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4486 Erinnerung an Abführung des diesjährigen zweiten Termins der Gewerbt- und Personalfteuer rc. In Folge der zu dem Finanzgesetze vom 16 August d. I. erlassenen AuSführungS-Berordnung vom nämlichen Tage wird der diesjährige zweite Termin der Gewerbe- und Persvnalsteuer. nereh einem halben JahreSbetrage, am LS. Oetnber d. I. fällig. Die diesfallsigen hiesigen Steuerpflichtigen werden daher hierdurch aufgefordert, ihre Steuerbeiträge nebst den als Zuschlag zu denselben zu entrichtenden städtischen Schoß- und Eommunalgefällen an gedachtem Tage und spätestens binnen L4 Tagen nach demselben bei der Stadt-Steuer-Einnahme allhier zu bezahlen, indem nach Ablauf dieser Frist, gesetzlicher Vorschrift gemäß, sofort mit executivischen Zwangsmitteln gegen die Restanten verfahren werden muß. Leipzig, am 13. October 1855. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. Bekanntmachung. Durch Herrn Philipp Batz, Inhaber der Leppichhandlung unter gleicher Firma hier und in Dresden, sind uns einige Gobelins-Teppiche (Doubletten der Pariser Ausstellung) auf die Dauer von acht Lagen gütigst überlassen worden, um solche zum Besten der hiesigen Armen für das Publicum auszustellen. Indem wir nachstehend einige uns mitgetheilte Notizen über diese Teppiche beifügen, bemerken wir, daß die Ausstellung derselben vom 17. bis 24. d. Mts. täglich von früh Iv Uhr bis Nachmittags 4 Uhr im großen Saale der Buchhändlerbörse gegen ein Eintrittsgeld von 2'/, Ngr. für die Person stattfindet. Leipzig, den 16. October 1855 DaS Armendirectoririm. Ein großer Teppich, Arbeitszeit: 4 Arb. 3Mon., Preis ^8ttv. Ein mittler dergl., - - 4 - 3 , - - vvv. Ein dergleichen, - - 2 - 1j - - - 3VV Eine Tischdecke, Arbeitszeit: 2 Arbeiter 1 Mon., Preis ^250. Ein paar poi-tiei-eg, Arbeitszeit: 4 Arbeiter 1^ Monat, Preis ^7vft. Stadtt Heuler. Die Vorstellung deS Lustspiels „Bürgerlich und roman tisch" von Bauern selb am Abend deS 22. October bewie« abermalS, wie tüchtig das feine ConversationSstück an unserem Theater vertreten ist. e« gereichte dieselbe den Darstellern wie namentlich auch der Regie ganz besonder« zur Ehre. DaS Stück selbst, ein ältere« Werk de« beliebten Dichter«, hat, wie wohl alle dramatischen Arbeiten Bauernfeld«, seine großen Vorzüge und zeichnet sich namentlich durch feine Durchführung der Charakteristik bei den meisten Hauptpersonen, durch leichte und fließende Sprache, wie überhaupt durch elegante Form aus, und wenn in ihm auch noch nicht vollständig der Grad künstlerischer Reife erreicht ist, wie in Bauernfeld« späteren Werken, so gehört da« Lustspiel doch immerhin zu den besten und ehrenwerthesten Erscheinungen, welche die moderne Literatur in dieser Branche aufzuweisen hat. Wa« man an dem Stücke als Mängel bezeichnen könnte — vor Allem z. B. daß der Stoff, obwohl an sich interessant und pikant, für da« AuSspinnen in vier Acte nicht reichhaltig genug — ward durch die Darstellung im Allgemeinen und da« glückliche Hervorheden der Vorzüge durch dieselbe insbesondere so sehr gedeckt, daß der Eindruck ein ganz ungetrübter wurde. Die beiden interessantesten und das Ganze belebenden Rollen de« Stück<« gaben Fräulein Berg (Katharina von Rosen) und Herr v. Othegraven (Baron Ringelstern) mit so viel Eleganz, Verständniß und glücklichem Humor, wie man da« im feinen ConversationSstück von diesen Darstellern gewohnt ist. Herr Pauli hat schon oft in Rollen gutmüthiger und etwa« schwacher alter Herren sein schöne- Talent für dergleichen Gestaltungen bewährt: sein Rath Zadern in dem in Rede stehenden Stücke war wieder eine dieser trefflichen Lei stungen, ein vollständig befriedigende«, bi« auf den kleinsten Zug fein ausgearbeitet«« Genrebild. Ihm