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316« Befürchtung Raum ztt geben, das dem Kaiser die Anhänglichkeit feiner Völker entfremdet werde, und daß die in dieser Beziehung von der Regierung eingeschlagene concentrische Richtung nicht kräftigere und gesundere Küchte tragen sollte als die excentrische. Eine Lockerung der nach dieser Seite hin in der obersten Staats verwaltung angebahnten Verhältnisse möchte, da nun einmal der Erfolg der Begebenheiten solche herbeigeführt hat, nicht anzurathen sein, wenn auch keineswegs geleugnet werden darf, daß theilS die im Lande Unzufriedenen, deren eS in allen Staaten giebt, theilS die im AuSlande versteckten Leiter der revolutionairen Propaganda diese Centralisation als Stichblatt ihres weit verzweigten, ränke vollen Treibens sich auSzuersehen beflissen sind. Bei einer zweckmäßig angebahnten, die Einheit deS Reichs vorauSsetzenden Centralisation vermag der VolkSgeist, ein echtes Volksleben, daS zur Kräftigung der Monarchie ein Wesentliches beiträgt, sehr wohl zu bestehen, ohne durch einen leeren Formalis mus erstickt zu werden. Eine nach den Grundsätzen einer weisen Politik organisirte kräftige Centralgewalt concentrirt alle Zweige der obersten Staatsverwaltung in sich, überläßt aber daS minder Wichtige oder Locale so viel alS möglich den einzelnen Gemeinden. Zu einer zweckmäßigen Centralisation gehört vor allen das Vor handensein von Rechtsinstitutionen, durch welche die persönliche Freiheit und daS Eigenthum der Staatsangehörigen gesichert er scheint, und die- wichtige Moment im Staatsleben finden wir im Organismus deS österreichischen Kaiserthums entwickelt. Sodann tritt auch daS Oberhaupt deS Staats in seinem Glanz als edler, schirmender Hort deS Ganzen hervor, und die Persönlichkeit, der Charakter, das Auftreten, die ganze Erziehung deS jetzigen Kaisers verspricht dem Gedeihen deS Reichs eine günstige Zukunft. Sehenswürdigkeit. Herr Franz Korab, Schneidermeister auS Kleinskal beiReichen- berg in Böhmen, auf der Reise nach Paris begriffen, um einen von ihm und seiner Frau gefertigten Prachtteppich zur Weltausstellung zu bringen, wird etliche Tage hier verweilen, um sein Prachtstück auch dem kunstsinnigen Publico Leipzigs zur Ansicht vorzulegen. Dasselbe hat bereits in Dresden vor Ihrer Majestät der Königin von Sachsen und Ihrer Durchlaucht der Herzogin von Genua Be wunderung und Anerkennung gefunden. Der Künstler hat mit seiner Frau zwei Jahre und einen Monat daran gearbeitet. Der Umfang deS Teppichs beträgt 144 Quadratfuß und sind dazu 29'/r Ellen Tuch von allen möglichen Farben verbraucht worden. Die Zusammensetzung desselben besteht auS einer sehr großen Menge Stückchen Tuch und auS Seidenstickerei. 52 königliche, herzogliche, fürstliche und gräfliche Wappen bilden die Kante, über deren Ecken die Abbildungen mehrerer hohen Fürsten zu Pferde prangen. Der Kante zunächst sind an den vier Seiten die Städte Hamburg, Passau, Brüssel und Lüttich auS tausend und abertausend Stückchen Tuch, der schönsten Kunstmalerei nichts nachgebend, kunstvoll dar gestellt. Außer vielen andern hier nicht aufzuzählenden Verzierun gen prangt in der Mitte des Teppichs als Hauptstück daS kais. königl. österreichische Wappen, umgeben von 11 Wappen der Kron- länder in kunstvoller Ausführung. Kurz das Ganze ist ein Stück Arbeit von Bedeutung für Kenner und Nichtkenner. Da Herr Korab zu Ausstellung seines Kunst- und Prachtwerks für einige Tage obrigkeitliche Genehmigung erhalten hat, so machen wir das kunstliebende Publicum mit dem Wunsche hierauf aufmerksam, daß er auch hier Anerkenntniß seine- Kunstfleißes finden möge. K. Vermischt«». Mittheilung auS Franzensbad. Au den Verbesserungen, welche Franzensbad in neuester Zeit erhalten hat, gehört die Ein richtung de- BadehoSpitalS. Die Zimmer desselben sind in ihrem jetzigen Zustände anständig eingerichtet und mit guten Betten ver sehen. Die Pflege anlangend, erhält der Kranke täglich zwei Mal ärztlichen Besuch und als Kost 1'/»Pft>. Brod oder dafür verhält- nißmäßig Weißbrod, deS Morgen- Suppe oder Kaffee, deS Mittag- aute Fleischbrühe, Rindfleisch mit Gemüse und Mehlspeise