanischen Freistaaten angestellter Prediger, der aus der Altmark stammt, aber seit fünfzehn Jahren in Amerika sich aufhält, ersucht alledeutschenAeitungen, folgende Zeilen zum Besten Solcher, die auswandern wollen, in ihre Spalten auf zunehmen: „Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind in diesem Sommer mit sehr großer Dürre heimgesucht worden, so daß die Haupternten an Welschkorn und Kartoffeln gänzlich ver loren sind. Einer solchen Dürre kann ich mich weder in Deutsch land, noch seit fünfzehn Jahren in Amerika erinnern. Da- Vieh verschmachtet wegen Wassermangel-, und die Bewohner blicken mit trüben Augen in die Zukunft. Die Folge davon ist, daß alle Geschäfte ins Stocken gerathen, und wenig oder gar keine Be schäftigung für den Arbeiter zu finden ist. Die Brod- und Frucht preise sind schon sehr hoch und steigen täglich. Kommen nun in dieser Zeit Leute aus dem deutschen Vaterlande herüber, so müssen sie in große Noch und Elend gerathen, zumal wenn sie kein Capital haben, was bei den wenigsten der Fall ist. So stehen sie denn arm und verlassen, hülflos und ohne Mittel da, ohne Kenntniß des Landes und seiner Sprache, ohne Arbeit und ohne Brod. Vor dem Herbst 1855 rathe ich Niemandem seine Hei- math zu verlassen, denn er ist dort unter den schlimmsten Verhältnissen besser daran als hier." Ein hundertjähriges Jubiläum könnte 1855 die Buch druckerei von Breitkopf und Härtel in Leipzig fetern. Die Kunst, Noten zu drucken, wurde daselbst wohl zuerst angewendet, das erste musikalische Werk dieser Art auS dem bekannten Hause datirt sich vom Jahre 1755. (A. f. d. elegante Welt.)