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und A n z e i g e r. 3S8. Dienstag den 4. December. 1855. Bekanntmachung. Nachdem Herr Philipp Mainont hier seine Function als Special-Agent der Feuerversicherungs-Gesellschaft . „Deutscher Phönix" zu Frankfurt a. M. niedergelegt hat, ist als solcher der hiesige Bürger und Kaufmann Herr Philipp ASmuS für den hiesigen Stadtbezirk heute von uns verpflichtet worden. Leipzig, am 30. November 1855. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. ' ' - ' - ' Schleißner. Vermiethung. Es soll ein unter der Nicolaischule allhier befindlicher Keller von Ostern 1856 ab anderweitig auf drei und nach Befinden auf mehrere Jahre mittelst Meistgebots vermiethet werden und eS ist hierzu der 4. Deeember L8GÜ terminlich anberaumt worden. MrethkrAigr haben fich^daher gedachten Lage- früh um ll Uhr bei der Rathsstube anzumelden, ihre Gebote zu thun und sich weiterer Resolution, wobei sich der Stadtrath die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige freie Verfügung vorbehält, zu gewärtigen. ^ UebrigenS kann der fragliche Keller auf Verlangen sofort von dem dermaligen Mieth-Jnhaber Leipzig, den 17. November 1855. geräumt werden. Des Raths der Stadt Leipzig Kiaanzdepatatioa Leipzig, den 3. Dec. Jhro Königl. Hoheit die Prinzessin Amalte von Sachsen hat die letzten beiden Nächte einige Male Kopfschmerz gehabt. Der Zustand beider Augen ist aber nicht ver ändert worden, daS Gesicht de- rechten Auges ist nach gestern ge haltenen Sehversuchen auch für die Ferne gut, der entzündliche Zustand des linken Auges hat sich auch in den letzten Tagen ver mindert. vr. Coccius. Stadtthealer. Ein berühmte- Stück au- der sogenannten guten alten Zelt, da- für da- jetzt lebende Geschlecht so gut wie neu war — „Da- Donauweibchen", romantisch-komische- Dolk-mährchen mit Ge sang von Hensler, Musik von Kauer — ward am L. d. M. vor einem ln allen Räumen überfüllten Hause gegeben. Dal ganze dramarißtte Bolk-mährchm zerfällt — so viel mir bekannt — in zwei Theile, von denen jeder einen Theaterabend au-füllt. Der erste diesmal gegebene Theil schließt demnach chlGHatchlWpa Wich- das SchUHlt und den eigentlichen Etzarakter der Personen, so daß man fast wünschen' möchte, es Möge der zweite Theil ebenfall-' gegeben werden Ich selbst weiß nicht, wie da- Ganze noch ab läuft, da mir das Stück — da- weder in dichterischer noch musi kalischer Beziehung zu den Werken gehört, die man als Freund der dramatischen Kunst kennen muß — nur dem Name« nach be kannt war. Ein abschließende- Unheil steht mir daher nicht zu — nur so viel kann ich sagen- daß „Das Donauweidchen" als Ge dicht vollständig den Stempel der Zeit trägt, in der es entstand, daß mit der größten Naivetät elaa Menge von Spukgeschichten, Sentimentalitäten, Posten und oft ziemlich derben Späße« in lose aneinander gereihten Scenen vorgeführt «erden, welche im Verein mit der u»< jetzt seltsam erscheinende» Hheatersprache damaliger Zeit bricht selten an die Vorstellungen solcher Bühnen erinnert, bei denen der von Gottsched vervehmte und nur dort noch unter dem Namen „KaSpar" zum Ergötze« des Volkes fortlebende ge- müthliche deutsche HanSwurst der wahre Träger jedes Stücke- ist. Auch im „Donauweidchen" — wenigsten- kn besten erstem Theile — ist dieser naturwüchsige Liebling de- deutschen Volke- atS Zech- meister Kaspar Larifari die interessanteste Person. Es ist nicht zu leugnen, daß durch diese Figur da- Stück ein gewisse-, nicht bloß historische- Interesse gewinnt, und daß man — versteht man es nur, sich in die entsprechende Stimmung zu versetzen — über den derbe» Humor de- närrischen Gesellen einmal recht herzlich lachen kan», besonder- wenn derselbe so vortreffttch wie von Herrn Ball mann wiederaegeden wird, der an diesem Abende wahrhafte und gewiß wohlverdient? Triumphe feierte. — Bon dm übrigen Personen ist außer dem Donauweidchen Hulda selbst und besten Kind Lilll nur die Jungfer Salome etwa- hervortretend, doch dürfte da- zum größeren Theil auf Rechnung der sehr gelungenen Darstellung durch Kau Eicke zu setzen sein. Daß Frau Bach- «^»» i» der Titelrolle ihre Meisterschaft in dergleichen Gestai* ßungew lj,ß sich erwarte«. Luch die Lilli wurde mer, Fräulein Batz^elmann, desouder- aber Fräulein Franke und Herr v Othegraven, hatte« sehr undankbare RaLr», nutz selbst der Ritter Albrecht von Waldsee, der Heldenlirbhader, ist eine so wenig bedachte Figur, daß dem Darsteller, Herrn Wenzel, es nicht möglich werden konnte, ein wirkliche- Interesse für ihn zu envecken. Um so mehr verdient da- Bemühen der Darsteller, diese Ritter und Edelfrävleiu- etwa» z, heben, Anerkennung. Die SesanapartLen des Stücke-, den Waffenknecht Fuchs und den alten Meistersänaer Minnewart, gaben die Herren Behr und Schneider im Gesang wie im Spiel sehr tüchtig. —. Die Musik Kauers steht unglckch höher als da«, wa-un-der Dichter bietet. Ist sie auch nicht gerade originell und h-rt man oft, daß der Eotuponist dle Mozartfchm Opern genau -Amte , so ist sie doch