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3167 wurden sie vor dem KömgSthor bemerkt. Und man vermuthet, daß sie sich hausirend, wie eS schon öfter der Fall gewesen, auf eigene Hand Herumtreiben." Auch anderwärts werdm ähnliche Erfahrungen gemacht. In L. laufen so zwei Kinder herum, deren Großvater Besitzer eines nicht unbedeutenden Grundstückes und der sonst nicht unbemittelt ist. — Andere Kinder der Art werden von Gästen in den Bicr- wirthschaften auf mannichfache Weise verdorben. Hier thut Ab hülfe Noch. Ein Zug aus dem Leben des Professor und Bergraths vr. Schueler in Jena, dessen früher Tod am 13. Juli erfolgte, ist wohl den Lesern dieses Blattes von Interesse. Derselbe giebt einen Beweis von dem außerordentlichen Sammler-Talent, welches der Verstorbene hatte. Schueler kam auf einer seiner Reisen nach Smyrna, wo, wie ihm wohl bekannt war, viele dem Sammler wichtige Gegenstände in Privathänden waren. Er ging am Tage nach seiner Ankunft zu einigen Antiquitätenhändlern, kaufte Werth- volleS und Werthloses bunt durcheinander, ohne zu handeln, für jeden nur geforderten Preis und ließ Alles sogleich durch einen Lohnbedienten, der ihm mit einem Sack voll Gold - und'Silber münzen folgte, bezahlen. Wie ein Lauffeuer ging sogleich das Gerücht durch die ganze Stadt, es sei ein Franke da, der in thörichter Unkenntniß selbst daS Werthloseste zu enormen Preisen ankaufe. Die Folge davon war, daß TagS darauf von allen Seiten, selbst aus den entlegensten Winkeln, Alterthumsgegenstände her- beiströmten, und nun suchte Schueler nur das Werthvollere auS und bekam bei der großen Concurrenz das Meiste unter dem Werth. Nur auf diese und ähnliche Weise ist eS erklärbar, wie Schueler eine wahrhaft fabelhafte Menge der verschiedenartigsten und werthvollsten Gegenstände zusammen bringen konnte, eine Sammlung, die den Betrag seine- ursprünglichen Vermögens mindestens um das Awanzigfache überstieg. In dem Schlosse zu Jena waren früher zwölf große Säle so dicht gefüllt, daß an eine übersichtliche Aufstellung kaum zu denken war. Vor einigen Jahren überließ er einen großen Theil der Kunst- und Naturschätze der Universität Heidelberg gegen eine Leibrente. Die Ostsee-Zeitung giebt ein Pröbchen, wie theuer den Alliir- ten die Verpflegung der Truppen in der Krim zu stehen kommt. Das Stettiner Schiff „Teutonia", Capt. Lange, wurde im April mit einer Ladung Heu von Plymouth nach Balaklawa zu 192 8. und 5 pCt. pr. Ton von 110 Cbf. vom englischen Gou vernement befrachtet. Dies macht für daS 318 Last große Schiff etwas über 16,000 Thlr. Das Schiff kam am 21. Mai in Balaklawa an, mußte jedoch von dort bald darauf nach Kamiesch gehen, weil der Hafen überfüllt war. Auch hier konnte dasselbe wegen Mangel an Raum nicht entlöscht werden, und das englische Commiffariat, welches die Fracht übrigens sofort ausbezahlte, er klärte dem Capitain, daß er hier wahrscheinlich gegen Zahlung von Liegegeldern mehrere Monate liegen bleiben müsse. CS bewilligte in diesem Fall 16 8. 6 ä. a 18 8. 6 6. pr. Reg. Ton und Mt., und viele Schiffe liegen dort auf diese Weise. Die „Teutonia" erhält seitdem pr. Mt. 410 Lstr. Liegegeld. Das Heu befindet sich in gepreßten Ballen und kommt so der Centner Heu theurer als ein Scheffel Weizen. Zur CivilisationSfrage zwischen England und Rußland. Ein Engländer, I. S. Buckingham, giebt in einer kürzlich erschienenen Selbstbiographie manche interessante Mittheilungen über englische Zustände und zwar auch über solche, von denen die freie englische Presse keine Notiz zu nehmen beliebt. Unter Anderm offenbart er in der Schilderung einer „Knutenstrafe durch die ganze Flotte" die schrecklichen Geheimnisse der berüchtigten „neunschwän- zigen Katze". „Der Verbrecher (er war des NachtS von seiner Familie weggerissen und zum Matrosen der Flotte gepreßt worden und wieder entlaufen) mußte zu diesem Zweck durch alle Schiffe im Hafen nackt, auf zusammengedundene Balken geschnürt, die Runde machen, um auf jedem zwölf Streiche mit der Flottenknute (eat o'nino tail8) zu empfangen. Die Balken waren so gebun den, daß er darauf förmlich inS Kreuz gelegt werden konnte, die Füße unten zusammen, die Hände oben in möglichster Ausdehnung von einander geknebelt, der ganze Oberkörper entblößt. Die Flot- tenknute ist viel schwerer und complicirter, als die für Landsoldaten. Jeder der neun dicken Stricke ist voller Knoten, so daß zehn Hiebe hrr ersteren in gleicher« Coürse mit hundert der letzteren stehen. Für den Deserteur war außerdem verordnet, daß zwischen