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2998 wohnem nur 220,OOS Muselmanen (wsvsn in dirHerz-gawlna allein 70,000). Schon diese Verhältnißzahlen werden einleuchtend »achen, das eine Gleichstellung und Bewaffnung der christlichen Bevölkerung der Türkei dahin führen muß, das bisherige Herrschast-verhältniß um zukehren. Das unnatürliche System der Herrschaft der Minderzahl über die Mehrzahl, der Herrschaft der Stumpfheit und rohen Ge walt über Intelligenz, Erwerbfleiß und Wohlhabenheit kann nicht fortdauern, sobald die bisherigen Fesseln gelöst sind. Dies ist jetzt formell geschehen, und sobald oie christliche Bevölkerung es er kannt haben wird, daß damit der Anfang de- Machtübekqanges auf die bisher Recht- und Kraftlosen geschehen ist, tritt der Wen depunkt der muselmanischen Herrschaft in Europa ein. In allen Theilen de- Lande-, wo das Christenthum überwiegt, dann wo eS der Zahl nach gleich ist, wird die christliche Bevölkerung dem Bei spiel Griechenland- und der drei Donaufürstenthümer folgen. Wer den in diesem Falle die Großmächte noch geneigt sein, auf Grund ihrer jetzt angedotenen Gewähr des Gebiet- der Pforte einzuschrei- ten? Ich kann es nicht glauben, weil sie dadurch wieder zerstören würden, was sie jetzt mit vollem Bewußtst in der Folgen begrün den. Die Pforte allein aber könnte ohne eine solche Hülfe, un geachtet ihrer muselmanischen Truppenkontingente aus Asien und Afrika, auf die Dauer einer derartigen Auflehnung der christlichen Bevölkerung nicht gewachsen sein. Der Herrschersitz de- Sultan- Würde nach Asien verlegt werden müssen und in Konstantinopel entstünde ein neuer Königsthron, wenn — nicht etwa Rußland diese Wirren benutzte, um seine Plane auszuführen ; Plane, die es nimmer aufgeben kann und auch ohne Zweifel zu verwirk lichen suchen wird, sobald der Augenblick dazu günstiger ist al- gegenwärtig. DaS jetzige unnatürliche Verhältniß der Obergewalt der Musel manen ist also nicht mehr haltbar, und eben so wenig dauerhaft würde ein Versuch des gleichberechtigten Zusammenlebens der Bekenner des Kreuzes und de- Halbmonde« sein. Will man also verhüten, daß demnächst gewaltsam die jetzigen Verhält nisse sich lösen, so begründe man einen Uebergangszustand. Dafür giebt es bereits Vorgänge, denn eigentlich ist seit dem Aus bruch der griechischen Revolution der Anfang eines solchen Zustande- bereit- elngelreten. Was damals für nothwendig oder mindestens für zulässig gehalten wurde, ist eS gegenwärtig in erhöhtem Grade. Deshalb möchte ich Vorschlägen, im Verfolg der damals ergriffenen Maßregeln: 1) Dem Königreich Griechenland Thessalien zuzutheilen, eine Landschaft mit fast nur griechischer Bevölkerung, so wie die jenigen türkischen Inseln, deren Bewohner überwiegend christlichen Glauben- sind. Dadurch würde aus der Fehlgeburt der Londoner Conferrnzen ein lebensfähiger Staat erwachsen können, und die jetzige Bevormundung Griechenlands könnte aufhören, welche eben so unpassend als lästig ist für die sogenannten Schutzmächte, als unwürdiA für die Regierung eines unabhängigen Lande-. 2) Mit Serbien diejenigen angrenzenden Landstriche wieder zu vereinen, in denen die Serben die Mehrzahl bilden. Dadurch würde nur ein Unrecht wieder gut gemacht, welche- man beging, als vor 25 Jahren die auf türkischem Gebiet wohnende serbische Bevölkerung zertrennt wurde. 3) Die Walachei und Moldau, behufs besserer Ordnung und größerer Kräftigung, unter eine Regierung zu stellen, die, gleich Serbien, wie bisher zwar unter der Oberherrlichkeit der Pforte verbliebe, jedoch auch zu den Großmächten in ein Gchutzverhältniß träte. Rur durch eine solche Maßregel würde, nach den bisher gemachten Erfahrungen, die allmälige Culturentwickelung dieser »aturbegünstigten Landstriche zu bewirken sein. Eine länger dauernde Besetzung der Fürstenthümer durch österreichische Truppen dürste dazu wesentlich beitragen. 