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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 62. Sonnabend den 3. März. 1855. Landtagsmittheilungm. 10. Sitzung der ersten und 18. Sitzung der zweiten Kammer am 1. März. Beide Kammern haben heute Sitzungen gehalten. In der elften Kammer wurden zwei Abheilungen de- Ausgabedudgets, da- Gesammtministerium und da- Departement des Auswärtigen betreffend, erledigt. Beide Abtheilungen sind von dieser Kammer nach den Ansätzen der Regierungsvorlage bewilligt und die bei dem Departement des Aeußern von der zweiten Kammer gefaßten abweichenden Beschlüsse verworfen worden. Die zweite Kammer beschäftigte sich mit der Berathung der ersten sieben Positionen des Einnahmebudgets (Nutzungen von den Domänen und andern Besitzungen), bei denen allenthalben die von der Regierung postu- lirten Ansätze Annahme gefunden haben. Neunzehntes Abonnement-Loncert im Saale des SeWandhauses. Die reizende Symphonie klo. 3 in L» änr von I. Haydn stand an der Spitze des diesmalige« Programms ; sie wurde in jeder Beziehung tadellos ausgeführt, fand aber dennoch nur einp, verhältnißmäßig geringen Anklang beim Publicum — ein Schicksal, dem hier fast alle symphonisch« Werke aus den Perioden vor Beethoven verfallen zu sein scheinen. — Von besonders hohem Interesse waren in diesem Concert die GesangSvorträge: Frau Nottes, die. sich bereit- durch ihre Gastrollen im Theater die Gunst des Publicum- in so hohem Grade errungen hatte, sang die Kirchenarie von Stradella, im zweiten Theile Recitativ und Arie aus „Torquato Lasso" von Donizetti und Lieder von Mendelssohn und Fr. Schubert. Die treffliche Künstlerin bewährte in diesen verschiedenartigen Tonstücken ihre Vielseitigkeit auf da- Glänzendste. Mit ruhiger Würde und durchdrungen von der poetischen Weihe der alt-katholischen Kirchenmusik gab sie die Arie von Stradella wieder; ihre schönen Mittel, ihre gediegene GesangSbildung brachte sie in dieser herrlichen, tiefempfundenen Musik ganz dem Pegeustande angemessen zur.Geltung. In von dieser Musikgattuna gänzlich abweichenden Sphären der Tesangs- kunst bewegte sich Frau Ndttes im zweiten Lhekle de- Concert-. Die Arie von Donizetti gab ihr Gelegenheit, ihre bedeutende Virtuosität, ihre Gewandtheit und Sicherheit im colorirten Gesang zu zeigen. Aum Vortrag« neuitallenischer Musik sind außer einer vollkommen freien Beherrschung de- technischen Material- knneres Leben, edle Leidenschaftlichkeit unumgänglich nöthia; durch diese Eigenschaften tritt da- südländische, mehr auf den Reiz de- sinn lichen WohlklangS berechnete Colorit der italienischen Opernmusik erst in da- entsprechende Licht, ohne dieselben wird sie trivial und langweilig. Frau NotteS versteht es, vermöge ihre- ausge sprochenen Talentes, auch diese Art von Musik auf eine künst lerische Höhe zu erheben, auf der stehend dieses Genre gewiß auch seine Berechtigung hat. Wird italienische Musik mit so viel Eleganz, Leichtigkeit und südländischer Gluth zur Darstellung ge bracht, so kann wohl selbst der einer ernsten Richtung huldigende Musiker dem nicht zu leugnenden Reize derselben kaum witz«stehm. Eden so gelungen war der Gastin schöner Vortrag der wunderbar schonen Lieder „Das erste Veilchen" von Mendelssohn, „Un geduld" von Fr. Schubert und de- nach enthusiastischem Her vorruf zugegebenen „Trockne Blumen" von letzterem Meister. E- sind die Leistungen der Frau NotteS als da-Beste zu betrachten, was in dieser Saison an Gesang in unseren Concerten gegeben wurde — eS konnte demnach nicht fehlen, daß die Sängerin dm größten Enthusiasmus im Publicum hervorrief und ihr Beifalls bezeigungen wurden, wie sie in unserem großen Concert nur in seltenen Fällen den Künstlern gespendet werden. — Ganz, vor züglich und de-, ausführendm Künstler- würdig «ar di- Jnstlm- mental-Soio-Leistung des Abends, das Concert Rr. LS. moU für Violine von Viotti, vorgetrage« von Herrn Concertmzift-r David. Die Vorzüge des DiolinsplelS diese- Virtuose« sind so oft anerkannt, so allgemein gewürdigt, daß Referent sich darauf beschränken kann, nur den glänzenden Erfolg dieser Leistung zu erwähnen. Besonderen Dank verdient es, daß Herr David eine interessante, nicht oft gehörte Composition bei dieser Gelegenheit zu Gehör brachte. — Im zweiten Theile erschienen an Orchester stücken die Ouvertüren zum „Beherrscher der Geister" von C. M. v. Weber und zum „Sommernachtstraum" von Men delssohn. Elftere schien als ein weniger hochstehendes Werk des Meister- da- Publicum nicht besonders anzusprechen, auch dürfte es etwa- zu massenhaft für den Concertsaat sein. Men delssohn- hochpoetische- und ewig schöne- Phantasiegedilde ver fehlte jedoch bei einer meisterhaften Ausführung auch dle-mal die gewohnte große und nachhaltige Wirkung ^icht. Ferdinand Gleich. Ehrenbezeigung. Se. k. k. apostolische Majestät haben mit Allerhöchst Unter zeichnetem Diplome dm k. k. Generalkonsul in Leipzig und Geschäfts träger an den herzoglich Anhaltschen Höfen, Joseph Grüner, als Ritter de- kaiserlich österreichischen Ordens der eisernen Krone dritter Classe, den Statuten dieses Orden- gemäß, in den Ritter- stand des österreichischen Kaiserreiche- allergnädigst zu erheben geruht. (W. Atg.) Vom 24. Februar bis 2. März sind in Leipzig begraben worden: i Sonnabend den 24. Februar. Earl Vtrgust Heyne, 41 Jahre alt, Huivlurigsbuchbalter, in der Gerbrrstraße. . i Paul Felix Naumann, 4 Jahre 2 Monate alt, Bürgers und Pianofortefabrikantens Sohn, in der Windmühlenstraße. Ein unehel. Mädchen, 6 Monate alt, in der Webergasse. Sonntag den 25. Februar. ^ Jgfr. Charlotte Henriette Schräder, 79*/, Jahre alt, Bürgers und Kaufmanns hinter!. Tochter, am Rosplatze. Helene Anna ssinduer, IL Wochen alt, Bürger- und Schenkwirths. Tochter, im Kupftrgaßchen. Johann Christian Bo ge l, 36 Jahre Iß'/, Monate alt, Literat, in der Eisenbahnstraße..