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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. AA, Donnerstag den 22. Februar. 1855. Bekanntmachung. ES sollen die im Magazingebäude am PeterSkirchhofe allhier drei und fünf Treppen hoch befindlichen Böden einzeln oder zusammen von Ostern d. I. an mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten und jeder sonstigen Verfügung vermiethet werden. Miethlustige haben sich daher den L März d. I. Vormittags um N Uhr auf hiesigem Rathhause bei der RathSstube zu melden, ihre Gebote zu thun, sodann aber weiterer Resolution sich zu gewärtigen. ^ Leipzig, den >7. Februar 1855. Des Raths der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. Landtagsmiltheilungen. S. Sitzung der ersten Kammer am 20. Februar. Die erste Kammer berleth heute da- allerhöchste Decket über den Ankauf de- v. Kyawschen Hau-grundstück- ln Zwickau für den Staat-fi-cu- und lehnte schließlich, gleich der zweiten Kammer, die beantragte Genehmigung diese- Kaufabschlüsse- ab. Aoth. Die vier Aussätze, welche vor Kurzem unter der Ueberschrift „Da- Erzgebirge und da- Voigtland" im Tageblatte der öffent liche« Beurrheilung vorgelegt worden sind, haben, wie zu erwarten -and und wie die- die Wichtigkeit der Sache sogar in mancher Beziehung wünschen-werth erscheinen läßt, sehr verschiedene Bem- thettung erfahren. Die Einen haben gesagt: was sollen so all gemeine, «och so gut gemeinte Besprechungen und Betrachtungen nützen? Damit kann und wird nicht geholfen, danach richtet sich doch Niemand, und die Gebirger führen doch ihr Leben wie zeither sott. Die Anderen haben getadelt, daß die fraglichen Artikel, namentlich die drei ersten, zu allgemein gehalten worden seien, daß sie nicht speciell genug auf die einzelnen Gebrechen eingegangen wäre«, und da- Ding nicht gleich beim rechten Namen genannt hätten. Einige sind zu bequem dazu gewesen, sich die aufgeworfene Frage, warum der Gebirger so schwer au- seinem Geburtsorte fortzubring« sei rc., selbst zu beantworten, obwohl die- nicht dlo- an sich leicht ist, sondern auch die Hauptursachen dieser Erscheinung deutlich genug vorzug-weise im vierten Artikel angegeben sind. Andere haben gemeint, da- sei Alle- recht gut und wahr gesagt, allein e- könnten solche Ideen nichts mehr nützen, wett wir in dem Zeitalter der falsche« Humanität lebten, und Obrigkeiten und Regierungen -eine Macht mehr hätten, Aenderung herdeizuführen, »nd hier würde wohl »it Gewalt eingegriffen werden müssen. Ein Theil der Leser ist der Ansicht gewesen, eben weil man mit Gewalt da- Uebel nicht mehr bezwingen könne und dürfe, mit Güte aber nicht- «ehr zu schaffe« sei, müsse man die Sache geh« lasse», wie sie eben gehe, um desto schneller an da- Ende komme«; denn wie die Verhältnisse jetzt seien, könne nur noch Noth zwingend «nd damit helfend einschreltlN, weshalb es falsch sei, zeitweilig noch äußere Hülfe zu leisten, indem man so die natürlich nothweudige Entwickelung nur aufhalte.' Ein anderer The« hat «ndedlngt und ohne aü« Verzug Hülfe durch Unter stützung« in Geld u. s. ». verlangt, und sich entrüstet über falsche Ansichten, welche die Artikel aufgestellt Hab« sollen, geäußert, namentlich ist der im erst« Artikel enthaltene Satz: „Die Noch sendet un- Gott nicht ohne Grund, und ist eS „entschieden ganz unverständig, diese um jeden Prei- und „ohne alle- Authun der von ihr Betroffenen und der zunächst „zur Abhülfe Verpflichteten entfernen zu wollen" hart angegriffen, als Köhlerglaube verdammt, und überhaupt für eine Ansicht erklärt worden, welche in längst vergangene Zeiten gehöre. — Wieder ein anderer Theil ist damit nicht einverstanden gewesen, daß man den Fabrikant« Vorwürfe gemacht und von ihn« gar verlangt habe, sie sollt« ihren Arbeitern Lohnzulag« mach«, wall sie doch der Concurrenz halber gar nicht könnten. Wäre eS doch gut genug, daß sie oft ganz ohne Bestellung nur aufs Lager ar beiten ließen rc. Auch hat eS einen Theil gegeben, welcher behauptet hat, der Zeitpunct einer solch« Aussprache sei schlecht gewählt. Gerade wenn man durchaus helfen müsse, sei es unrecht, solche Bedenken aufzustellen. Wohlwollende Leser endlich (und mit ihnen will ich schließen, obwohl ich noch sehr viele andere hier gefällte Urtheile mittheilen könnte) haben sich lobend ausgesprochen und gemeint, e- sei ganz recht, daß die fragliche Angelegenheit mit so vieler Mäßigung ein mal ausführlicher, alS dir- im gewöhnlichen mündlichen Gespräche zu geschehen pflege, besprochen worden sei ; denn es sei doch nicht zu läugnen, daß die gegebenen Andeutungen, weil sie die Wahrheit getroffen und auf alle die Schäden hingewiesen, auf die eS hierbei ankomme, hinreichenden Stoff zum Nachdenken gäben, und sicher mit der gegebenen Aufklärung gute Folgen in der Praxi- (um das kürzeste Wort zu brauchen) herbeiführen müßten. Dadurch, daß ich vorstehend verschiedene Urtheile über die be zeichnet« Artikel aufgeführt habe, will ich nicht die Absicht aus gesprochen haben, auf sie ganz speciell einzugehen, oder gar die fraglichen Artikel einzeln zu zergliedern; e- würde die Lösung dieser Aufgabe den in diesem Blatte gestatteten Rärins weit überschreit«; ich will mich vorzugsweise, doch so kurz al- möglich mit Beleuchtung der Frage beschäftigen: „Ist der bereit- wörtlich au- dem ersten Artikel herau-gehobene Satz, welcher allgemein über die Roth und der« Beseitigung spricht, richtig oder nicht?" Dabei wird sich Gelegenheit finden, beiläufig auch etwa- über die fraglich« Artikel selbst, so wie über die ob« angeführt« Ur- theile mit zu sag«. Ich stelle mich hierbei aus den unparteiisch« Standpunkt eine- Dritten, und bitte die Leser diese-, ei« Gleiche- zu thun. So lange wir noch an da- Dasein eine- höchsten, allmächtig« und allweisen Wesen-, welche- wir Gott nennen, glaub«, und nicht wie die Weltdeglücker der Neuzeit daran zweifeln, müssen wir auch glaub«, daß alle- Da-, wa- diese- Wes« geschehen läßt, weise und gut ist — folglich auch die Zulassung der Noth!