4) Bulgarien mit dem Balkan als Südgrenze wegen seiner ganz überwiegend christlichen Bevölkerung zu einem Schuhstaat gleich den Donaufürstenthümern zu machen, mit Vorbehalt de- Besahungsrechts der Pforte in Vama. 5) Auch in Bosnien beträgt die Zahl der Mohammedaner nur etwa */r der Gesammtmenge der Bewohner; allein seine christ liche Bevölkerung ist verschiedenen Stammes. Dieser Umstand, st wie die Unkultur der Bevölkerung, verbunden mit Muth und Raustust, haben von jeher diesen nordwestlichen Theil der Türkei zu einer der unruhigsten Provinzen gemacht. In diesem an zwei Seiten von Oesterreich, an der dritten Seite von Serbien ein geschloffenen Lande war der Einfluß der Pforte schon bisher so gering, das die Christen-Emanctpation sehr bald die türkische Ober SN.K1W TL,»"-"" """ 6> Die übrigen LGdesthefle -was dcr OHßrte als unmittel bares Gebiet zu belasse», jedoch die Übersiedelung der dort befind lichen Christen in die Schutzstaalen möglichst zu erleichtern, auch rin Gleiche- hinsichtlich des UeberzugeS der Muselmanen auS den christlichen Schutzstaaten in die unmittelbaren Besitzungen der Pforte anzuordnen. (A. A. A ) ^ AN Anregung. Einsender dieses, wahlberechtigt Leipzig seine zweite Hrimath zu nennen, hielt eS für Schuldigkeit, sich mit der Geschichte dieser Stadt, die er zum dauern en Aufenthaltsorte angewkfen bekam, bekannt zu machen, und hat dieselbe ihm «eben wiffenfchastlichen Vortheilen auch für längere Zeit eine angenehm unterhaltende Lektüre geboten. Hinsichtlich der Vollständigkeit hat Einsender dieses namentlich die bei Polet 1842 erschienene „Geschichte der Stadt Leip zig von der ältesten dis auf die neueste Zeit" von Karl Große, sehr angesprochen, während die von Leonhardti, Gretschel u. A. herausgegebenen Werke über Leipzig ihm ihrer Kürze wegen für diejenigen empfchlenswerih erschienen, welche einen kurzen Uebrrblick über die Geschichte dieser Stadt habcn wollen ; die- gilt auch haupt sächlich BulnheimS „Heimath." Eine Kritik der betreffenden Geschichtswerke ist nicht der Zweck dieser Zeilen und muß Befähigteren überlassen bleiben; nur ein Wunsch in Bezug auf erwähnte Geschichte von Große möge hier Platz finden. Seit dem Jahre 1840, mit welchem gedachte« Werk schließt, hat sich in unserm Leipzig manches Denkwürdige ereignet, manche Veränderungen im Kirchen- und Schulwesen, städtischen Einrich tungen re. sind vorgekommen, neue bemerkenSwerthe Gebäude, Straßen und Stadttheile sind entstanden, glänzende Gestirne der Wissenschaft und Kunst gingen auf und unter und ist Folge dessen reichlicher Stoff zu einem Nachtrage zu genanntem Werke vorhan den *), und es würde gewiß den zahlreichen Besitzern diese- Werks sehr willkommen sein, wenn dessen Verfasser zur Herausgabe eines solchen, die Jahre 1841—55 umfassend, sich entschlösse. Obwohl die geistige Thätigkeit K. Große'- jetzt dem pädagogischen Fache sich zugewendet hat, so dürste die Bearbeitung des gewünschten Rach» trag- zu seiner früher« anerkannt guten Arbeit ihm doch wohl weniger beschwerlich fallen und seine etwaigen Freistunden recht nützlich ausfüllen. Da die in neuerer Zeit herausgekommenen klei- nenn Werke über Leipzig theils sehr kurz gefaßt sind, theil- an parteiloser Genauigkeit zu wünschen übrig lassen, so dürste eine größere Arbeit, von unparteiischem Standpunkte aufgefaßt, gewiß lohnend sein. Als interessante Zugabe zu gedachter Geschichte dürfte aber eine „Galerie berühmter Persönlichkeiten" au- Leipzig- Vorzeit und Gegenwart wünschenSwerth erscheinen. ES sind ln unserer Stadt gar viele Portrait- von Männern vorhanden, welche sich um dieselbe verdient gemacht oder sonst in der Geschichte einen Platz gefunden habe«, B. die Bildnisse sämmtlicher Superintendenten in der Thomaskirche, de- Gründers der Stadtbibliothek, vieler berühmter Professors und Schriftsteller, der Gründer berühmter Handelshäuser, Gebäude und Stadttheile, au- neuerer Zeit aber die eine- Schletter u. A., doch sie sind zer streut in Privatsammlungen rc. und unter des Nachkommenschaft jener Persönlichkeiten und theilweise nur Wenigen zugänglich; allein unterstützt durch die Bereitwilligkeit der Behörden und Privaten würde es möglich sein, eine recht interessante Sammlung zusammen zu bringen und auf diese Weise manches Bildniß vom Untergange zu retten und der spätem Nachwelt zu erhalten. Wenn die Vervielfältigung dieser Portrait- durch einen geschick ten Künstler unternommen, dieselben gut auSgeführt und in Lie ferungen zu billigem Preise ausgegeben würden, so dürfte sich der Untemehmer gewiß einer lebhaften Theklnahme aller Stände ver sichert halten und das Unternehmen wie die Theilnahme anzurege«, war der Zweck dieser Zeilen. Leipzig, im Juli 1855. *) Dasselbe gilt auch von Gretschel- vom Prof. Bülau fortgesetzter „Geschichte des sächs. Volkes und Staate-."