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7V7 dm Ernst einer durchaus ehrenhaften Kunstgesinnunq, welcher gem.waS bei der Schwierigkeit einer jeden einzelnen Rolle um so mehr über die bei einem Erstlingswerke unvermeidlichen Mängel hinweg-1 Anerkennung verdient. Fräulein Berg als Eugenie bewies aber sehen ließ. Ich gestehe nun, daß ich nach dem ersten Anlaufe I mal-, daß sie auch in dem ihr ferner liegenden Fach der senti- im „Johannes Rathenow" etwas Anderes erwartet habe, als I mentalen tragischen Liebhaberinnen Vorzügliches zu leisten vermag. Rodert Giseke in seinem neuen Stücke gicbt. Der Dichter I Neben ihr sind als auf gleicher Höhe stehend die Leistungen der hat mit ,,V» bnvriuk" eher einen Rückschritt, als einen Fort-1 Herren Gerstel (Augustus Rawaldt), Pauli (Jacob Rawaldt), schritt gethan; er ist hier auf Abwege gerathen, die von dem Ziele, I v. Othegraven (Fritz Rawaldt) und deS Fräulein Huber das er in seiner ersten dramatischen Arbeit anstredte, allzuweit ab-1 (Sidonie) zu nennen. Herr Leuchert hatte die undankbare Rolle führen und vor denen ihn zu warnen um so mehr Pflicht der I deS Grafen Hohenhausen, die er jedoch mit Anstand und Feinheit Kritik ist, als diese das Talent und die Intelligenz Giseke's I durchführte. Die kleinen Rollen des Heinrich, des Bankdirectors anerkennen muß. Der Stoff an sich ist.interessant, doch ist dessen I und des Criminalgerichtsbeamten waren in den Händen der Herren Wahl insofern keine ganz glückliche zu nennen, als zu seiner Aus-1 Denzin, Laddey und Saalbach. Das Stück war sehr gut deulung eine gereiflere Bühnenerfahrung, eine sicherere Beherrschung I in Scene gesetzt, daS Ensemble durchaus lobenswerth. der äußeren Mittel gehört, als sie ein junger Dichter haben kann. Charaktere wie der Börsenspekulant Augustus Rawaldt und Graf Hohenhausen erfordern eine anscheinend leicht hingeworfene, aber in Wahrheit mit äußerster psychologischer Schärfe ausgearbeitete Zeichnung. Giseke hat eS sich mit ihnen, wie überhaupt mit der Struktur des Stückes etwas zu leicht gemacht und dabei über sehen, daß das Verhältnis dieser beiden Figuren zu einander im Grunde genommen viel komisches Element enthält. Er hat dieses Ferdinand Gleich. Vermischtes. Die Preußische Correspondenz berichtet unterm 28. Februar aus Berlin: „Durch allerhöchsten Erlaß des Königs ist der Thüringischen Eisenbahngesellschaft die Concession zur Anlage einer Zweigeisen- Verhältniß nur von der tragischen Seite aufgefaßt, war in Folge! bahn ^0" ALeißenfels nach Leipzig, so wie das Privilegium dessen genöthigt, es auf die äußerste Spitze zu stellen und erreichte! iur Emission von 3 MlUwnen Thalern priontatsobllgationen be- doch schließlich nur eine komische Wirkung, die allerdings weder d"fS Ausführung d.eser Bahn erche.lt worden. Schon im Jahre er noch das dadurch frappirte Publicum erwartet haben mochte.! bie preußische Regierung in dem unterm 6. Marz mit Eine glückliche Idee ist der scharf hervorgehodene Gegensatz deS in ! ^ sächsischen Regrerung abgeschloffrnen Staatsvertrage sich be- Jacob Rawaldt personificüten soliden und chrenwerthen Handels!"^ "klart, der Thüringischen Eisenbahngesellschaft die Concession zu dem mit imaginären Millionen spielenden Börsenschwindel ; doch I A*. emer Verbindungsbahn zwischen der Thüringischen hätte der Dichter diesem Repräsentanten des rechtlichen Gewerds-! ^/"bahn ""b ben ln Leipzig ausmundendcn Eisenbahnen zu er- betriebes eine sittlichere Grundlage geben sollen; so wie Jacob I ^^"^^gegen die sächsische Regierung die Zusage machte, diese Rawaldt dargestellt ist, erscheint er als ein filziger, engherziger I Gesellschaft auch zmn Bau und Betrieb derbem sächsischen Cabmet Krämer, für den man eben so wenig Sympathie hegen kann, als I ""-^0"3kn Bahnstrecke zulassen zu wollen, ^zn der am 28. Oct. für den Schwindler und Betrüger Augustus Rawaldt. Es mußte! *.^? "bgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Thu- hier der hohen sittlichen Berechtigung des Handels Rechnung ge-1 unglschen Eisenbahngesellschaft wurde der Gesellschaflsduectlon die tragen, dieselbe der Verwerflichkeit des Schwindelgeschäftes gegen-! ^M"")tigMg gegeben, behufs Erlangung eine- selbstständigen, über in das glänzendste Licht gestellt werden, ähnlich wie wir das! ^?" bem Emfluß anderer Bahnverwaltungen möglichst unabhängigen in Shakespeare's „Kaufmann von Venedig" finden, wo dem Verkehrs für die Thüringische Eisenbahn von und nach Leipzig schmuzigen jüdischen Wucherer der „königliche Kaufmann" Antonio! ^gen des Baues und Betriebs emer Zweigbahn von Weißenfels gegenüdersteht. Jacob Rawaldt konnte immerhin ein schlichter! ??ch Leipzig m Unterhandlung