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4893 StadttheaLer. Eine sehr brave und unserm Schauspielpersonal zur Ehre ge reichend« Vorstellung war die de< „Hamlet" am 21. November. Es gilt da- nicht bkoS von den Einzelnleistungen der in den größeren Rollen beschäftigten Darsteller, sondern auch im Allge meinen von dem Ensemble und dem, wa- die Inhaber der zahl reichen kleinen Partien gaben. Herr Wenzel gab den Hamlet. AlS dieser tüchtige Darsteller die ganz besondere Begabung ynd Intelligenz voraussehende Aufgabe bei seinem Gastspiel im.ver gangenen Frükjahr so glücklich löste, hat bereit- Referent aus führlich über Herrn Wenzel- Hamlet gesprochen und darf wohl jetzt auf sein damalige- Referat verweisen, da die diesmalige Leistung de- geschätzten Mitgliedes nicht minder höheren Ansprüchen genügte. Wir haben jetzt seit dem Engagement de- Herrn Wenzel bereit- einen Ueberblick über seine verschiedenen Leistungen gewonnnen: über da-, wa- man bei seinem ersten hiesigen Auftreten von ihm als Mitglied der Bühne erwarten durfte, hat er uns nicht getäuscht — sein Hamlet ist jedoch ohne Zweifel an die Spitze aller seiner un bekannten künstlerischen Gestaltungen zu stellen. — Herr Pauli gab an diesem Abende wieder den König Claudius ; eS ist nicht zu verkennen, daß der Künstler gegen früher tiefer in da- Wesen de- schwer wiederzugebenden Charakter- eingedrungen ist und seine Leistung noch feiner ausgearbeitet hat, so daß man diese- schätz baren und sehr beliebten Mitgliedes auch hier nur mit Anerken nung gedenken darf. Die Rollen der Königin Gertrud, de- PoloniuS, de- Horatio, de- Geiste- von Hamlet- Vater und de- Schauspieler- waren wie bei den Aufführungen der letzten Jahre durch Fräulein Huber, Herrn Stürmer, Herrn Böckel, Herrn Behr und Herm Gaal dach vertreten. Daß diese Dar steller hier sehr Tüchtig«- und zum Theil selbst sehr Vorzügliches leisten, ist mehrfach anerkannt worden. Von dm Inhabern der kleineren Partien sind lobend namentlich anzuführen die Herren Laddey und Denzin in den für einige Hauptscenen de-Hamlet so wichtigen Rollen de- Rosenkranz und de- Güldenstem. — Neu besetzt waren von den Hauptrollen die Ophelia und der LaerteS. Erstere gab Fräulein Franke. Die Darstellerin überraschte durch diese Leistung in einer Rolle, die mit Recht al» ein Probirstein de- Talente- angesehen wird. Daß Fräulein Franke nicht allein entschiedene Begabung für tragische Gestaltungen besitzt und damit ein höchst ehrenwerthe- und keine-weg- erfolglose- Streben ver bindet, gab sich mit Bestimmtheit in dieser Vorstellung — beson der- in den tieferschütternden Scenm Ophelia'- im vierten Acte — kund. Auch von Fräulein Franke'- Ophelia darf man sagen, e- ist diese Leistung da- Beste, wa- sie bi- jetzt un- gegeben. — Den LaerteS brachte Herr Haw in der dankbarsten Scene desselben im vierten Act recht brav zur Geltung, wie überhaupt diese Ge staltung de- jungen strebsamen Darsteller- von anerkennen-werthen Fortschritten zeugte, die er seit seinem Engagement bei unserer Bühne gemacht hat. ES thut mir leid, abermals sagen zu müssen, daß sich zu dieser Verstellung de- berühmten und in vieler Beziehung uner reichten Trauerspiel- nur ein verhältnißmäßig kleine- Publicum eingefunden hatte, da- übrigen- auch — vielleicht in Folge be säe den Zuschauer nicht minder unerfreulichen Anblick- eine- leeren Hause- — die Leistungen der Darsteller kälter aufnahm, al- diese e- verdienten. Betrübend ist jedenfalls dieser Beweis von Theil- nahmlosigkeit gegen die erhabensten Gestattungen der dramatischen Kunst, um so mehr, al- die oft gehörte Entschuldigung, daß man dergleichen Werke hier nur ungenügend zu sehen bekomme, gegen wärtig durchaus nicht mehr stichhaltig ist. Ferdinand Gleich. Kunstnotiz. Leipzig, den 22. Novbr. Bei der gestrigen zweiten Soiräe de- Herrn Musikdirektor- Riede in der Centralhalle z ichnete sich unter den andem mit besonderer Präcision auSgeführten Musik stücken der Pianoforlevortrag eine- bi- jetzt wenig bekannten Künst ler-, de- Herrn Gustav Rolle au-. Der reichlich -»spendete Beifall war der klarste Au-druck der allgemeinen Stimmung, nicht sowohl in der ersten der von Herrn Rolle vorgerragenen Piecen, einem Trio für Ptanoforte, Violine und Bioloncell, wobei der Pianovortrag al- solcher begreiflicherweise erst durch da- Mitwirken der andern Instrumente seine rechte