oder Compote, deS Abend- eine Suppe und endlich die Bäder; alle- ohne Zahlung. Au bemerken ist noch, daß Kranke jeder Nation (Inländer und Ausländer), so wie jeder Confefsion ausgenommen werde«. Zahl der Stndirenden auf folgenden deutschen Universitäten: Berlin zählte im Winter 1854/55 1484, im Sommer 1855 1335. Bonn „ 765, /, // 500. BreSlau „ ,/ // 823, // // ,/ 816. Erlangen „ // // 521, // ? Freiburg „ ,, 344, // ,/ 311. Gießen „ // // 378, // 366. Göttingen „ /, ,/ ,/ 713, /, ,/ 713. Greifswald „ // // // 222, // // /, 221. Halle // // 629, // ,/ 665. Heidelberg „ // 695, // // ,, r Jena „ // r /, 384. Leipzig „ 813, /, 808. Marburg „ ,/ 251, 229. München „ /, 1531, // ,, ,/ 1496. Rostock „ /, // 92, // // r Tübingen „ // /, 693, // ,/ 697. Würzburg „ /, 818, // 792. Zur Beurtheilung der umfassenden Verhältnisse des deutschen Theaters wird folgende statistische Notiz von allgemeinem Interesse sein. Es giebt in Deutschland 165 Theater, davon 19 wirkliche Hostheater, 12 Stadttheater ersten Ranges, 28 Stadttheater zwei ten Ranges, 39 Stadttheater dritten Ranges, 67 reisende Gesell schaften, von denen 20 sehr gut renommirt und eben so gut finanziell situirt sind. Der Umsatz an Capital wird bei den Theatern ersten Ranges zwischen 100—400,000 Thlr., bei den großem Stadt- und kleinem Hoftheatern zwischen 80—100,000 Thlr., bei den kleinem Stadttheatern zwischen 36—50,000 Thlr. und bei den nur während der Wintersaison bestehenden Bühnen kleinererArt auf6—20,000 Thlr. berechnet. Die Zahl der in Deutschland lebenden Schauspieler, Sän ger und Tänzer beläuft sich auf 6090, die Zahl der Choristen, Or chestermitglieder, Theaterbeamten, Garderobier- rc. auf 8000. — Rücksichtlich der Gagen ist annäherungsweise berechnet worden, daß die Zahl der Kunstkoryphäen aller Branchen, welche 2500—6000 Thlr. oder 4000—12,000 Thlr. beziehen, 50 beträgt. — Die Gehalte bei Hof- und Stadttheatem ersten Ranges belaufen sich für den Künstler, dem ein erstes Fach zugetheilt, durchschnittlich auf 1000—2500 Thlr., Mitglieder für zweite Fächer erhalten 500—1000 Thlr. Gute Stadt theater und kleine Hoftheater, als zweite Kategorie angenommen, zahlen für erste Fächer 800—2000 Thlr., für zweite 400— 600 Thlr. Theater dritten Ranges zahlen für erste Fächer (alS Maximum 1000 Thlr., für ersten Tenoristen und erste Sängerin 1000 Thlr.) 400—800 Thlr , für zweite Fächer 250—400 Thlr. — Reisende Gesellschaften zahlen alS Maximum Gagen von 40—50 Thlr. mo natlich, 12—15 Thlr. alS Minimum. Chorsänger und Orchester mitglieder pflegen zwischen 14 und 24 Thlr. und 16—36 Gulden Gage zu erhalten. Wie riesenhaft die Verhältnisse der Bauholz-Production in Nordamerika sind, mag man daraus entnehmen, daß bei Peter- borough in Canada eine Sägemühle täglich 138 Sägen in Bewe gung hat, welche selbst wieder durch Maschinen geschärft und auSge- hämmert werden. Sie schneidet jede neun Monate 70,000 Stämme. Eine einzelne Firma, Egan and Comp., beschäftigte im letzten Winter 3800 Mann zum Holzsägen, 1700 Pferde und 200 Stiere zum Schleppen des Holzes und 400 doppelte Züge, um Essen und Fourage beizuschaffen. Der Holz-Vertrieb ist in Canada so gestiegen, daß auS Quebec allein im vorigen Jahre an 18 Millionen Cubik- fuß Tannenholz ausgeführt wurden, während 1847 die Ausfuhr bloS 9,629,000 Cubikfuß betrug. Die Wälder Canada- sind noch auf viele Jahre mit Holz in Ueberfluß versehen. Man hat berechnet, daß auf den Meerenungefähr 136,000 Schiffe schwimmen, die China s und de- Orient- ungerechnet. Drei Vier theile gehören dem civilisirten Westen und den Vereinigten Staaten an. An Bord dieser Fahrzeuge befinden sich über 80,000 Matrosen. AuS Berlin schreibt man: „Daß die Knaben und Mädchen, welche mit Blumen, Backwaaren u. s. w. hausiren, nur zu oft nicht- weiter sind, als junge Bummler, davon weiß der Local bericht wieder eine Geschichte zu erzählen. Zwei Kinder eine- Arbeit-manneS, daS eine 13, daS andere 11 Jahre alt, find am 20. Juli nach der Karlsstraße geschickt worden, um Backwaaren zu holen, und seitdem nicht wieder nach Hause gekommen. In den nächsten Lagen sah man fie in benachbarten Dörfern,^später