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Lri-Mer Tageblatt und Anzeiger ^ 22« den 8 August. 185^. Vas Gallisiren des Weines vor dem öffentlichen Nichterstuhle. Es wird für manche Leser d. Bl. an der Elbe und Saale nicht uninteressant sein zu hören, daß diese Angelegenheit auch vor der XVIl. Vers, deutscher Land- und Forstwinhe, welche vom 26. d. M. biS zum 1. Septbr. in Eleve ragen wird, zur Sprache gebracht werden soll, indem man sich auf Anfragen seitens des Vorstandes beifällig für dre Sache ausgesprochen. DieS ist wichtig, weil eine Partei unter den rheinischen Producenten und Händlern eS bisher zu vereiteln gewußt hat, daß diese, ihrem Privarintereffe nachtheilige, für daS Gemeinwohl aber höchst wichtige Neuerung in ihr volles Recht der allgemeinen Anerk nnung eingesetzt werde. Da nun im September in Wiesbaden unerhörter Weise die Ver sammlung deutscher Wein- und Obstbauer stattfindet, welche sich doch füglich, wie von Hau- au- und später wiederholt, der all gemeinen Versammlung in Cleve hätte anschließen können, so ist vorherzusehen, daß dort im Kreise der Particularinteressenten wiederunk gegen baS Verfahren intriguirt und der jungen Wahr heit der Kopf eingedrückt «erben soll. Also muß man dahin streben, hie Frage vor daS allgemeinere unbefangene Forum in Eleve zu bring«. Doch wenn ich jubieiwn soll. Verlang' ich auch da- Maul recht voll! heißt es im Faust. Um die- bewerkstelligen zu können, sollten patriotische, wohlhabende Weinproducenten in unseren Gegenden Partien von 6—12 Flaschen nach Cleve senden, und sie können nach meiner vielfältigen Erfahrung versichert sein, den Rhein ländern, meinen Landsleuten, ganz gewaltig den Staar über da- „Gewächs sieht äu- wie Wein", zu stechen. ES braucht kein sogen. Naturwein, sondern e- soll vielmehr gallisirter oder chapta- llsieter sein, um da« Verfahr« desto schlagender zur Anerkennung zu bringen, wiewohl manche Naturweine hiesiger Lande sich trefflich neben vielen Tischweinen deS Rheine- und seiner Nebenflüsse sehr mundend au-nehmen. Wer keine Proben von 6 oder mehr Flaschen schicken kann, der sende weniger und vereinige sich mit Mehreren zu gemeinsamer Verpackung. Auf vorherige Anfrage beim Localcomits zu Cleve wird auch wohl Fra'chtfreiheit zuge standen werden. Jedenfalls ist die Frachtvermittelunq so einzu- leiten, daß die Colli an die. Agentur der Cöln-Düsseldorfer Dampfschifffahrts-Gesellschaft zu Ruhrort, welche für die Strecke bi- Emmerich, wo sich die Hauptagentur der Sache weiter an nehmen wird, Frachtfreiheit zugestanden hat, gelange. Auf dem Begleitbrief muß dann bemerkt werden: „Zur Ausstellung der xvn. Vers, deutscher Land- und Forstwinhe in Cleve, von Emmerich an den Herrn Garteninspector Wolde zu Waffernburg bet Cleve zu befördern." Von dem Grundsätze au-gehend, daß da- Gute und Bewährt« »um gemeinen Besten zur durchdringenden Anerkennung ge bracht «erd« müsse, thue ich, waS ich mit meinen schwachen Kräften in dieser Sache thun kann, indem ich obigen Vorschlag den Weinproducente« an der Elbe, Saale und Unstrut auf diesem Wege zu vermitteln suche. Hoffentlich werden auch andere öffent liche Blätter zur baldigen Weiterverbreitung sich geneigt finden lasse«. Leipzig. Prof. Victor Jacobk. Line bemerkenswerthe Uatnrerscheinnng im parke. Au den Naturfreuden, welche der gegenwärtige, in seinem An fänge so wenig