Geltung erhalten konnte, al- vielmehr in der von ihm selbst componirten Etüde und dem reizen den Morcea«: „da- Glöckchen" trat seine meisterhafte, in Form und Inhalt gleich vollkommene Fertigkeit au- Licht. Nicht enden aber wollte der Applaus, al- Herr Rolle nach drei beliebten frei gegebenen Themen ex tempore eine Fantasie vortrug, die, im Allgemeinen vortrefflich, besonder- durch die ausgezeichneten Ueber- gänge von Melodie zu Melodie einen äußerst günstigen Eindruck machte. Gewiß mit Recht kann e- al- der Wunsch Vieler aus« gesprochen werden, den talentvollen Künstler noch recht oft vor un- auftreten zu sehen. — r. Vermischtes. E- ist eine juristisch nicht uninteressante Frage, ob die Führung eine- fremden Namen- überhaupt oder nur einem Beamten gegen über strafbar ist. Die Frage kam vor Kurzem beim Criminal- gericht in Berlin zur Entscheidung. Der Angeklagte machte näm lich den Einwand, daß der Schutzmann, dem er einen falschen Namen genannt hatte, ln-Civilklridung gewesen und von ihm nicht gekannt sei, daß er aber keine Verpflichtung anerkenne, einem Unbekannten seinen richtigen Namen zu sagen. Die Beweisauf nahme bestätigte, daß der brtreffrnde Schutzmann in Civilkleidern und dem Angeklagten nicht bekannt gewesen war. Der Staats anwalt hielt die Anklage unter diesen Umständen nicht aufrecht, indem er die Führung eine- falschen Namen- nur einem Beamten gegenüber für strafbar hielt. Der Gerichtshof dagegen trat dieser Ansicht nicht bei, sondern verurtheilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe von Einem Thaler, indem er au-fübrte, daß h 105 de- Strafg-setzcs die Führung eine- falschen Namen- überhaupt mit Strafe bedrohe, und e- daher gleichgültig sei, ob sie einem Beamten oder andern Privatperson gegenüber geschehe. Seit einiger Zeit sind die Schwertfabriken in Solingen mit einer massenhaften Anfertigung von Klingen beschäftigt, welche für da- In- und Ausland bestimmt sind. Ueberhaupt sind wenig Artikel im Zweige der Eisenwaaren, in welchen Solingen und andere Fabriken von weniger Ruf dem englischen Fabrikat nicht die Spitze böten und e- durch größere Wohlfeilheit auf europäi schen wie transatlantischen Märkten verdrängten. Bisher gab Nordamerika einen ausgedehnten Markt für dieselbe ab, doch sind seit einiger Zeit die Aufträge von dort seltener geworden. Man knüpft indeß bedeutende Hoffnungen an den kürzlich mit Mexico abgeschlossenen Handelsvertrag und erwartet dort einen Ersatz für den Ausfall am nordamerikanischen Markte zu finden. Ueber haupt findet man im gesammten spanischen Amerika die Solinger Klingen in Massen, sie werden aber meistenthetl- dorthin nicht direct, sondern via England verschifft, wo man ihnen durch Auf drücken englischer Stempel den Anschein brittischen Fabrikat- giebt. Nach einer Mittheilung de- Moniteur hat die Anstalt für Fischzucht zu Hüningen im Elsaß dem 6oUs»e 6s braves aber mals 25,000 befruchtete Eier zugeschickt, die dem Salmgeschlechte angehören. Die in den Brütungsapparaten diese- Collegium- bis jetzt au-geblüteten Eier kann man auf 400,000 veranschlagen, und der dortige Fischteich enthält gegenwärtig anderthalb Pfund schwere Salme und Forellen der Brut von 1853. Die im Mai au- demselben in die Gewässer des Wäldchens von Boulogne ver setzten 50,000 jungen Salme und Forellen gedeihen so gut, al- ob sie sich in Flußwasser befänden. In St. Francisco (Californien) wurden nach den Angaben de- dortigen „Herald" in den ersten 9 Monaten diese- Jahre- 32,414.740 Doll, verschifft; das zeigt eine Abnahme um 5 091,418 gegen die entsprechende Periode de- vorigen Jahre-. Diese ganze Werthsumme bestand in Goldstaub, nur 4,727,109 davon in Barren und gemünztem Golde. Versandt wurden nach China 525,798 Doll. ; Indien 111,189 Doll ; Südamerika 41,710 Doll.; den Inseln im stillen Weltmeer 41,717 D.; Panama 188,207D.: Australien 6000 Doll.; alle- Andere nach Newyork und London. — Wa- die Goldverschiffungen in den früheren Jahren betrifft, so betrugen dieselben: im Jabre 1851: 34.492,000 Doll.; in 1852: 45,779.000D.; in 1853: 53,906,956 O.; in 1854: 51,506,132D. Da- giebt von den Jahren 1851 bi- 1855 eine Gesammtsumme von 228,903,742 Doll. Rechnet man die nicht registrirten, von Pas sagieren auSgeführten Beträge dazu, so darf man die Gesammt- ausfuhr in den letzten 5 Jahren wohl auf SOO Millionen Dollar veranschlagen. x -