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H -5 4«« Freiberg" sehr nahe. Vor nur erst etwa 3V Jahren wollte man diese Grube verlassen, weil man sie wegen zu großer Kosten nicht mehr für bauwürdig hielt. Rur ein alter Steiger war nicht au- ihr herau-zubringen, er gab die Hoffnung nicht auf und arbeitete mit einigen wenigen Leuten fort. Und er sah seine Hoffnung nicht betrogen, er kam auf neum guten Anbruch. In jener Zeit konnte man den Kux um zwei Groschen kaufen, denselben Kux, der jetzt vierteljährlich 100 L Haler Ausbeute ge geben hat. Damals arbeiteten vielleicht noch zehn Mann in der Grube, jetzt beschäftigt sie wenigstens 2000 Menschen. Vor einigen Zähren erst verwendete die genannte Grube circa 40,000 Thaler auf Anlegung eines Wassergrabens. Nichtsach verständige schüttelten den Kopf und hielten die Ausgabe für zu groß; sie haben sich aber sehr geirrt. Die Anlage hat sich schon jetzt reich verzinst, die Anlage war nöthig, denn man brauchte daS Aufschlagwasser zu Hebung der Grubcnwasser u. s. w. Alles dies erwähne ich absichtlich aus dem Grunde, daß sich Freunde des Bergbaues daran gewöhnen müssen, grcße Baue zum technischen Betriebe de- Bergbaues auSsühren zu sehen, daß sie deshalb nicht den Muth verlieren, sondern gerade darin, wenn der Bergmann die Sache groß angreift, die Hoffnung auf reichen Gewinn erblicken müssen. — Wir haben tüchtige Bergleute in Sachsen, und unsere Akademie in Freiberg ist noch jetzt eine große Zierde unser- Vater landes ; da- weiß man, wie leider sehr oft, im AuSlande mehr zu schätzen wie im eignen Lande. Kann erst die Eisen Production im Gebirge in bessere Ver hältnisse gebracht werden, und Hoffnung ist auch dazu vorhanden, wenn erst Eisenbahnen ein billigere- Feuerungsmaterial auS den Kohlenbergwerken zuführen und überhaupt eine erleichterte Commu- nication hergestellt ist — dann müssen sich auch dadurch die Zu stände der Gebirgsbewohner wesentlich verbessern lassen. Schon seit Jahren haben sich die Verhältnisse deS Bergmanns gehoben und er befindet sich im Allgemeinen weit besser, als der Fabrikarbeiter, ja selbst als der gewöhnliche Tagelöhner. Hierauf kommen wir noch zu sprechen, wenn wir davon reden, was etwa im Wege deS SocialiSmus in gutem Sinne für den Gebirger zu thun sein dürfte. — a — Stadttheater. Nach längerer Zeit ward am 5. Februar ein klassische- Stück — „Maria Stuart" — wieder vorgeführt. ES geschieht solche- hier in der Regel nur bei außerordentlichen Gelegenheiten, bei Gast spielen oder Debüt- neuer Mitglieder. So sehr da- seltene Er scheinen der Werke der großen Sänger de- deutschen Parnaß zu beklagen ist — auf die wir Deutsche mit Recht stolz sein können und die den Neid und die Bewunderung selbst der für eigene Kunst sehr voreingenommenen anderen Nationen erregen — so darf man doch der Direktion unseres Theater- daraus keinen Vorwurf machen: der verhältnißmäßig sehr schwache Besuch der diesmaligen Vorstellung der „Maria Stuart" — besonder- auf den für die Haute-vo!4o bestimmten Plätzen — bewies genugsam, wie un gerecht ein solcher Vorwurf sein würde. Die oft gehörte Ent schuldigung für diese Theilnahmlosigkeit gegen die ernste und höchst- stehende Kunst: klassische Stücke würden hier zu mangelhaft gegeben — ist nicht stichhaltig. Man kann bei den Verhältnissen unsere- Theater- nicht verlangen, daß alle Rollen in so per sonenreichen Stücken vollkommen besetzt, selbst nicht daß die Hauptfächer durch Künstler ersten Range- vertreten seien; wir müssen und können mit einer in den Hauptsachen guten und be friedigenden Darstellung, gehoben durch ein tüchtige- Ensemble, zufriedm sein — und diesen mäßigeren Ansprüchen genügen mit nur selteneren Au-nahmen die hiesigen Vorstellungen klassischer Stücke. — Auch diesmal gab ein Gastspiel Veranlassung zur Aus führung de- Schillerschen Werke-. Fräulein Claus vom Hoftheater in Braunschweig hatte die Maria Stuart als zweite Gastrolle gewählt. Die Erwartungen, mit denen man nach dem ersten hiesigen Auftreten der talentvollen Gastin dieser Leistung entgegen sehen durfte, wurden nicht getäuscht. Ihre Maria Stuart zeigte eine verstLndnißvolle Auffassung, eine feine und durchdachte Ausarbeitung de-Char-kter-, eine einheitliche, konsequente Durch führung der äußerftk schwierigen Aufgabe. Eine so brave, in den gesteigerten Momenten sich zur Sphäre de- Genialen erhebende Leistung konnte einen nachhaltigen Eindruck nicht verfehlm — der ungetheitte, große