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SSO es bleibt ihm doch kein anderer Ausweg, er muß in diese bittere Nothwendigkeit eingehen. Das ist aber der offen ausgesprochene Wille mancher Herren, denn sie erklären es ganz unverhohlen: So lange dieser da noch ein paar Thaler hat, werden wir ihn nicht durchkommen lassen. Sollten ja einige vernünftiger und billiger denkende Meister darunter sein, so werden diese durch die Mehr zahl der übrigen überstimmt. Die Hand auf das Herz, es ist sehr zu beklagen, daß es noch jetzt in Wahrheit dermaßen in den In nungen zugeht. Wollte man fragen, warum man über so schreiende Mißbräuche den Vorgesetzten Behörden nicht Bericht erstattet und bei ihnen seine Beschwerden vorbringt, so müssen wir hieraus Fol gendes entgegnen: Der Einzelne, welcher Meister werden will, hat viel Zeit und Geld zu diesem Zweck aufzuwenden, und engherzig genug denkt er nun, warum soll ich denn für meine Nachfolger auf Abschaffung solcher Mißbräuche hinarbeiten, diese mögen auch zusehen wie sie durchkommen. Auf solche Weise ist es leider immer beim Alten geblieben, dadurch sind schon Viele an den Bettelstab gekommen und fallen dann endlich der Stadt zur Last oder sterben frühzeitig im bittersten Elend. Man hört ferner oft ein arges Geschrei wegen zu vieler Pfuschereien, aber darf man sich denn darüber wundern, wenn man solche unbillige Forderungen stellt, und ich weiß nicht, warum nicht schon längst Viele von den jungen Leuten, welche bald Meister zu werden gedenken, sich ver einigt haben, um hierin die geeigneten Schritte zu thun. Die Kosten würden dann ja keinen zu hart treffen. Die hohen Be hörden kennen diese Verhältnisse nickt so, und die hohe Staatsre gierung würde gewiß Abhülfe gewähren, wenn Dieselbe davon in Kenntniß gesetzt würde, denn aus den beiden oben angeführten Paragraphen kann man es ja deutlich erkennen, daß eine hohe Staatsregierung schon damals bemüht war, alles Mögliche zu thun, um den Unterthanen die möglichste Erleichterung und Verbesserung angedeihen zu lassen. Unserer Meinung nach sollten also die Probestücke, um die Ge schicklichkeit derer zu prüfen, welche das Meisterrecht suchen, so be schaffen sein, daß sie von Jedermann leicht gekauft werden könnten und nicht viel Zeit zur Anfertigung erforderten. Denn ob Jemand geschickt und gut arbeiten kann oder nicht, kann man auch daran leicht erkennen. Die Ferien müßten ferner ganz in Wegfall kom men, gleichviel, ob hohe Feste oder die Messen dazwischen eintreten. DaS Schauen der Probestücke ist gänzlich zu entfernen, denn es kann ohne dasselbe eine zweckmäßige Controle geführt werden, und eine noch viel bessere, als wie wir sie bis jetzt gesehen haben. Am allerwenigsten darf dafür etwas bezahlt werden. Alle diese Ange legenheiten lassen sich sehr vereinfachen, und wir werden eben so gute und geschickte Meister haben als jetzt, ja ich behaupte, deren noch viel mehr; wenigstens werden wir dann keine Pfuscher mehr haben. Und sollte Jemand an der Verwirklichung meiner Be hauptungen zweifeln, so verweise ich denselben auf die Innungs- Verfassung, wie dieselbe schon in benachbarten Städten besteht und bewährt ist. Möchte also nur endlich der längst gehegte Wunsch in Erfüllung gehen, daß auch bei uns alle diese Hemmnisse und Jnconvenienzen zum Besten der strebenden jungen Männer abge schafft würden. Es sollte mich freuen^, ein Scherflein hierzu bei getragen zu haben. Eine Sparcasse. Im Jahre 1851 gründeten mehrere angesehene Einwohner einer kleinen Provinzialstadt des preuß. Herzogthums Sachsen eine Spar kasse für die Unbemittelten der unteren Volksclassen, für Tagelöhner, Handarbeiter und deren Familien, für Handwerkerlehrlinge, Lauf burschen, Laufmädchen, Näherinnen u. s. w. Einlagen von einem Silbergroschen an wurden angenommen. Dieses Institut hatte sich der allseitigen Theilnahme zu er freuen. Meister hielten ihre Lehrlinge zu Einlagen an, Tagear beiter deponirten den Urberschuß ihres Verdienstes und selbst Kinder gaben ihre Sparpfennige hin. In Kurzem war ein artiges Capital beisammen. Dasselbe wurde von einer Handlung mit AinseSzinsen verzinst und diese Zinsen auf das Capital der Sparenden nach Derhältniß ihrer Einlagen geschlagen, wie bei einer gewöhnlichen größeren Sparcasse. Die Sparcasse zahlte aber nicht blos das baare Geld zurück, wenn eS verlangt (bei Lehrlingen u. s. w., wenn dessen Bedürfniß nachgewiesen> wurde, nein, sie kaufte auch für den Winter Brenn material, und die dessen