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15. Deeember 1855. »t- vtl'i t« t. . i, i,j Verhandlan-m drr Stadtoerordnktrn am ü. Decrmder L8SS. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Borst. Francke wurde eine Mittheilung des Stadtrath- vorgetragen, wonach am Geburts feste Sr. Majestät des Königs eine Speisung der Armen statt finden soll. Es hat sich zu diesem Behufe ein Comits gebildet, und der Gtadtrath hat beschlossen, die Kosten dieser Speisung, insoweit sie nicht durch freiwillige Beiträge gedeckt «erden, aüf die Stadtcaffe zu Übernehmen. Das Collegium trat diesem Beschlüsse einstimmig bei. Einer weiteren Zuschrift d,S Raths zufolge hat auch dieser drr Reklamation des Bankdirectors Kramermeister Poppe gegen seine Wahl zum Stadrrath auf Zeit Statt gegeben. Man beschloß ein stimmig, noch heute die Vorwahl zu Wiederbesetzung der dadurch erledigten Stelle vorzunehmen. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete daS vom St.-B. Bering vorgetragene Gutachten des Finanzausschusses über die Stadtcassenrech- nung auf das Jahr 1854. Au dem die Verpflegung der Gefangenen betreffenden Conto soll der Rath ersucht werden, künftig eine Angabe der Zahl der Gefangenen, der Hafttage und de- Durchschnittsbetrags drr Ver pflegungskosten für den Kopf beizufügen. Gleiche- wurde beim Georgenhause und Jacobshvspitale für wünschenswerth erachtet. Vorbehältlich dieser Bemerkungen sprach das Collegium die Justification der Rechnung einstimmig auS. St.-D. Stöhrer berichtete hierauf Namen- de- Ausschusses zur Gasanstalt über die Herstellung zweier neuen Gasöfen, zweier Reinigungs apparate und einiger anderer Vorrichtungen. Diese Anlagen, durch die steigende Nachfrage nach Gas her- voraerufen, erfordern zusammen einen aus dem Reservefonds der Anstalt zu bestreitenden Aufwand von 7267 Thlr. Der Ausschuß empfahl in der Erwartung, daß die, wie er mit Genugthuung bemerkte, nach neueren Systemen herzustellenden Einrichtung'« tüchtig und mit Jnnehaltung der ziemlich hoch ge griffenen Anschlagskosten gefertigt werden würden, die diesfalls geforderten 7267 Thlr. zu verwilligen und deren Entnahme aus dem Reservefonds zu genehmigen. St.-B. Wi lisch beantragte hierzu, den Rath zu ersuchen, die äußere Dresdner Straße bis an da- Thor mit Gas beleuchtung zu versehen Auf die Bemerkung des St.-V. Häckel, daß ein auf die baldige Beleuchtung der ganzen Dresdner und Marienvorstadt ge richteter Antrag erst im kaufe diese- Gommer- gestellt worden, sah St.-V. Wilisch von jenem Anträge ab, den indeß vr. Heine in erweiterter Weise aufnahm, indem er den Wunsch aussprach, daß der Rach die Gasanlagen überhaupt so weit als möglich aus- dehnen möge. ^ Vr. Hauschtld hielt eS für angemessen, in Berücksichtigung der obwaltenden Verhältnisse alle Gelegenheit wahrzunehmen, um dm Kohttutransport auf eine wohlfeilere Art als bisher zu er möglichen? Er deutete dabei auf die Anlegung einer Zweig-Eisen bahn hin, welche er als da- zweckmäßigste Mittel der wünschen«- werchen Transp-rterleichterung und der damit zusammenhängenden Verminderung der Gaspreise dezeichnete. St.-D. Müller bemerkte dazu, daß, so viel ihm bekannt geworden, der Rath bereits auf eine derartige bequemere Beför derung der Kohlmtranspsrte Bedacht genommen habe. vr. Heyn er hielt es selbst im Interesse der Gasanstalt für nöthig, alle bei der selbe« «och vorhandenen Monopole, dnrth welche die Kosten für dir Privat-Consumenten nur verchruert würden, in Wegfall zu bringen s er beantragte deshalb: de» Skadttbth zu ersuchen, bei Herstellung der GaSeinrich tungen von Privatpersonen völlig freie Concurrenz eintretm zu lassen. Dieser Antrag wurde unterstützt. Der Berichterstatter mtgegnete zunächst auf die Bemerkungen des St.