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44SS 0 der Herren „Franke und Böhrne" in- Leben gerufen werden soll, eingeladen worden. Es kann dem Publicum nicht unangenehm sein, wenn auch ein anderer Sachverständiger *) bei dieser umfänglichen Gpeculation auf da-, was er aus Erfahrung über die obwaltenden Verhältnisse weiß, aufmerksam macht und sich über die Zuverlässigkeit und Berechnungen der gedachten Gutachten, die dem Zwickau-Leipziger Steinkohlenbau-Verein die Lebensfähigkeit verschaffen sollen, aus- spricht. Der dem Prospekt beigefügte Situatlonsplan, welcher von dem verpflichteten Geometer Herrn Lehn entworfen und gezeichnet ist, stellt das AuSstreichen sämmtlicher bekannten Kohlenflötze nicht nur unter demjenigen Terrain dar, wo sie wirklich bekannt sind und abgebaut werden, nämlich bis an daS den westlichsten Theil der Oberhohndorfer Flur in der Richtung von Nord-West nach Süd- Ost durchschneidende Hauptverwerfen, sondern auch unter dem Terrain hinter demselben. Obwohl eS für das hiesige Publicum nicht nöthig ist zu be merken, daß Herr Lehn einen solchen Situationsplan in Bezug auf das Streichen und Fallen der Kohlenflötze zu entwerfen nicht im Stande ist, sondern dieser Entwurf einem andern mit hoher Einbildungskraft begabten Manne sein beklagenswenhes Dasein verdanken muß, der wahrscheinlich selbst in Kohlen-Unternehmungen speculirt, so mußte eS doch des fremden PublicumS wegen geschehen und hauptsächlich auch deshalb, um den Herrn Franke darauf aufmerksam zu machen, daß er seiner Berechnung, wenn er in seiner Begutachtung auf Seite 8 des Prospekt- mit „der neben stehenden Skizze" da- Lehnsche CroquiS gemeint haben sollte, eine s.hr schlechte Unterlage gegeben hätte. *) (Linsender war der erste technische Beamte bei dem Zwickauer Stein- kohlenbau-Verein und wurde unter seiner Leitung der BereinSglück-Schacht ganz und der Aurora-Schacht zum Tbeil abgeteuft; er war auch der erße technische Beamte bei der Zwickauer Bürger-Gewerkschaft und leitete da- Abteufeu des BürgerschachleS. später war er Direktor de- Oberhohndorfer Actienvereins und jetzt führt er noch neben seinem Fabrikgeschäft die Auf sicht über da- Sr. Ärlaucht dem Grafen zu SolmS-Wildenfel- gehörige Schachtabteufen in ReinSborfer Flur. Wenn auch die Möglichkeit vorhanden ist, daß die von den Herren Unternehmern dem zu begründenden Actienverein zum Kauf angebotenen Grundstücke Kohlen führend sein können, so läßt sich doch keineswegs schon jetzt ein Zusammenhang mit den bekannte», Flötzen und eine Berechnung über die Menge der Kohlen und daher noch viel weniger über die Ertragsfähigkeit eine- darauf zu be gründenden Unternehmen- mit nur einiger Gewißheit aufstellen. Au Begründung dieser Behauptung will ich nur die Herren Be gutachter fragen, ob sie vielleicht einen Punct angeben können, wo e- schon Jemandem gelungen ist, da- tiefe Planitzer Flötz jenseit- der Mulde aufzufinden und ob sie nicht wissen, daß wieder holt gemachte Versuche fruchtlos geblieben sind? wir namentlich der von Herrn Christoph Falk und von den Herren Hering und Eons, in Bockwa und Anderen. Wenn also die Fortsetzung be riefen Planitzer Flötzes jenseit- der Mulde und diesseits der Haupt verwerfung noch nicht einmal nachgewiesen werden konnte, wie kann man dessen Vorhandensein in einer Entfernung von einer Stunde Weg- erwarten. Weiter muß ich die Herren Begutachter fragen, ob sie nicht wissen, daß hinter dem Hauptverwerfen in Oberhohndorfer Flur in ganz geringer Entfernung von den Kohlenschächten ein Bohr loch von 408 Ellen Tiefe niedergebracht worden ist, womit zur Zeit noch keine Kohlenflötze erreicht worden sind, und ob sie nicht wissen, daß unmittelbar an der nordöstlichen Grenze der Oberhohn dorfer Flur ebenfalls ein Bohrversuch stattgefunden hat, welcher eine Teufe von über 600 Ellen erreicht haben soll, aber ebenfalls erfolglos geblieben ist. ES darf nicht Wunder nehmen, wenn Spekulanten, gestützt auf Gutachten solcher Sachverständigen, Unternehmungen in- Leben rufen, die nach solchen Berechnungen gleich ein halbe- hundert Millionen Thaler Reingewinn in Aussicht stellen und wenn sie von diesen Millionen schon im Voraus einige hundert tausend Thaler sich au-bedingen, und ist e- sehr