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4876 jedem Dorfe, welche von ihnen in der Kammer vertreten werden, auszulegen, die annvch erforderlichen Exemplare von Herrn Bernhard Tauchnijtzrin Leipzig sich zu erbitten, welcher gefälligst sich erboten hat, dir verlangten Exemplare sofort an den Besteller mit Post abaeben zu lasten. Mittel zu Ausführung unsere- Unternehmen- vermehrt haben, Miseren verbindlichsten Dank au-. Dresden und Leipzig, am 18. November 1855. lieLrieb Gr«st vo» GchöafelS. —- l Heinrich Haafe <- Leipzigden 21. Novbr. Jbro Königl. Hoheit die Prinzessin Amalie von Sachsen sind gestern den größten Theil de- Tage- außer BAt gewesen, haben sich recht wohl befunden, und auch diese Nacht mit Erholung geschlafen. Die Entzündung de- linken Auge hat seit gestern etwas abgenommen, da- rechte Auge ist gut. Beide Augen sind noch geschloffen. Versammlung der polytechnischen Gesellschaft den 2. November 1855. Der Vorsitzende Herr Wieck eröffnet die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, in welcher er namentlich hervorhebt, daß nur Widerspruch zur Wahrheit führt und daher eine allgemeine Betheiligung an den Verhandlungen recht wünschenswerth ist. Herr Mechanikus A. Schimmel aus Leipzig erklärt eine von ihm ausgestellte Liniir- und Relief-Copirmaschine neuer Construction Die Basis der älteren von Wagner in Berlin verfertigten der artigen Maschinen bildet ein viereckiger Rahmen von 3 Fuß Lange und 3 Fuß Breite, auf welchem ein Prisma mit einem verschieb baren Schlitten liegt, in dem sich ein zweite- Prisma und eine genau geschnittene Schraube befindet, die zum Stellen der Ent fernung der Linien dient. — Die Benutzung der Schraube zur Bewegung hat den Nachtheil: 1) daß die Anfertigung solcher genauen Schrauben ziemlich schwierig ist, und 2) daß diese Schrauben durch die Ausdehnung der Wärme und durch die Abnutzung leicht unrichtig werden. Herr Schimmel hat daher die Schraube durch eine Hebelvorrichtung ersetzt und dadurch nicht nur eine größere Genauigkeit, sondern auch die Möglichkeit schnellerer Arbeit erzielt. Der den Diamantstift und Reliefstift tragende Schlitten be wegt sich auf 2 (Zylindern, die auf 2 andern, den Rahmen bil denden (Zylindern verschiebbar sind. Rechtwinkelig von den erstem Cylindern aus geht ein weiterer Cylinder, der am Rande des Rahmens von einer mit einem Hebel verbundenen Hülse umfaßt wird und mit derselben durch einen zweiten, ein Excentrik tragenden Hebel abwechselnd verbunden werden kann. Durch Bewegung de- Hebel- um eine bestimmte, durch eine am andern Ende desselben angebrachte Stellschraube mit Theilkopf regulirte Größe und ab wechselndes Andrücken und Oeffnen des Excentriks kann der Schlitten nach jeder Linie um ein gleiche- Stück fortbewegt werden. — Die Bewegung des Schlitten- auf den Cylindern erfolgt durch eine von einem Rade in Bewegung gesetzte Kette, welche durch ein aus geschnittenes Messingblättchen so mit dem Schlitten und dem Diamantstift in Verbindung gebracht ist, daß letzterer beim Be wegen des Schlittens in der einen Richtung auSgehoben wird. Beim Copiren eine- Relief- wird die auf- und abgehende Be wegung des Reliefstifts in eine entsprechende horizontale Bewegung umgesetzt. Das Original ist auf einem Schlitten verschiebbar, so daß man dasselbe an verschiedenen Stellen copiren kann, ohne den Stein rc. verstellen zu müssen. — Soll die Maschine zum Ziehen von Wellenlinien benutzt werden, so wird auf den Schlitten ein gezahnte-, mit Patronen verbundene- Rad aufgesetzt, welche- sich beim Fortbewegen de- Schlitten- auf einer zwischen den Cylindern liegenden gezahnten Stange dreht. — Mittelst eine- durch eine Feder an die Patrone angedrückten Anlauf- wird der Diamant der Patrone entsprechend seitlich fortbeweqt und so je nach der auf gestellten Patrone die verschiedensten Wellenlinien erzeugt. — Für die Angabe radialer Linien ist die den Stein oder die Stahlplatte tragende 'gußeiserne Scheibe um eine vertikale, doppelt conische Axe drehbar. Die Bewegung dieser Scheibe erfolgt durch iine Schraube ohne Ende, die in ein mit 360 Zähnen versehene-Schrauben rad eingreift. — Die