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• Fig. S und 4. Doppelherz für gleichförmige Stangenbewegung. Dieser Mechanismus unterscheidet sich in seiner Wirkung von dem einfachen Herz, Tab. XXVII. Fig. 3 und 4, dadurch, dass die Stange bei einer Umdrehung der Axe zweimal auf und nieder geht. Das Doppelherz b ist mit einer Hülse versehen, und vermittelst derselben mit der Axe a verbunden. Das grössere aber dünnere Doppelherz c ist vermittelst mehrerer Schrauben mit b verbunden, und gegen den Rand von c ist die Saumleiste d geschraubt. Die Stange f ist mit einem Röllchen e versehen, und wird durch die zwischen b und d befindliche Rinne auf und ab bewegt. Die Gleichung der Axenlinie dieser Rinne ist in Polarcoordinaten ausgedrückt: 9 - Qo + ~ h 9P- Hier bezeichnet: g die Länge desjenigen Radiusvektors, dessen Richtung mit der Vertikalen a y einen Winkel cp bildet, h die Erhebungshöhe der Stange f. g 0 den kleinsten Radiusvektor. TAB. XXX. Fig. 1 bis 5. Muschellinien-Mechanismus. Dieser Mechanismus ist ein Kurvograph, vermittelst welchem ein interessantes System von Linien verzeichnet werden kann, die sämmtlich die Formen von Muscheln nachahmen; a ist eine Axe, die mit einem Schwungrad d und mit einer Kurbel c versehen ist. b ist eine zweite Axe, die mit einer Hülse e versehen ist, deren Form aus Fig. 1, 2 und 4 ersehen werden kann, f ist ein Stab; der Querschnitt des unteren Theiles ist ein Rechteck, der Querschnitt des oberen Theiles ist ein Trapez, das, wie Fig. 4 zeigt, genau in die Bahn der Hülse e hineingepasst ist. In diesem Stab ist eine Reihe von Löchern angebracht, in welche die Hülse Fig. 5 eines Zeichenstiftes geschraubt werden kann, g ist ein mit einer Klemmschraube ver sehener Stift, der einen gegen die Kurbel c zerstellbaren Kurbelzapfen bildet, an welchen die Stange mit einer ihrer Durchbohrungen gesteckt werden kann. Wird die Axe a gedreht, so nimmt die Kurbel c die Stange f mit; diese schleift dabei in der Hülse e und dreht sie hin und her. Nennt man (Fig 1) ga = r den Kurbelhalbmesser, a b = a die Entfernung der Axen a und b, mg — b die Entfernung eines beliebigen Punktes m der Stange vom Mittel des Kurbelzapfens, ap = xj \ die Coordinaten des Punktes m. m p — y J Wenn die Kurbel einen Winkel gax ■= cp mit der Vertikalen a x bildet, so findet man ohne Schwierigkeit: a -f- r cos. cp x r cos. cp + b y^ _i_ r 2 _j_ 2 a r cos. cp . . . . . . . . (1) • r sin. cp y r sin. cp -{- b ^_|_ r ^ g a r cos. cp Eliminirt man aus diesen Ausdrücken den Winkel cp, so ergibt sich eine ziemlich komplizirte abgebraische Gleichung eines höheren Grades, und dies ist die Gleichung der Kurve, welche ein beliebiger Punkt m des Stabes beschreibt, wenn man die Kurbel im Kreise herumdreht. Fig. 3 zeigt das Liniensystem, das der Stift verzeichnet, wenn man denselben in die verschiedenen Durchbohrungen des Stabes steckt, die Kurbel jedesmal herumdreht und die Spitze des Stiftes einer Zeichenfläche gegenüber hält. Man sieht, dass alle Linien dieses Systems muschelförmig sind. Dieser Mechanismus kann zu verschiedenen mechanischen Zwecken gebraucht werden, z. B. zur Bewegung eines Handruders, ferner zur Bürstenbewegung der Schlichtmaschinen oder auch zur Kammbewegung der Schafwollkämme, Die firtlandiT«-.. Die Mechanismen, bei welchen durch Vermittlung von Balanciers eine drehende Bewegung in eine hin- und hergehende oder umgekehrt eine hin- und hergehende in eine rotirende verwandelt wird, kommen mehr und mehr ausser Gebrauch, und haben gegenwärtig beinahe nur noch für die Schule dadurch ein Interesse, weil sie auf sinnreichen Combinationen beruhen und von Persönlich keiten erfunden wurden, deren Namen mit der Geschichte des Maschinenwesens unzertrennlich verbunden sind. Diese mehr und mehr seltener werdende Anwendung der Balanciermechanismen lässt sich leicht erklären. Für kleinere Bewegungen genügen die viel einfacheren direkt wirkenden Mechanismen, welche auf den vorhergehenden Blättern dargestellt sind, und wenn es sich um grosse Bewegungen und Uebertragung von mächtigen Kräften handelt, ist die Anwendung der Balanciermechanismen schwierig, umständlich und kostspielig. Sie sind sehr weitläufig, erfordern sehr viel Raum, schwere, massige und kostspielige Fundamente, bestehen aus einer grösser Anzahl von Stangen und Stäben, von Axen und Zapfen, deren Herstellung mit viel Schwierigkeiten und Kosten verbunden ist, und die sich niemals so solide mit einander verbinden lassen, als die wenigen Bestandtheile eines direkt wirkenden Mechanismus. Es ist ferner eine ganz verlässlich solide Herstellung dieser colossalen Balanciers, die ganz auf respektive Festigkeit in Anspruch genommen sind,, beinahe eine Unmög lichkeit, sei es nun, dass man als Construktionsmaterial Gusseisen oder Schmiedeisen wählt. Hauptbalanciers werden gegenwärtig beinahe nur noch bei Woolf sehen Fabrik-Dampfmaschinen von 40 bis 100 Pferdekraft angewendet, und da sind sie wirklich am rechten Platz, indem die fünf oder sechs bei einer solchen Maschine vorkommenden Kolbenstangen so leicht von einem Balancier aus mit verschiedenen Geschwindigkeiten und verschiedenen Hublängen bewegt werden können. Bei ändern Arten von Dampfmaschinen findet man gegenwärtig die Balanciers entweder gar nicht oder nur zu Nebenzwecken, nämlich zur Bewegung der verschiedenen Hilfspumpen angewendet. Die richtigen geometrischen Verhältnisse eines Balanciermechanismus lassen sich zuweilen durch Zeichnung, zuweilen durch Rechnung am zweckmässigsten bestimmen. Das erstere ist der Fall, wenn alle Bestimmungselemente des geometrischen Zusammenhanges, mit Ausnahme der Länge des Gegenlenkers, angenommen werden, und die Länge so wie der Einhängungspunkt des Gegenlenkers gesucht wird. Das letztere ist dagegen der Fall, wenn der Drehungspunkt so wie die Länge des Balanciers, ferner der Einhängungspunkt des Gegenlenkers gegeben ist, und die übrigen Bestim-