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> » Leipziger und » 1 Anzeiger. ^ 7. Sonntag den 7. Januar. 1855 Landlagsinittheilungen. Dresden, 5. Januar. Heute Mittag 12 Uhr ist, nach vorau-gegangenem Gottesdienste in der evangelischen Hofkirche, der einderufene ordentliche Landtag im Allerhöchsten Aufträge durch den Vorsitzenden im königl. Gesammtministerium, Staatsminister vr. Zschin - ky, im Landhause feierlich eröffnet worden. Derselbe richtete folgende Ansprache an die Mitglieder der Kammer: „Hochgeehrte Herren! „Von Sr. Majestät dem König habe ich dm ehrenvollen Auftrag erhalten, unter Entbietung des Königlichen Grußes und Versicherung fortdauernder Allerhöchster Huld und Gnade, den Landtag zu «öffiren. „Da- zu meiner Beglaubigung dienmde Allerhöchste Decket wird Ihnen jetzt mitgetheilt werden. (Hier erfolgte die Vorlesung desselben.) ,^ver gegenwärtig anhebende ordentliche Landtag schließt sich unmittelbar an einen edm erst verabschiedeten außerordentlichen Landtag an, welchem hie^ Aufgabe geworben war, eine bedeutende Zahl wichtiger und zum größer« Lheil umfänglicher Gesetzvorlagen^ zu b«oche». Während der Dauer ständischer Verhandlungen kann die Staatsregierung nur schwer die zur ruhigen, sichern Ausfüh rung de- Beschlossenen erforderliche Zeit gewinnen. Hiernach stellte e- sich al- angemessen dar, die Ihnen vorzulegenden Gegenstände auf da- Nothwendigste zu beschränken. Se. Königliche Majestät sind der vertrauensvollen Hoffnung, daß die Aller höchst hierbei gehegte wohlmeinende Absicht Ihren Wünschen be gegne und die von Ihnen zu erledigenden Geschäfte daher zu einem baldigen segensreichen Ende gedeihen werden. „lieber da- Wichtigere, waS seit dem Schluffe des letzten ordentlichen Landtags in den verschiedenen Zweigen der Staats verwaltung geschehen ist, so wie über das, was Ihrer Berathung unterstellt werden soll, wird Ihnen jetzt nähere Eröffnung ge schehen." Nach dieser Rede wurde durch den Referenten des königl. Ge sammtministerium-- Regierungsrath Roßberg, das Expose vor getragen, welche- theilS die Geschäfte der hohen Regierung für die nächste Zeit, theilS die der Stände für den gegenwärtigen Landtag bezeichnet-; eS ist dasselbe, so wichtig es ist, aber so um fänglich , daß zur vollständigen Aufnahme desselben uns der Raum hier mangelt, und eS zu Vermeidung von Mißverständnissen be denklich ist, einen bloßen Auszug zu geben. Augustusplatz. Endlich ist e- mir gelungen, da- vielbesprochene Modell zum neum Museum--Bau zu sehen, und ich kann nicht läugnen, daß ich überrascht und gegen meine Erwartung darüber beruhigt «ordm bin, daß unsere Anlagen, zu deren größten Verehrern ich mich rechnen darf, durch den prdfectirten Bau nicht verlieren werden. So verschieden auch die Ansprüche sein mögen, die man an Parkanlagen macht, so dürfte doch kaum eine Autorität in diesem Fache gegen dm hier vorgeschlagenen Aenderung-plan Wesentliches einzuwrnden haben. Denn da- Gebäude soll nicht, wie man immer behauptete, mitten in die schönsten Anlagen sondern an den bereits vorhandenen großen AugustuSplatz, mithin nahe an den Ausgang der Promenaden zu stehen kommen, die auch nicht weg fallen, sondern nur um einige Schritte verlegt werden sollen. Und ginge den Spaziergängern ein kleiner Raum verloren, so will man reichlichen Ersatz schaffen, indem man mit dem beim Bau au-zugrabenden Material den nebenliegenden Stadt graben (an der 1. Bürgerschule) sofort auszufüllen und auf diese Weise zu gleicher Zeit hübsche neue Partien und erfreuliche neue Spaziergänge hervorzurufen gedenkt. Ja, man hofft, und wohl nicht ohne allen Grund, daß der Bau Veranlassung geben könne, den allgemeinen Wunsch des Publikums schneller zu befriedigen, „die ungeschickte Mauer des Weinnäpfcheu- wegzuschaffen und die Anlagen auch nach dieser Seite hin zu erweitern;" — wobei jedoch zu erwähnen ist, daß diese Aenderung wünschenswerth, keines wegs aber nothw endig für da- vorliegende Project ist. Endlich ist noch anzuerkennen, daß ein sehr wichtiger Umstand, die An fuhr zu dem Gebäude, so schicklich angelegt ist, daß sie in keiner Weise die Spazierengehenden oder die Anlagen überhaupt stören würde. Wer die- Alle- nicht glauben will, mag sich nun selbst durch Anschauung de- Modells überzeugen, vorher aber billiger Weife seine Entscheidung darüber zurückhalten. Wie ich hörte, ist das im Modell angegebene kleine Museum dem vorläufigen Entwürfe eines kiesigen Architekten nachgebildet, während für das wirkliche eine öffentliche Concurrenz ausgeschrieben werden soll; es ist aber hier so einfach und mit Geschmack erdacht, daß man wünschen möchte, eS bliebe bei der Form. Es soll 75 Ellen breit und 64 Ellen tief sein. Rechts und links bleiben dann von seinen Giebeln dis nach dem Augusteum und bis nach der Fronte des Beckerschen Grundstücks, auf jeder Seite über 10V Ellen freier Raum, also einige Ellen mehr als die Breite unseres Marktplatzes von der RathhauS-Ecke bis zum ThomaS- gäßchen. Keines der vorhandenen großen Gebäude wird durch den Neubau verdeckt oder irgend welch anderes Schönheitsverhältniß am Augustusplatze verletzt ; im Gegentheil schien es mir, als ob der letztere dadurch erst zu einem wirklichen Abschlüsse gelange, ohne deshalb die Monotonie eines Marktplatzes zu erhalten, gegen welche die von 3 Seiten sich anschließenden Bäume und Büsche genügend schützen, und unwillkürlich kam mir der Gedanke bei, daß selbst der selige Bürgermeister Müller, der sich durch die Begründung unserer herrlichen Anlagen ein unsterbliches Verdienst erhalten hat, sich des Baues als einer Verschönerung seiner Schöpfungen freuen würde! Sollte aber dennoch, wa- ich mir kaum denken kann, hier und da die Meinung festgehalten werden, daß den Anlagen durch das stattliche Gebäude ein Abbruch geschähe, so wird ein solcher hier jedenfalls weniger als an irgend einem andern Puncte von Bedeutung sein ; und will man nun gerechtermaßen die Interessen der Spazierengehenden und die der Kunstfreunde unserer Stadt (beides zwei ehrenwerthe Corporationen) ruhig zusammen in die Waagschale legen, so dürften die Verluste der Letzteren bei Ver weigerung des Augustusplatze- nach Allem, was man darüber ge hört und auch in d. Bl. gelesen hat, sicherlich weit schwerer wiegen, als der Gewinn ihrer Gegner. Möchte die- doch allerseits unparteiische Erwägung finden! - 4- *4-