Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt Anzeiger. ^ 21. Sonntag den 21. Januar. 1855. SSSSSM Mittwoch den 24. Januar d. I. Abends 6 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: Gutachten des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen über a) die neuerliche, den Bauplatz für das Museum betreffende Zuschrift des Stadtraths, k) die Erwerbung eines Stückes Areal an der sogenannten Lehmgrube, e) die Erweiterung deS Lagerhausunternehmens. Bekanntmachung. — Mehrere hundert Langhaufen sollen auf dem diesjährigen Gehau des Connewitzer Reviers in der großen Probstei an der Rödelbrücke Montag den SV. Januar d. I. von früh v Uhr an meistbietend verkauft werden. Leipzig, den 20. Januar 1855. Des Raths der Stadt Leipzig Oekonomie- und Forst-Deputation. dreht sich dann fortwährend, gleich einer senkrechten Walze um, weshalb dieser Tanz auch Walzer genannt wird; und dergestalt sich drehend, fahren sie zugleich im ganzen Umkreis der Stube AuS dem jetzt vielbegehrten und vielgelesenen Buche von Alban I herum; man muß sich nur wundern, daß sie nicht schwindlig Scholz: „Spanisches für die gebildete Welt", (heilen I werden. Was sonst bei Tänzen zu sehen ist, freie, schöne Bewe- Aebrr den Tan?. (Eingesendet.) wir nachstehend eine charakteristische Probe mit: gunq, Mannichfaltigkeit, Kunst, Heiterkeit, fehlt bei diesem Walzen „Wenn ich an jenen fröhlichen Tanz in der Straße von Gerona I durchaus. Der ganze Mensch, Seele und Leib sind unthätig, die zurückdenke, so kommt mir ein deutscher Tanzboden und Walzerball I Tanzenden könnten die Augen schließen, nur die Füße allein müssen dagegen ungesund und anrüchig vor wie eine Berliner Kellerwirth-1 eS thun, wie auf einer Tretmühle. Sonderbarer Weise machen schaft, wo Halb-Brauerwein und Doppelschnapps ausgeschenkt wird, I dabei die Tanzenden ganz ernsthafte Gesichter, wie wenn sie ein gegen eine Felsenquelle, um die sich eine Schaar fröhlicher Kinder I wichtiges Geschäft von großem Belang verrichteten. Da sie durch zum Spiel versammelt hat. Während im Alterthum und jetzt I das heftige unnatürliche Drehen zugleich sehr erhitzt werden, so «och bei den Spaniern der Tanz Erzeugniß und Ausdruck über-1 bewirkt die Röche und die Starrheit des Antlitzes, daß manche schwellenden Lebens in Phantasie und Körper ist, ist der Walzer I Tanzenden dasselbe Aussehen haben, wie Nervensieberkranke in der kaum ein Tanz zu nennen. Ich will den Fall setzen, unsere Nation > Hitze. Während in anderen Ländern Jedermann mit Vergnügen wäre schon inSgesammt für das Christenthum zu blödsinnig und I dem Tanz zusieht, weil Anmuth, Abwechselung, Phantasie, Musik schlecht geworden, so daß sie, wie man von einem großen Theil I der Bewegung darin zu schauen ist, so giebt der Walzer nur einen Magdeburgs hört, nicht mehr daran glaubte, und es käme ein »langweiligen, widerwärtigen Anblick; er sieht aus, wie eine stumme Missionär aus fernem Christenlande, um in dem deutschen China! Sünde, wozu Musik gemacht wird. wieder die Religion deS Erlösers zu verbreiten: wie würde derselbe! Besonders wunderlich dabei ist aber die Kleidung, womit die in seinen Reiseberichten wohl über den Walzer sich auslaffen, wenn I Barbaren zum Tanz sich schmücken. Die Mannspersonen haben er etwa darauf zu sprechen käme? Ich denke mir ungefähr folgender! ein Stück Tuch um die Schultern, welches ein ehemaliger Rock Gestalt: zu sein scheint, woran aber von der Gegend des Magen- an die „„Die Barbaren, bei welchen ich mich befinde, halten ganz j ganze vordere Seite abhanden gekommen ist, so daß nur auf der besondere Tänze, welche ihnen von den Dämonen angelernt worden sein müssen. Am liebsten Samstags oder Sonntags warten sie ab, diS es Nacht und etwas spät wird; dann kommen die, welche sich gebildet nennen, zusammen, um den sogenannten Walzertanz zu treiben. Sie stellen sich vorerst an den Wänden auf; sobald die Musik angeht, laufen die Mannspersonen auf die Mädchen und Frauen los und jeder nimmt eine derselben in seine Arme. Wenn Du aber dächtest, daß sich letztere geschämig sträuben werden, wie einst die Sabinerinnen, als sie von den Römern geraubt wurden, so würdest Du Dich höchlichst irren ; im Gegentheil, die germa nischen Frauenzimmer scheinen sehr froh zu sein, wenn sie geholt werden; und odschon sie es sonst für unanständig ansehen, wäre eS auch von dem nächsten Verwandten, in solcher Weise in die Arme genommen zu werden, so nehmen sie bei dieser Gelegenheit den fremdesten Menschen an, der mit ihnen tanzen will, und fassen ihn selbst noch begierig an der Hand und am Arm. Jede- Paar Hinterseite zwei breite Lappen herunterhä'ngen. Man nennt dieses Gewand einen Frack. Ich mußte, da ich dasselbe zum ersten Male sah, fast laut lachen ; so spöttisch aber auch dieser Frack aussieht, so halten die teutonischen Barbaren sehr viel darauf; sie sehen den Frack für die Hauptsache an überall, wo eS vornehm, hoch und feierlich hergehen soll. Ich bin überzeugt, daß sie sich einbilden, im Himmel, wenigstens im obersten, trage Jederman einen Frack. — Ferner haben jene Barbaren die Hände mit gelb angestrichenem Ziegenleder überzogen, was sie für äußerst schön und würdevoll halten; und klemmen von Zeit zu Zeit ein Stückchen Glas, das sie an einem schwarzen Bändel befestigt haben, in den Augen winkel und blinzeln gegen eine oder mehrere Personen de- andern Geschlechts. Was die weibliche Kleidung anbetrifft, so ist dieselbe zu ge wöhnlichen Zeiten ganz anständig; sobald aber die Teutoninnen zum Walzertanz geyen, werfen sie urplötzlich alle Schamhaftigkeit