zu treten , bindende Vertrage abzu- Krämer sein, aber er mußte hochherzigere, ehrenwerthere Gesin-1 A^eßen, von den königlichen Staatsr^ierrnigen von Preußen und nungen hegen und moralisch über dem hochmüthigen Bruder, nicht! Sachsen, so "le von der großherzoglich sachsen-wermarischen und ihm ziemlich gleich stehen. Alle die übrigen männlichen Figuren I ^ herzlich sachsen-koburg-gothaischen ^taatsreg.erung die nothige sind mit Ausnahme des Fritz Rawaldt — der einer der gegen-1 ^oncestion auszuwirken und endlich die zur Anlage erforderlichen wärtig beliebten amerikanischen Kosmopoliten, ähnlich dem jungen I Geldmiltel aufzubringen. Äettens der Direktion wurden inzwischen Lenz in „Lenz und Söhne" oder dem Alexander Wolinsky jn I die betreffenden Schritte gethan. Die 3 Millionen Thaler Anlage- „Nur eine Seele" — mehr oder weniger unsittliche Charaktere, I sap'tal sollen durch Ausgabe von 24,400 Stuck Prioritätsaktien selbst der Criminalgcrichtsbeamte läßt sich eine grobe Pflichtver-! beschafft Der Zinssatz von 4*/, Proc. ist von den übrigen letzung ohne alle Noch zu Schulden kommen. Eine wirklich gc-1 betheiligten Regierungen bereits genehmigt worden. Durch Be- lungene Figur ist die Episode des Spekulanten Schwindt, der von I ber königlichen Staatsregierung ist es genehmigt wott>en, Herrn Böckel mit dem diesem Darsteller eigenthümlichen Talent! baß die neue Bahn bei (.orbetha, einer Anhaltestelle der Thu- zu scharf malkirten Genrebildern höchst ergötzlich wiedergegeben I Eisenbahn, von letzterer sich abzwergen, bet der Saline ward. Im Allgemeinen bester gezeichnet sind die weiblichen I ^u^^nberg die Saale überschreiten und von hier über Markran- Charaktere, und Eugenie ist außer Fritz Rawaldt die einzige Person,! stadt nach Leipzig geführt werden soll. Diese Lmle^wurde nach welche der Verderbtheit der übrigen gegenüber versöhnend wirkt. — I Erwägung aller Umstande als die dem allgemeinen Interesse am WaS daS Formelle anbetrifft, so fehlt es dem Stücke, abgesehen! Listen entsprechende anerkannt. ^ von den großen Längen, an festgegliederter organischer Entwickelung, I Die „D. Allg. Ztg." schreibt aus Leipzig vom 28. Februar: an dramatischer (-oncentratlon das Ganze ist me^ novellistisch I Seit einigen Tagen geht hier das Gerücht von der Ermordung als dramatisch. Eben so wenig ist das sichtbare Streben nach I ^neS Einwohners in dem anhaltischen Städtchen Jeßnitz durch äußeren Effecten zu billigen eS ist dies der Punct vor dem I Barbier und von der hier endlich erfolgten Verhaftung des der Dichter vor Allem zu warnen sem durfte, denn hierbei qerath L,^ern. Wir sind in der Lage, das Nähere hier mitzutheilen. A"" ^ar zu leicht )" ble Sphäre der Dramatiker k la Birch-1 Der Barbier Ferdinand Jahn, der in der letzten Zeit in den Ort- Pftiffer, wie das selbst Gutzkow mit dergleichen Effecten I schäften Renneritz und Ramsin im Bezirk Bitterfeld sich aufge- „Leuj und Sohne begegnet ist: die Meyerbeersche Auen spielende I haben soll, hat am 20. Februar einen Mordanfall gegen Uhr und die telegraphische Depesche aus Sebastopol diesem I Einwohner von Jeßnitz verübt, wobei der Letztere gefährlich Stucke, wie der elcktto-magnetische Telegraph G'seke s I wurde. Jahn entwich und zwar nach Leipzig, wo er Drama Achen nicht um em Haar hoher als die Gratia Pool I Kreits vor acht Jahren conditionirt hatte, aus welcher Zeit sich "«x^*t."dBaise ^on Lowood oder bas Schlittschuh -Ballet I noch einige Bekanntschaften deffelben hier herschreiben. Die hiesige „Propheten Möge übrigens der begabte Dichter stch durch I entfaltete ihre bekannte energische Thätigkeit, und so gelang den weniger glücklichen Erfolg sem eS zweiten dramatischen Werkes I ^ ihr denn auch bereits am 24. Februar, also am 4. Tage nach nicht abschrecken lasten, seine Thätigkeit ferner dem Theater zu I Hern verübten Verbrechen, des ThäterS in Leipzig habhaft zu werden, ^ unterliegt wohl keinem Zweifel, daß R o b e r t G? se k e l „ stch, um hier Geldmittel zu seiner weitern Flucht zu er- entschiedenen Beruf als dramatischer D'chter hat die P^'^I langen, geflüchtet hatte. Jahn ist etwa 30 Jahre alt und von der Kritik ist eS jedoch, so viel als möglich dazu beizutragen, daß I «räf.jaer Statur " ^ - eine so tüchtige Kraft für die gute Sache in der Kunst nicht ver-1 ^ lorm gehs, und deshalb muß sie e- mit einem wirklichen Talent, I AuS Löbau vom 25. Februar wird der „L. Ztg." geschrieben: wenn es auf Abwege zu gerathin droht, vorzugsweise genau l „Am 2l. Februar ereignete sich lu der Nähe von Kohlwesa bei - nehnmt. — Die Darstellung war eine ganz besonders lobenswerthe,' Hochkirch unfern de- Haltepunkts Pommritz auf der Sächsisch-