Beifall, den Fräulein Claus auch diesmal fand, sprach hinreichend dafür, daß da- ohne Zweifel sehr gewählte Publicum, da- sich eingestellt hatte, den Werth ihrer schönen künstlerischen Darstellung zu würdigen wußte. — Die Leistungen unserer einheimischen Darsteller der Hauptpartien behaupteten neben der Gastin eine ehrenvolle Stellung. Ueber Fräulein Huber- Elisabeth, Herrn Stürmer- ShrewSbury, Herrn Pauli'S Ritter Paulet und Herrn Saalbachs Melvil ist bet früheren Aufführungen de- Trauerspiel- bereit- in d. Bl. in anerkennender Weise gesprochen worden; auch diesmal sind dieselben als lobens wert!) zu bezeichnen. Neu war die Besetzung de- Leicester, de- Burleigh, de- Mortimrr und der Hanna Kennedy. Unter den Darstellern dieser Rollen ist Herr Gerstel als Burleigh in erster Reihe zu nennen. Der schätzenSwerthe Darsteller gab ein mit großer Schärfe und feiner Charakteristik auSgeführteS Bild br emsten und starren englischen Staatsmannes, der blo- für da- Wohl de- Reiche- lebend und fast fanatisch begeistert für den ge läuterten Glauben mit eiserner Consequenz seinen Weg geht und selbst vor dem Aeußersten nicht zurückbebt. Von allen größeren Rollen, die ich bis jetzt von Herrn Gerstel gesehen, scheint mir diese am höchsten zu stehen. — Herr Kar lowa als Mortimer lieferte in dieser schönen und dankbaren Rolle abermals einen Be weis für seine Begabung zu tragischen Gestaltungen. Er besitzt natürliches Feuer, Leben und Begeisterung für seinen Beruf, und wenn der talentvolle junge Darsteller sein Zül auch noch nicht vollständig erreicht hat, so ist er demselben doch um ein Bedeu tende- näher gerückt, seit er unserer Bühne angehört. ES verdient dies um so mehr anerkannt zu werden, als Herr Karlowa bei dem seltenen Erscheinen großer Dramen auf hiesigem Repertoir bl- jetzt wenig Gelegenheit zur praktischen Weiterbildung in dem ihm entsprechenden Genre gefunden hat. — Eine verständige und brave Leistung war die des Herrn Leu chert als Leicester, wie dies bei diesem sehr zu schätzenden, begabten und strebsamen Mitglied« vorauszusetzen war. WaS jedoch dieser Wiedergabe de- Leicester noch abzugehen schien, war ein etwas höherer Schwung, ein Sich- versetzen in eine höhere poetischere Sphäre, wa- bei dergleichen Schillerschen Charakteren vorzugsweise nöthig ist. Der Leicester ist ohne Zweifel «ine der schwierigsten Aufgaben, die sich ein dar stellender Künstler stellen kann: er ist das Urbild eine-Sanguiniker-, angehaucht von einer gewissen ritterlichen Romantik, dabei ehr geizig, leicht erregbar, in Folge dessen schwankend, charaktrrlo- und ohne wahrhaft sittlichen Fond — der vollkommenste Gegensatz zu dem Burleigh. Herr Leuchert hob alle diese Haupteigen schaften nicht gleichmäßig genug hervor — sein Leicester erschien fast zu verständig, zu ruhig und gemessen. — Die Darstellerin der Hanna Kennedy, Frau Werner, ein, wie e- scheint, neu engagirteS Mitglied, genügte mäßigeren Ansprüchen. — Die kleineren, wenn auch, wie immer bei Schiller, nicht unbedeutende« Rollen waren zum Theil mit Kräften besetzt, die zu den besten unserer Bühne zählen: Herr Böckel gab den Davison, Herr Scheibler den Kent, Herr Laddey den AubeSpine und Herr Denzin den Graf Bellievre. ES war diese Besetzung für da- Ensemble sehr vortheilhaft, da- diesmal in den Hauptsachen ge rechte Anerkennung verdiente. — Auch in dieser bis nach 1V Uhr dauernden Vorstellung ward die Tragödie mit der letzten Scene de- Leicester geschlossen. Ferdinand Gleich. Leipziger Oel- und Prod«etevha»delg-Börse Dienstags am 6. Februar 1855. lDie Preise find bezügl. ») de- DeltS auf 1 k e i p z»g e r HandelS-Eentner, b) de- Getreide- auf t Preuß. DiSpel von 24 Preuß. Scheffel, e) der Oelsaat auflDre-duer Scheffel und 6) dt- Spiritus aus 1 Orhoft » 14,400 p0t. Tratte-, d. i. 180 Preuß. Quart gerichtet.j Rüb öl looo 16^ Briefe und bezahlt; p. April, Mai 15'/, Br. Leinöl looo 15^ «p Br. Mohnöl looo 21 «P Br. Weizen, 89 8, braun, mit Maß-Ersatz, loco 85 «ss Br. und bez.; 89 8, braun, reell, clo. 86 «ss Br., 84 und 85 bez. Roggen, 84 8, loco 66»/,«^ Br. und dez.; p. Febr., März, 84 8 reell, 66 bez. und Geld; p. April, Mai 66 «ss Br- Gerste, 71 8, looo 44 Br. und erst 44'/,, dann nur noch 44 bez. Hafer, 50—51 8, looo 30 bez. und G. Rap-looo 8'/, «ss G. W.-Rübsen looo 8'/»^«. S.-Rübsen, Dotter, vaoat. Spiritus looo 40 Vr bez. und G.; p. April, Mai 41 «ss G.; p. März bi- Juni, in gleichen Raten, ebenfalls 41 G.