-V. Wilisch, daß auch die in der Dresdner Vorstadt brennenden Theeröl-Laternen — so viel er wisseeine gute Be leuchtung gäben, was St.-B. Wilisch nur für dm Fall guter Witterung zugab und wobei er noch auf die nicht unbeträchtlichen Kosten jener Beleuchtung hinwies. Der Berichterstatter deutete übrigens darauf hin, daß die Gasanstalt wahrscheinlich schon in der nächsten Zukunft erweitert werden müsse. vr. Heyner fügte seinem Anträge mit Genehmigung de- Collegium- noch die Worte bei: „vorbehältlich der Prüfung der Gasanstalt nach geschehener „Einrichtung." - ^ - St.-V. Müller erklärte sich sowohl gegen die Bemerkungen des St.-V. Wilisch, als auch gegen dm Heynerschen Antrag, da beide Gegenstände bereits durch Anträge an dm Rath gebracht, beziehentlich zum Theil schon erledigt seien. Ein weiterer, vom St -B. Häckel gestellter Antrag gingdahin: den wegen künftiger Beleuchtung der Dresdner und Marien vorstadt mir GaS am 30. Mai d. I. gestellten Antrag hier zu wiederholm. Auch dieser Antrag fand Unterstützung; doch machte drr Vor steher darauf aufmerksam, daß der frühere Antrag auf „das nächste Pensum" gerichtet gewesen und daher in der vorliegenden Form Wohl nicht an den Rath gebracht werden könne. Darauf modi- ficirte St.-B. Häckel dm Antrag dahin: der Rath möge die Dresdner und Marienvorstadt so bald als möglich mit Gas beleuchten. Die Heranziehung noch einiger Schlossermeister zu den Arbeiten der Gasanstalt — bemerkten übrigen- die St.-VV. Häckel, Backhaus und I)r. Heyner — habe die gewünschte freie Con currenz nicht herbeigeführt. Es müsse Jedem freistehen, seine GaS- einrichtungen durch einen beliebigen Meister fertigen zu lassen, natürlich mit Vorbehalt der Prüfung durch die Anstalt. St.-V. vr. Hauschild erinnerte daran, daß da- früher be rührte „nächste Pensum" jetzt eben vorliegen dürfte, worin ihm St.-V. Sander beilrat, der übrigen- im Heynerschen Anträge kein geeignetes Mittel zur Abhülfe fand. Im Uebrigen hielt es Or. Hauschild für gerathener, den Heynerschen Antrag so zu fassen: „es möge mehr Concurrenz als bisher eingeführt werden." Damit war der Antragsteller aber nicht einverstanden Nachdem sich St.-V. Bering gegen den Häckelschen und Heynerschen An trag erklärt hatte, da gegenwärtig im Winter an eine Erweiterung ohnehin nicht gedacht werden könne, sprach sich St.-V. Di-. Hein« dahin aus, daß auf diesem Wege schwerlich viel durchzuführen und vielmehr in der Errichtung einer zweiten oder Concurrmianstalt die wahre Abhilfe für alle Mängel zu finden fei. St.-D. Häckel verthridigte dagegen dm Heynerschen Antrag, worauf der Ausschuß- antrag einstimmig, der Antrag des vr. Heyner gegen v Stimmen, der de- St -V. Häckel gegen 4 Stimmen angenommm Kurde. Derselbe Ausschuß beachtete hierauf durch Gt.-B. Stöhrer über da- Antwortschreiben de- Raths auf die früheren Anträge, welche 1) die Mitverwendung der Giry'schen Gaszähler, so wie L) die Lösung de« mit Commissionsrath Blochmann in Dresden wegen der Gasanstalt bestehenden Vertrag-Verhältnisses zum Gegenstände hattm. Dm Antrag unter t, dem der Stadtrath entsprochen hat, er achtete der Ausschuß für erledigt. Bezüglich des Antrags unter 2) bemerkt der Rath unter Bezug nahme auf die schon ftüher dagegm geltend gemachten Gründe, daß auf denselben ohnehkn nicht sofort habe elngegangen werden könnm, da Commisflon-rath Blochmann die Ausführung der erst kürzlich vollendeten Erweiterung der Anstalt zu leiten gehabt habe,