versprechende Sommer bietet, gehört der außeror dentliche Reichthum an Früchten der meisten Bäume und Sträuchen So sind von manchen Ahornart« im Rosenthale die Zweige förm lich durch die Wucht der Früchte gebogen. Hier handelt eS sich indeß um einen Baum, für den unsere Flußniederung einen sehr ungünstig« Standort'bietet, welcher daher auch nur in vereinzel ten Ex mplar«, künstlich angepflanzt, in öffentlich« Anlag« und Privalgälten getroffen wird und nirgends, waS wenigsten- ältere Exemplare betrifft, ein befriedigende- Ansehen gewährt ES ist von der Weißtanne die Rede (l^inus picea, ö, k. p» etinata, Oec., i>. ^divs, <ia Ikoi), von welcher u. A. auch einige kleine Exemplare oben um den obersten östlich« Rand des Schneckenberges, den man Gcllertderg zu nennen sich gewöhnen sollte, zwei größere aber am Ende de- Gebüsche- von Fichten oder Rothtannen (k>. 0 , k*. picea, äo k?oi, kV excclaa, Oam ) an der Oüseite de- Schwan- reiches da st.h«. wo der Weg nach der Schützenstraße hinanfWßxt. Trotz dem die Bäume für den Kenner sehr unerquicklich rrsttMU«, namentlich ihre-, sonst die Ahlißtanne schon au- weiter Ferne kenntl ch machenden, rechtwintzttg abstehenden Gtpft-qulrl- entbehr« und nicht, wie auf gedeihlichem Standorte, ihre Aeste so geradauS von sich streck«, auch die Rinde krankhaft au-steht, hat da- süd liche Exemplar doch Heuer ein« ganzen Trupp von ca. 16 zusam menstehenden Zapfen in der im Gegensatz zur Fichte und Küfer aufrecht« Stellung angesetzt und gewährt dadurch einen, für den Laien befremdenden, deshalb überraschenden Anblick. Die Pupp« sehen au- da oben auf ihrem luftigen Wipfel wie eine auf hohem Gpitzberge sich umschauende Reisegesellschaft. Der Baum hat auch unbefruchtet eine sehr umgebogene Spitze. E- sei noch für da- große Publicum bemerkt, daß die Tanne nicht, wie Fichte Kiefer und Lärche, ihre eigenthümlich beschuppten Zapfen unversehrt ab wirft, sondem die Schuppen öffnen sich oben auf dem Baume, lass« den beflügelten Saarn« ausflieg« und fallen ab, so daß zuletzt nur die isolirte Aapfenfpindel stehen bleibt. D. I. Das dreifache Ärbei. Schritt für Schritt mit seiner zunehmend« Größe traten <« unserer Stadt theil« Verbesserungen, theilS Verschönerungen, theilS größere Bequemlichkeiten in da- Leben. Ungehdare Seitenwege mußten Trottoir- Platz machen; Häuser, die man früher gesperrt hielt, öffnet« nach zwei Straßen ihre Thore, und an Häufe«, wo sonst geschrieben stand: „Dieser Durchgang ist verbot«", steht jetzt, gleichsam einladend zur Passage: „Durchgang! — Neue Monumente zieren die Promenade, die Anlagen derselben ver mehrten oder erweitert« sich, eine neue Allee in großartigem Maß stabe ist bereit- angelegt; den Meßmarktplätzen wußte man eine vortheilhaftere Einrichtung und eine größere Uebersichtl'chkeit zn geben ; die Eckbuden, welche die Eingänge zu den Hauptstraßen verunziert« und den Verkehr hemmten, sind verschwunden, und bald werden auch die neugierig« Kellexschnecken ihre Fühlhörner wieder bi- in ihre Häuser zurückgezogne haben; da- häßliche Bau denkmal der UniversttätSstraße, da- fein« Kopf, gleich einem Be trunken«, vom überfallen ließ, kam zu Falle, um reiner und schöner al- je und kerzengerade wieder aufzustehen; dem roch« Gespenst ln der Ritterstraße, rothe- Collegium genannt, wird bko Universität, die in der Neuzeit in Verschönerung der Stabt mit