würdig zur Seite standen Fräulein Huber al« Räthin — eine der echten Schwiegermütter, wie sie Bauernfeld in allen seinen Stücken so gern anbringt — und Herr Haw al« Badecommiffär Sittig. Recht brav gab Fräulein Bartelmann die Rolle der Cäcllie; daß Herr Stür mer die nur unbedeutende Rolle de« Präsidenten von Stein mit feinem Anstande gab, durfte man von ihm erwarten. Mit der vom Dichter etwa« zu grell gezeichneten Partie de- Lohnlakai- Unruh war Herrn Ballmann keine leichte Aufgabe gestellt, die der beliebte Darsteller jedoch mit Glück und zu allgemeinem Er götzen löste. Ferdinand Gleich. 2ur Dresdener Schiller-Stiftung. Die Leser diese« Blatte« erinnern sich de- jüngst in diesen Spal ten erschienenen Aufruf« unter obigem Titel. Wir leben sogar der Überzeugung, daß die« Wort, zu welchem sich angesehene Männer unserer Stadt veranlaßt fühlten, nicht blo« im Gedächtniß, sondern auch im Herzen unserer Mitbürger ein Echo und eine bleibende Stätte der Erinnerung gefunden. E« war bereit« im Mai dieses Jahre«, am 9., al« dem fünfzigjährigen Erinnerungstage an Schil ler« Tod, al« Männer Dresden« den Gedanken faßten, e« sei die würdigste Feier de« großen Geniu«, zu seinem Gedächtniß dauernd und bleibend eine nationale Stiftung zu gründen, welche betagten, erkrankten und hülfsbedürftigen Dichtern de« deutschen Volk« und ihren Hinterlaffenen Beistand gewähren soll. Die geistig reichste und fruchtbarste Nation wetteifert nicht mit andern Völkern in der Theilnahme und im Interesse an den heimischen dichterischen Erzeugnissen. Das Loos deutscher Dichter ist oft beklagenswerth, leuchtet ihnen keine Sonne der modischen TageSgunst oder schüttelt sie äußere« Ungemach. Noch bevor die Hand deS Alters sie an rührt, beugt sie oft Noth und Elend, oder eS fehlt ihrem Leben j-ne Milde und jenes Behagen, unter dem allein Geistesfrucht reift, soll sie nicht ein Product der Noth und Kümmerlichkeit sein. Wohl ist die Zahl edler deutscher Fürsten, welche sich bedrängter und leidender Dichter annehmen, nicht ganz gering; aber es war doch nur der Zufall einer Sympathie, daß König Friedrich Wil helm IV. den alternden Ludwig Tieck als Freund »u sich berief, der Fürst eine« norddeutschen Stamme« den erkrankten Julius Mosen vor äußerem Ungemach schützt. Es fehlt ein allgemeiner National fonds, der die geistigen Arbeiter der Nation in Fällen der Noth vor Mangel und Unglück sichert, ihr Loo« wenigstens erleichtert. Es ist nicht bloS ein Werk de« Erbarmen« und der mildthätigen Liebe, e« ist ein Werk der nationalen Ehre, wa« wir hiermit be zwecken und betreiben. Diejenigen, auf die wir innerlich stolz sind, äußerlich nicht verkümmern zu lassen, trifft sie Ungemach, ist für eine große Nation Gewissen-sacht. Wir wissen, in welchem Maß stabe England für betagte und kranke Dichter seinen Roy»! litte- inoä gründete und fortführt. Wir wissen, wie Frankreich seine schöpferischen Geister, noch ehe bei ihnen die Sonne zu Rüste geht, ehrt und mit Glück-gütern au-stattet. Wie wissen selbst wie da« kleine Dänemark, stolz auf seine Söhne im Felde der Kunst und Poesie, großartige Pensionen au« einem Nationalfond« zu vertheilen hat. Und wenn jetzt Deutschland seiner Pflicht ein gedenk zu werden beginnt, wenn e« sich jetzt sagt, e« dürfe Die jenigen, denen e« geistige Freuden verdankt, nicht für immer den Zufällen de- Mißgeschick« prei-geben, so,'wird unter den deutschen Städten, die großsinniq, edel und liebreich denken, Leipzig nicht zurückstehen wollen. Diese Zuversicht hegen jene Männer unserer Stadt, welche zur Beisteuer zur Dresdener Stiftung aufriefen und unter Auslegung von Listen sich zur Empfangnahme von Gaben bereit erklärten. Die Erfolge de- Dre-dener Aufmf« an verschiedenen Orten de-