die Frage, wen der Vor wurf, „da- Publikum grtäuscht zu haben", härter trifft: die nicht sachverständigen Unternehmer oder die sachverständigen Begutachter? E A Tchönherr (AuS der Gxtra« Beilage zu Nr. SS de- AetioaairS) Die „Thüringische Bank" in Sondershausen. In der Beilage zu Nr. 94 d. Bl. befindet sich unter der Rubrik „Eingesendet" ein Artikel über die Thüringische Bank in Sonder-Hauskn, der un- einer unparteiischen Beleuchtung nicht unwerth erscheint. Der Verfasser desselben hat nämlich offenbar au- dem Bankstarut nur diejenigen Punkte hervorgehoben, welche sich am geeignetsten zu einem Angriff auf da- Institut ver wenden ließen. Zuvörderst schildert er die Lage dcs Orte- al- ungünstig, weil derselbe außer Communication mit andern Handelsplätzen stehe. Die- ist jedoch nicht der Fall. Nordhausen ist von Sonderhausen in zwei, Erfurt in sechs Stunden zu erreichen. Nach bciden Orten ist zweimal täglich Postverbindung und wenn auch Gondershausen bisher noch 6 Stunden von der Eisenbahn entfernt liegt, so wird doch die der Ausführung nicht mehr ferne Halle - Nordhausener Eisenbahn den Weltverkehr dem Orte noch näher rücken, klebrigen- zeigt schon die Weimarische Bank, daß eS bei derartigen Instituten nicht auf die Größe de- Platze- ankommt, welcher al- Central- punct seiner GeschäftSthätigkeit dient. Zweiten- nennt der Verfasser da- Statut einen Abklatsch de- Weimarischen Statut-, ein Urtheil, von dessen Unrichtigkeit sich Jeder überzeugen kann, der beide Statute mit einander vergleicht. Wäre die- indessen auch der Fall und die Thüringische Bank eine Nachbildung der Weimarischen, so würde die- nur zu der Erwartung berechtigen, daß die Thüringische Bank gleich dieser reusstren und günstige Resultate erlangen wird. Daß die Thüringische Bank zur Einlösung ihrer Noten nur */« Bankfonds vorräthig haben muß, während bei der Weimarischen Bank zu diesem Behufe »/, erforderlich ist, erscheint al- eine unwesentliche Bestimmung, wenn man bedenkt, daß für die übrigen drei Vierthelle sichere Effecten und Wechsel vorräthig sein müssen und daß außerdem da- ganze Capital der Bank für deren Einlösung Hafter. Daß die künftige Direktion nur sichere Wechsel mit drei solventen Unterschriften und einer nicht längeren Verfallzeit al- 3 Monate ankaufen darf, ist eine Bestimmung, die sich von selbst versteht und die jedenfalls von dem VerwaltungSrath in da- von demselben zu entwerfende GeschLftsreglement ausgenommen werden wird. WaS die Einlösung der Noten anbetrifft, für deren Auswech-lung-plotz zuvörderst nur Sondershausen als Sitz der Bank be stimmt ist, so wird eS unzweifelhaft Aufgabe des VerwaltungSrath- sein, später auch andere Plätze zu bestimmen, an welchen die Roten gegen klingende Münze umgewechselt werden können, wie die- die Weimarische Bank z B. in Beziehung auf Leipzig auch erst einige Zeit nach ihrem Entstehen gethan hat. Da- abgezweigte Hypothek n-Jnstitut, für welche- eine Summe von 780,000 «ss au-geworfen worden, ist keine-wegS ein für die Thüringische Bank gefährliche- Unternehmen, da die Vorschriften, welche bei etwaiger Ausleihung zur Geltung kommen, kein Risiko bei dem Hypothek,»-Geschäft eimreten lassen und da der Bank, außer den Zinsen und der Amortisationssumme, eine einmalige Pro vision von L X gewährt werden muß. Das fürstliche Ministerium, welches für da- erste Jahr den VerwaltungSrath zu ernennen hat, wird ohne allen Zweifel sichere Männer berufen, welche den Actionairen Bürgschaft dafür geben, daß sie tüchtige Direktoren er nennen werden, die dem Institut mit Umsicht und solider Handlungsweise vorstehen. Industrie und Handel haben in den letzten Jahren besonder- in Thüringen so rasch zugenommen, daß da- Bedürfniß nach Anstalten, welche den Handelsverkehr zu erleichtern im Stande sind, allgemein empfunden wird; wir können e- daher nur al- ein freudige- Ereigniß begrüßen, wenn eine neue Anstalt mit frischen Mitteln und Kräften sich denjenigen zugesellt, welche bereit- so vortheilhaft für unsere merkantilischen Interessen wirken. Schließlich wollen wir doch auch die Bemerkung nicht unterdrücken, daß di- jetzt «och nie ein neue- Unternehmen aufgetaucht ist, welche- nicht au- persönlichen und anderen Motiven angefeindet worden wäre.