Reliejplatten, welche auf dieser Maschine copirt werden, können eine Länge von 1' 6" und eine Breite von 10" haben, während auf der von Wagner angegebenen Maschine ^ Ml >> ^ 'V die Relwfhlatte nur 10" lang und 6" breit sein kann. Der Preis einer solchen Maschine beträgt 180 Thlr. Die ausgestellten Muster beweisen, mit welcher Genauigkeit die Maschine arbeitet. Herr Wieck bemerkt zu der von ihm ausgestellten Gewecke- schen Sparlampe, daß dieselbe zufolge einjähriger Beobachtung pr. Stunde nicht mehr als 1 Loch Oel braucht, was bei den jetzigen Oelpreisen k 1^4 Pf. betragt. Sie ist von den Herren Gebr. Tecklenburg bezogen und kostet circa 3 Thlr. Es ist eine gewöhnliche Astrallampe von vorzüglich guter Construction, mit einem nach dem Princip von Benkler und Ruhl am untern Ende der Flamme zusammengezogenen Glascylinder, wo durch eine vollkommenere Verbrennung und somit eine längere Flamme mit hellerem Lichte erlangt wird. Die von Benkler und Ruhl angegebenen Lampen hatten eine kostspielige Stellvorrichtung für dm Cylinder und einen größeren Durchmesser de- Dochte- und Cylinder-, was einen bedeutenden Oelverbrauch helbeiführte; Gew ecke in Hannover läßt den Cylinder unbeweglich und bringt dafür eine Vorrichtung zum Heben und Senken des Dochtes an; auch hat er die Dochistärke auf ein Minimum gebracht. Herr vr. Reichenbach zeigt einige Photogenlampen aus der Handlung des Herrn Lodde vor. Der Centner Photogen kostet 1« Thlr., da- Pfd. 5 Ngr, '/» Pfd. 13 Pf. Herr vr-. Hirzel fügt einige erläuternde Bemerkungen bei. Da- Photogen oder Mineralöl gehört erst der neueren Zeit an; die Darstellung im reinen Zustande ist noch Geheimniß, da man sich auf die darüber veröffentlichten Mittheilungen nicht verlassen kann. Das Mineralöl ist das Product der trockenen Destillation einer erdigen Braun kohle, die für die gewöhnliche Feuerung nicht tauglich ist. Es bilden sich bei der trockenen Destillation Gase, flüssige und feste Produkte. Die flüssigen Products sind Theer und Ammoniak- waffer, welche- letztere theils zur Düngung, theilS zur Salmiak bereitung benutzt wird. Der Theer enthält da- Photogen, aber noch vermischt mit verschiedenen andern Oelen und festen Pro dukten. Wird der Theer für sich nochmals destillirt und die sich entwickelnden Dämpfe in verschiedenen Zeiträumen aufgefangen, so erhält man zunächst die mehr flüchtigen Bestandtheile, und zu diesen gehört das Photogen, welche- dann noch gereinigt werden muß, wa- durch Schwefelsäure und chromsaures Kali geschehen soll. Ein Uebelstand ist immer noch der üble Geruch dieser Oele, und eS ist zu bezweifeln, daß man denselben wird entfernen können, da er zu den wesentlichen Eigenschaften dieser Substanzen gehört, wenigstens haben die bisherigen Mittel noch zu keinem Ziele ge führt, höchstens daß man diesen Geruch durch Zusatz anderer Körper angenehmer machen kann. Auch bleiben noch schwefelhaltige Theile vom Reinigen zurück, welche sich beim Verbrennen de- Oele- ver mischt mit weniger flüchtigen Oelen in den Cylindem der Lampen anlegen. —Au- den festen Körpern der trockenen Destillation wird da- Paraffin gewonnen, welche- ebenfalls noch gereinigt werden muß, in reinem Zustande jedoch keinen eigenthümlichm Geruch besitzt. Herr vr. Reclam bemerkt, daß der starke Geruch de- Photogen leicht Kopfschmerzen veranlasse, wenn die Lampe in dem Wohnzimmer auSgelöscht werde und stehen bleibe, zumal wenn da- Zimmer keinen starken Luftzug besitze. Er räth daher an, die Photogenlampen außerhalb der Zimmer anzuzünden und aus- zulöschen und sie außer dem Gebrauche mit einer luftdicht schließenden Capsel zu versehen. Von anderer Seite wird dieser Geruch für weniger schädlich erachtet. Die Construction der Photogenlampen ist der der Camphin- lampen ähnlich; der Docht reicht unmittelbar bi- in den Oel- behälter hinab und kann durch eine Stellschraube höher und tiefer gestellt werden; da- Oelbehältniß ist mit einer Capsel geschloffen, in der sich ein Einschnitt befindet, der etwa- breiter al- der Docht ist, der in der Hülse glatt abgeschnitten wird. Die Luft tritt seitlich in die Capsel ein und gleichzeitig mit den Gasen durch den