jedem Hiebe, nach dem Gesetz mit der vollen Kraft des geschwungenen ArmS und Marterinstruments zu appliclren, mindestens eine Minute vergehen mußte. Gleich nach dem ersten Streiche spritzte Blut. Nach Beendigung des ersten Dutzends war der ganze Rücken de- Unglücklichen eine wüste Masse von zerrissenem Fleisch und Blut. ES ward ein in Essig getauchtes Stück Zeug darüber gedeckt und der Unglückliche nach dem zweiten Schiffe gebracht. — AlS er auf das zehnte Schiff gebracht ward, schrie und ächzte er nicht mehr, sondern lag ganz still. Als man hier die gesetzmäßige Portion etwa zur Hälfte aufgetragen und der Körper ganz ruhig blieb, er klärte der Wundarzt, der Mann könne ohne Gefahr für sein Leben nicht weiter gepeitscht werden, obgleich noch sieben Schiffe zur Vollendung „der Runde" übrig wann. In der That aber waren, wie sich hernach ergab, bereits auf dem vorletzten Schiffe die Streiche auf einen tobten Körper gefallen. Sehr erklärlich: schon nach dem ersten Hiebe sprang daS Blut, zwischen jedem folgenden mußte eine Minute verstreichen und der Transport von einem Schisse zum andern dauerte 10—15 Minuten." — Das sind dieselben Eng länder, das ist dieselbe englische Flotte, welche gegen Rußland „im Interesse der Civilisation gegen die Barbarei" Krieg führen — frei lich nur gegen die friedlichen Handelsschiffe und wehrlosen Küsten orte Rußlands, und nur mit Plünderung, Brand und Zerstörung. ES ist doch ein löblich-köstliche- Ding um diese englische Humani tät und Civilisation! (B. Atg.) Aus der Provinz Preußen wird von einem Schalk folgender Rechtsfall berichtet: Eine reiche Dame aus Berlin, die ihrer Nationalität nach mit dem Casus der Artikel und Pronomina sich oft kühne Verwechselungen erlaubte, wurde von einem jungen Manne gerichtlich belangt, sie solle daS Heirathsversprechen, da- sie ihm gegeben, erfüllen. Die Dame wollte davon loskommen und trug ihrem Advocaten auf, jedes Mittel zur Rettung ihrer Freiheit anzuwenden. Der gewandte Jurist machte denn auch geltend, die verklagte Dame sei zu nichts verpflichtet, denn sie habe aus die zudringlichen Fragen ihre- Verehrers stets geantwortet: „Ich will Ihnen und nur Ihnen ." „Liegt darin ein Heirathsver sprechen?" so soll derVertheidiger vor Gericht plaidirt haben. „Kön nen Sie wissen, was die unglückliche Dame mit diesen mysteriösen Worten sagen wollte? Bei uns zu Lande, meine Herren, sagt man: Ich will Sie, — und wer da sagte: Ich will Ihnen, sagt damit eben, daß er nicht sagen wollte: Ich will Sie!" — Der Gerichtshof soll im Begriff gewesen sein, zu Gunsten der Verklagten zu entscheiden, als der Advocat des Klägers geltend machte, daß dieser seinen Antrag gestellt habe: „Wollen Sie mir?" und darauf habe die Dame allerdings konsequent geant wortet: Ich will Ihnen!" — Die Entscheidung steht noch bevor. Große Johannisbeeren zu ziehen. Um große Johannis beerfrüchte zu gewinnen, darf man nur immer junge Stauden nachziehen, denn je älter die JohanniSbeerstauden werden, desto kleiner werden deren Beeren. Am größten sind die Beeren, wenn die Stauden 3 — 7 Jahre alt sind. Da sich der Johannisbeer strauch leicht durch Schnittlinge fortpfianzen läßt, so bedarf es keiner Kunst und Mühe, immer große Johannisbeeren zu ziehen. Aber selbst ältere Stöcke liefern noch recht große Früchte, wenn man sie öfter mit Rindsblut, das sie ungemein lieben, begießt. Stärkemehl aus unreifem Obst. Die Aepfel werden, von den Schalen und Körnern befreit, sorgfältig abgewaschen und auf einer Reibevorrichtunq, welche auf einem 2/z mit Wasser an- gefüllten Gefäß steht, in Brei verwandelt. Die- und das Ablassen und Aufgießen des Wassers wiederholt. Der Niederschlag zeigt jetzt oben eine faserige Schicht, unten eine feine grüne fast gallert artige Masse. Beide werden abgesondert, mit einer Kelle sorgfältig aus dem Gesäß genommen und in einem Metallsiebe, das zu seiner Hälfte in einem mit Wasser gefüllten Fasse befestigt ist, noch einmal durchgewaschen. Von Zeit zu Zeit wird Wasser all dem Fasse geschöpft und auf den Brei im Siebe gegossen, um die Scheidung zu befördern. Nach etwa zwei Stunden wird da- Wasser von dem Fasse nach und nach abgelassen, der Niederschlag mit der Kelle herausgenommen und zum Trocknen auf einen Rost von Stäben mit unterlegtem Papier gebracht. DaS Wasser von den zwei ersten Ablassungen kann man in ein andere- Gefäß bringen; eS bildet sich in demselben ebenfalls ein Niederschlag, mit welchem wie oben angegeben, verfahren wird. Von 120 Pfund Aepfeln erhält man 19»/» Pfund trockene Stärke.