benöthigten, konnten gegen ihre Einlagen zu einem billigeren Preise solches erhalten. Die Anstalt hat segensreich gewirkt. Ich kannte Lehrlinge, die sich silbergroschenweise so viel sparten, um die Kosten ihres Ge- sellwerdenS zu bestreiten. Leipzig hat keine solche Anstalt, und doch thäte sie recht noch. Es würde namentlich auch manchen Lehrling und manchen Lauf burschen hier geben, der seine kleinen Trinkgelder sparte, anstatt sie, wie jetzt, zu verschleudern, zumal wenn Meister und Herren ein wenig darauf sehen wollten. Ich hielt es für Pflicht, die Bürger Leipzigs auf daS vorer wähnte Institut aufmerksam zu machen, wünschend, daß ein ähn liches hier gegründet würde. 51. tt. Nekrolog vom Lahre 1854. (Fortsetzung.) Geheimrath Ritter Paul v. Habel, General-Verwaltungsdirektor der Armee, st. am 21. August in München an der Cholera. Ministerialrath K. Joh. Hack, badischer Vertreter bei den Zollvereins- Verhandlungen in Berlin, st. am II. Januar in Karlsruhe. Feldmarschall-Lieutenant Johann Ritter Hahne v. Waffentreu, welcher 51 Jahre gedient und zuletzt Festung--Commandant in Legnano war, st. am 11. Novbr. in Prag. General Haillot, Commandant der.Artillerie in Toulouse, st Cnde Octbr. Der k. bayer. Generalmajor v. Halber, Ritter, starb Anfang Novbr. in Augsburg. Karl Ludwig v. Haller, Enkel des berühmten Albrecht v. Haller, geb. zu Bern am I. August 1768, st. am 20. Mai in Solothurn. Fürst Alexander Handjeri, Er-Ho-podar der Moldau, st. am 3. Juni in Moskau, wohin er sich um die Zeit de- griech. AusftandeS von 1821 zurückgezogen. ?. Bernhard Hanke, Superior und seit 1815 Pfarrer der katholischen Gemeinde in Leipzig, ein beliebter Kanzelredner, starb am 18. April daselbst, 58-/, I. Der k preuß. Generalmajor a. D. v. Hannecker, gew. Commandeur de- 6. Kürassier-Regiment-, st. am 3. Oktober in Berlin. Heinrich Graf v. Hardegg, österr. General der Eavallerie, starb am 11. Juni in Wien hochbejahrt. Die Witwe de- preuß. Staatskanzler- Karl August Fürsten Harden berg, geb. v. Colomb, st. am 29. April zu Liegnitz, 81 I. Geh. RegierungSrath Ernst Friedrich Hartz, Mitglied der Kreisdirection in Zwickau, geb. am 15. Februar 1791 in Bautzen, st. am 22. April in Zwickau. Canonikus, Ritter rc. Michael Hasch kest am 27. Jan. in Bautzen. 76 I. Baron d'Haussez, gewesener Marineminister König Karl-X. zur Zeit der Expedition gegen Algier, st. am 12. Novbr. im Schlöffe St. SasnS. Der Chemiker Haywood verunglückte durch da- Springen eines mit Schwefelsäure gefüllten Gefäße- in seinem Laboratorium zu Sheffield Anfang März. Geh. Justizrath Hecker, Vortragender Rath im Justizministerium, starb am 23. Oktober in Berlin. Heiliger, früher Stadtgerichts - Direktor in Hannover, starb das. am 16. Januar. Willmott Henderson, Contre-Admiral der weißen Flagge, Befehls haber de- engl. Geschwader- an der Südostküste von Amerika, st. am 12. Juli am Bord de- PostschiffeS „Severn" auf der Heimreise nach England. Viktor Hennequin, Advocat an der 6our lmperialo von Pari- und Mitglied der früheren gesetzgebenden Versammlung, auch als Schrift steller bekannt, starb Ende December als Opfer de- Tischrückens; sein Verstand war dabei zu Grunde gegangen. Der quie-c. Geh. RegierungSrath Henning ft. am 17. Jan. in Greitz. Staatsrath Karl Fr. v. Herr-, 1848 Verweser de- Finanzministerium-, st. am 4. August in München, 65 I. Joaquin Herrera, der frühere Präsident von Merico, starb im Februar in dürftigen Umständen. Ludwig Hesse, quie-c. Gesandtschaft--Secretair der franz. Legation in München, st. am 25. Januar daselbst, 65 I. Landgraf Karl von Hessen-Philipp-thal-Barchfeld, geb. am 27. Juni 1784, st. am 18. Juli in Philippsthal. Prinzessin Karoline Friederike Wilhelmine von Hessen, Schwester des Kurfürsten, geb. am 29. Juli 1799, st. am 28. Novbr. in Kassel. Geh. Hofrath Karl Gottl. Sam. Heun, als Schriftsteller unter dem Namen H. Elauren bekannt, geb. 1771 zu Dobrilugk in der Nieder- laufitz, st. am 2. August in Berlin. Superintendent Wilhelm Hey, bekannt als Gelehrter und Dichter, Vers, der Cpeckterschen Fabeln, die fast in allen europäischen Sprachen über setzt find, geboren am 26. März 1790 zu Leina, starb am 19. Mai zu Ichtershausen im Gothaischen. Confistorialrath, Superintendent vr. Christian Moritz Heymann, geb. am 13. Septbr. 1796 in Dresden, st. am 31. Mai daselbst. Oberstlieutenant HilleLrand, der fick 1850 den Abschied fordernden kurheff. Officieren anschloß und eine Mission nach Wilhelm-bad über nahm, st. Ende Februar ip Rinteln.