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— ^ ff ^ . Tageblatt und Anzeiger. ^ 41. Sonnabend den 10. Februar. 185S. Bekanntmachung. Er soll dle lm Hofe des MarstallgebaudeS eine Treppe hoch befindliche Wohnung von Ostern d. I. an mit Vsr- behalt der Auswahl unter den Licitanten und jeder anderen Verfügung anderweit vermiethet werden. Miethlustige haben sich daher den BL. laufenden Monats Vormittags um I I Uhr auf hiesigem Rathhause bei der Rathsstube zu melde» und ihre Gebote zu thun, sedann aber weiterer Resolution sich zu gewärtigen. L.ipzig, den L Februar I85L. DeS Raths der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. Sechzehntes Abonnement-Concert im Saale des Gewandhauses. E- brachte diese- Concert zwei Neuigkeiten von einem Com- ponisten, dessen Name einen sehr guten Klang in der Künstlerwelt hat: e- waren diese ein Concert in kr» nroU für Pianoforte und eine Ouvertüre zu Racine'S Trauerspiel „PHLdra" von Ferdi nand Hiller. Der Componist führte beide Stücke persönlich vor, daß Concert al- Virtuos, dre Ouvertüre al- Dirlgmt. Das bedeutendere dieser beiden Werke ist unstreitia dir Ouvertüre. ES ist nicht wohl möglich, über ein Musikstück dieser Akt nach ein maligem Hören ein erschöpfendes Unheil abzugeben ; man kann in diesem Falle eben nur die Fragen beantworten, ob der Componist dm gewählten Gegenstand im Allgemeinen richtig erfaßt und wieder gegeben — hier: ob diese Ouvertüre eine paffende und würdige musikalische Einleitung zu dem Trauerspiel — und ob der Total eindruck derselben eia befriedigender, günstiger ist. Ich möchte für meinen Theil diese Fragen mit einem entschiedenen Ja erwiedern. Der geistige Inhalt sowohl, als die durchaus edle und schöne Form der Ouvertüre ließen überall den talentvollen Compdnisten von hoher Jutrlligenz erkennen, der in seinem Schaffm und sonstigem künstlerischen Wirken sich stets als ein von der edelsten Gesinnung beseelter Künstler bewährt hat. Bezüglich der Form und Schreibart scheint mir diese Ouvertüre von anderen mir naher bekannten Werken Hiller- abzuweichen. Der Componist ist hier vielleicht, «ehr aus sich herauSgetteren; es zeigt sich in dem Werke ein um Die dieser Leistung zu schließen — nicht auf gleicher Höhe, ml« als Componist ; er ist ein guter Pianist, der das Concert, namentlich was daS geistige Elemmt betrisst, befriedigend »ur Gestaltung brachte. Bon einem Capellmeister, dessen Amt ihn so sehr ü» Anspruch nimmt, wie dies bei Hitler der -alt, ist «sch kaum mehr zu verlangen, als was er eben als Pianist zur Zeit noch leistet. Im Ganzen ließ jedoch das, was Hitler in dieser Auf führung gab —7 selbst die Ouvertüre — das Publicum auffallend kalt, waS um "so mehr Wunder nehmen mußte, als man sich erweiterter Horizont, eine breitere Anlage, wie freiere und in lebendiger» Farben auSgrführte großartigere, auSgefuhrte Ausarbeitung. Jedenfalls dürste diese Ouvertüre nicht allein sich « die beste« Werke HillerS anreihen, sondern auch zu dem Bedeutenderen zählen, waS in neuester Zeit auf dem Gebiete der Instrumentalmusik geleistet worden ist. Auch daS Pianofowe- EonsM^st «tu brnve- und tüchtige- Werk, besonder- im zweiten »ud dritten Theil reich an schönen Motiven und glänzenden, doch ungesuchtrn Effecten in der Principalstimme, wie lm Orchester. AE Virtuos jedoch steht Hiller gegenwärtig - wenigsten- Nach Gesang bei einem so berühmten Kunstinstitute, wie e< unser großes Concert ist, auf diese Weise gefeiert wird, während man dem Talent eines mit Recht rrnommirten Componlsten gegenüber so sehr sparsam mit Zeichen der Anerkennung ist! Wir sind zwar in dieser Saison bezüglich de- Sologesanges nlcht sehr verwöhnt worden, indessen haben wir doch Sängerinnen gehabt, die in künst lerischer Hinsicht mindesten- auf derselben Stufe standen, wle Frau Bot schon, thellwrise dieselbe auch wohl nicht wenig überragtem Frau Botschon hat schöne natürliche Mittel und eine gewisse Routine; daS scheint mir aber auch Alle- zu sein, was man VorthellhafteS sagen kann. Von einer genügenden Gesangsbildung ist wenig die Rebe, eine gewisse Manirirtheit soll diesen Mangel decken. WaS hauptsächlich an dem Gesänge der Frau Botschon auSzusehen, dürfßk die fast durchgehend- unreine Intonation, die mangelhafte Lonbildung, daS Hinüberziehen de- einen Tone- 4n den andem und die nicht immer reine Textaussprache sein. Am Meisten fiel die- Alle- in der Mendelssohn schen Soncert^Ane auf, wo auch hinsichtlich de- Verständniff S zu wünschen übrlg blieb. B«ffer gelangen der Sängerin theilweise die Lied« «G Pianoforte von Fr. Schubert und R. Schumann. — DaS Concert ward eröffnet mit der Ouvertüre Op. NS von Be ri tz oven, den zweiten Theil bildete die große Symphonie in 0 ckny von Franz Schubert. Ferdinand Gleich. Vom 3. bis 9. Februar sind in Leipzig begraben worden: Sounabrnd den 3. Februar. istian« Heyne, 74 Jahre alt, Hausmanns Witwe, Jncorporirte im JohanniShaspitalr. Maue Rost, 88 Jahr« 2 Monate alt, Haadarbeiters in Abtnaundorf. Witwe, m de» Sloekustea-e. Oscar Kietz, ^/, Jahr alt, Eigarrraarbeiters Sohn, in der UlrichSgaffr. : Sonntag de« 4. Februar. . ' , Friederike Franziska Marie Sause, d Jahre 2 Monate alt,'Bürgers u. Strumpfwirktrmstr«, Tochter, in dn Plnßeugaff«.