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UN- Anzeiger ^ 2S. Dienstag den 23. Januar. 1855. Bekanntmachung. Di« Herr«» Professoren und Doc-nItN an hiesiger Universität werden hierdurch aufgefordert, die Ankündigungen der Vorlesungen, welche sie im bevorstehenden Sommer-Semester zu halten beabsichtigen und in den Lectlons-Katalog aus genommen wissen wollen, längstens de« »V. Januar L8SS in der Universitäts-Kanzlei schriftlich einzureichrn. ^ Leipzig, den 4 Januar 1855. Der Reetor der Univerfitat daselbst. 1)r. O. L. Erdmann. Bekanntmachung. Mehrere hundert Langhaufen sollen auf dem diesjährigen Gehau des Connrwitzer Reviers in der großen Probstei an der Rödelbrücke Montag den LS. Januar d. I. von früh S Uhr an meistbietend verkauft werden. Leipzig, den 2b. Januar 1855. , Des Raths der Stadt Leipzig Oekonomie- und Wv i st »Deputation. Bekanntmachung. Nachstehende, der hiesigen Stadt gehörige Wiesen: 1) 3 Acker 7 Ruthen Eonaewiher Bauerwiese, Abth. Nr. 7, 2) 2 Acker 144 Ruthen Lrebiswiese bei Connewitz, 3) 13 Acker Kabelwiese bei Lindenau, sollen, und zwar letztere nach Befinden in zwei Parzellen, von und mit diesem Jahre an anderweit verpachtet werden. Pachtluftige haben sich deshalb Dienstags den «. Februar d. I. Vormittags LL Uhr bei der Rathsstube einzufinden und können über die Lage der Wiesen und die Pachlbedingungen nähere Auskunft in der MarstaÜS - Expedition erhalten. Leipzig, den 18. Januar 1855. Des Raths der Stadt Leipzig Deputation zu dem Oekonomiewefen. Stadttheater. Eine der herrlichsten und duftreichsten Blüthen der deutschen musikalisch-dramatischen Kunst, die Oper „Jessonda" von Gehe, Musik von Loui- Spohr, erschien nach einer Ruhe von meh reren Jahren am 2t. ds. Mts. wieder auf hiesiger Bühne. Je länger man den Genuß dieses wahrhaften Kunstwerks entbehrt hatte, desto höher mußte er sein, mit um so größerer Spannung folgte «an de« schöne« Gedicht und der herrliche», wie ein lieber Freund nach langer Trennung grüßenden Musik. Selten findet man, leidst in der deutschen Oper, eine so innige Verschmelzung der Poesie und der Musik, wie in der „Jeffonda^, selten stehen so wie hier die Arbeit des Dichters und des Componisten vereint auf einer so bedeutenden künstlerischen Höhe. Gehe's „Jeffonda" ist ein wahrhaft poetisches Werk, gehalten in edler, dem indischen Sujet entsprechend blumen- und bilderreicher Sprache, in schönen musika lischen Versen, die selbst in einem recitirenden Drama dem Dichter nur zur Ehre gereichen würden. Es findet in dieser Beziehung daS Textbuch Gehe- seines Gleichen nur in den Gedichten der Wagnerschen Opern — es ist in ihm zum ersten Male der große Jrrthum glänzend widerlegt, der Vers in der Oper müsse mög lichst inhaltslose- Reimgeklingel, die Sprache eine möglichst triviale sei«, «nd erst der Componist habe dem dürre« Gerippe de-Texte- Fleisch und Blut, Leben und Inhalt zu verleihen. Es ist als ein wirkliches Glück anzusehen, daß Gehe für seinen meisterhaften Text einen Componisten wie Spohr fand. Da- Sinnige und Zarte, das Weiche und Gemüthvolle ist da- rigentliche Element dieses großen Tonmeister-, und diese Eigenschaften sind es, die auch Gehe's Gedicht auszeichnen. In dieser Oper wird man vergeb lich nach Trivialitäten, schablonenmäßiger Arbeit oder gemeinen Effekthaschereien suchen — Alle- trägt hier de» Stempel hohen künstlerischen Adels, Alle- bis zu den charakteristischen Tänzen der Bajaderen und dem Waffentanz der portugiesischen Krieger (welcher letzterer bei dieser Vorstellung jedoch leider wegdlieb) erscheint edel, sinnig und keusch. Es ist mit großem Danke anzuerkennen, daß die Theaterdirection dieses Werk wieder in das Repertoir ausge nommen hat: möge eS nicht wieder von demselben verschwinden, möge da- Publicum aber auch solche Bestrebungen de- Theaters unterstützen und durch lebhafte Theilnghme an einer Oper, die man wohl mehr als ein- oder zweimal hören kann und muß, den gegenwärtig oft ausgesprochenen Vorwurf widerlegen, daß der Ginn für da- Edle in der Kunst immer mehr verloren gehe, der Ge ichmack gesunken und nur noch durch leeren äußeren Pomp, durch Spekulation auf dev bloßen Sinnenreiz oder durch possenhafte Späße nachhaltig zu wirken sei. — Die Leistungen de- Personal- auf der Bühne waren im Ganzen befriedigend, die im Orchester durch-