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Tageblatt und . i. An z e i g e r. s> -»F 66. Mittwoch den 7. März. 1855. l; ^ Bekanntin achung. Der Rath wird demnächst in die Lage kommen, über das Parterre und die erste Etage des in der Gerberstraße allhier unter Nr. 2 gelegenen ehemaligen Hauptsteueramtsgebäudes definitiv zu verfügen. Die Räumlichkeiten eignen sich zu Handlungslocalen, und, was die erste Etage betrifft, resp. zur Wohnung; im letzteren Falle könnte auch der vorhandene Garten beigegeben werden. Miethlustige werden daher aufgefordert, von den über die bezeichneten Räumlichkeiten, so wie deren etwaige Abthei lung entworfenen Plänen und den sonstigen Bedingungen bei der Rathsstube Einsicht zu nehmen. Die Vermiethung selbst wird meistbietend, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten und jeder son stigen Verfügung, erfolgen, und ist hierzu Donnerstag, der LS. März laufenden Jahres anberaumt worden. Die Miethlustigen haben sich daher gedachten Tages früh um 1> Uhr bei der Rathsstube einzufinden, ihre Gebote zu thun, und sich sodann weiterer Resolution zu gewärtigen. - . -- - — ^ - - Leipzig, den 5. März 1855. Des Raths der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. .Stadttheater. Ehre- Kunstgenusses s- anregender Art, so spannend, fesselnd und die'höchsten Erwartungen befriedigend, wie iha Dawisons «eptztßvphetts ln der Vorstellung des „FauF7^am März gewährte, kan« sich Referent säum erinnern. NiE Mephistopheles ist eine Rolle, die 1« Wesentlichen allerdings jeder bedeutendere Darsteller nach seiner Weise auffaßt, die er sich selbst zurechtttgen und seiner Individualität anpaffen ümß ; alle Künstler, die ich bis jetzt alS MephistophstßS gesehen, haben aber dnenoch einzelne ge lungene Züge von einander entlehnt und so gewissermaßen ihre eigene« Gestattungen sich aegenseitia ergänzt. Mawison dagegen verfolgt auch hier seine» eigenen Weg und schafft sich dm Mephi stopheles di< ans die gerkntzsten Specialitäten so originell wieder, daß man, lch möchte sagen tzet jedem BerS, van der Neuheit und Tenialisät seiner Auffassung überrascht wird. Er löst die unge wöhnliche geistige Kräfte in Anspruch nehmende Aufgabe, daß Mephistopheles in der geborgten MaSke deS Menschen Denen, mit welchen er in Berührung kommt, auch wirklich als Mensch er scheint, ohne daß sein eigentliches Wesen dabei verloren geht; im G-gentheil tritt bei solcher Wiedergabe daS diabolische Element viel drastischer hervor, als wenn man in MaSke, Sprache und Gebehrde die Absichtlichkeit von dessen Geltendmachung sieht. Der Mephi stopheles DawisonS ist der Welt gegenüber ein nobler, gewandter bavaller, übersprudelnd von Geist und Witz; im gewöhnlichen Lebe« würde man ihn für einen jener interessanten Menschen halten, zu denen iNan jedoch, gewarnt durch eine innere Stimme, kein Herz fassen kann; deraleichen Persönlichkeiten möaen in Wirklich keit wohl schon einem Jeden vorgekommm sein. Au diesem Zwecke hält sich der Künstler von allen Üblichen Kunstgriffen fern: er spricht wie eln anderer Mensch, nur mit einem starken Anflug von SarkaSmuS und innerem Grimm, er läßt merken, „daß er an dich»« keine Freude findet", doch stets nur so, daß allein edlere Wesen wie Gretchen Antipathie gegm ihn empfinden, während er blöden, gemeinen oder gedankenlosen Menschen, wie Matthen und d«tz vier Studenten, nur als ein vornehmer Herr erscheint. DaS Gesicht dieses Mephistopheles Ist weit enffernt von der beliebten Leüfelsmaske, eben so seine Kleidung zwar reich, aber nicht auf fallend, kurz die eine- mittelalterlichen Junkers. BloS in den wo er dem Faust seine UebrrtrgrnHeit Will fühlen lassen, auch in Sprache und Geberde aanz Lttvaltla steht K p. B. in der Scene in omenten der Fels-nkluft im sechsten Act dem Faust gegenüber, alles Edle verhöhnend und verachtend erscheint er in der letzten Scene in Matthen- Garten. — Daß eine solche durchaus neue Auffassung in einem Werke wie „Faust", da- in Deutschland so populär wie kein anderes, von dem höchsten Jntewffe sein, daß e< den größten Genuß bereite« mußte, gerade dies« Figur in so tief durchdachter und vergeistigter Reprodnetion wieder zu sehen, bedarf wohl keiner weiteren Beweisführung — aber dm wärmsten Dank ist man einem Künstler schuldig, der sein eminentes Talent auf solche Welle verwerthet, dessen ganze- reiche- Leben und Sei» nur dem Dienste des Idealen in der schönen Kunst geweiht ist. — Bei der letzten Aufführung der Tragödie ist bereit- mit gebührender Anerkennung Herrn LeuchertS als Faust gedacht worden. Mir scheint da» die beste Leistung diese- begabten und strebsamen Darsteller- zu sein, besonders waS die ersten drei Acte betrifft. Diesmal war Herr Leuchert leider sehr unwohl, wie auch vor Beginn der Vor stellung dem Publicum angezeigt wurde, und wenn er dennoch die überaus anstrengende Rolle tüchtig durchführt«, so verdient dies um so mehr Anerkennung. Da- Gretchen ist alS eine der vor züglichsten Gestaltungen Frl. DoorS bekannt — auch an diesem Abende rechtfertigte sie die von ihr gehegte gute Meinung. — Für den plötzlich erkrankten Herrn Körnig hatte Herr Karlowa die Rolle des Schülers übernommen, die er sehr brav wiedergab. Im Allgemeinen war auch diese Vorstellung eine lobenSwerthe, sowohl waS die Leistungen in den übrigen bedeutenderen Partien, alS auch das Ensemble betrifft. Es ist nur noch zu erwähnen, daß endlich die Rolle der Hexe nicht mehr einem männlichen Darsteller über geben war — Frl. Waßmann gab sie recht brav — und daß auch der böse Geist von einer Frauenstimme hinter der Scene ge sprochen ward. Ferdinand Gleich. Vermischtes. . Der „Berliner Zuschauer", aus welchem wir vor Kurzem den >ttikel über die Titulatur „Excellenz" genommen haben, veivoll- ändlget die Besprechung in dem Nachstehenden, waS wir unseren kesern nicht vorenthalten dürfen. . , Mit Bezug auf den neutichen Aufsatz übft die Excellenz- ^itulätur gehm uns die britzfn folgenden Artikel zu, die wir leben so wie den ersten aufnehmen, weil dergleichen - ^ »i.lm' k.s.m «nttttffant find - "