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5040 dimer einverstanden, hatte sich doch in seiner Mehrheit entschieden gegen die dermalige Einrichtung der DenunciationSgebühren und Gtrafgelderantheile erklätt und schlug vor: 1) die vom Rath beschlossene Gehaltserhöhung vom L. August d. I. ab zu verwilligen (einstimmig), 2) dagegen zu beantragen, die Auszahlung von DenunciationS- gedühren und Strafgelderantheilen an die Rath-diener künf tighin in Wegfall zu bringen, und dafür daS feste Wochen lohn derselben um S Ngr. wöchentlich, als den abgerundeten, durchschnittlichen Betrag ihrer jährl. DenunciationSgebühren und Strafgelderantheile, zu erhöhen (gegen 3 Stimmen). St.-V. vr. Heyn er erklärte sich gegen die DenunciatlonS- gebühren und zwar vom moralischen Standpunkte aus, da eS traurig sei, wenn eS erst solcher Gebühren bedürfe, um die Beamten zur treuen Pflichterfüllung zu veranlassen. Der Berichterstatter bemerkte hierauf, daß der Ausschuß in seiner Mehrheit von derselben Ansicht auSgegangen sei. Er ent wickelte und rechtfertigte daS Gutachten näher und wurde dabei vom St.-V. vr. Hauschild unterstützt. St.-V. Backhau- sprach sich für die Gleichstellung aller RathSdiener aus, indem er eS für zweckmäßiger erklärte, die Diener alle abwechselnd gleichen Dienst verrichten zu lassen, wie man eS z. B. in Baiern mit dem besten Erfolge thue. Vicevorsteher Klein dagegen befürchtete, daß die Wohlfahrts polizei nach Fixirung der RathSdiener schlechter werden, die Denun- ciationSgedühren aber, die nach dem Vorschläge des Ausschusses zur Stadlcasse fließen sollen, nur den Namen wechseln würden. Darunter werde aber nur die Stadtcasse leiden; denn wenn die RathSdiener weniger anzeigten, müsse sie zu dem erhöhten Wochen lohne derselben so viel zuschießen, als an den jährlich eingegangenen Gebühren fehle. vr. Hauschild entgegnete darauf, daß sich nach dem Vor schläge de- Ausschusses in Zukunft die Einnahme der Diener nicht nach der Menge der gemachten Anzeigen richten werde, und daß die Annahme, eS werde die Wohlfahrtspolizei darunter leiden, hin reichender Begründung entbehre, da die Diener in ihrer dienstlichen Stellung selbst allen Antrieb zur eifrigen Pflichterfüllung finden müßten. St.-V. vr. Vogel entwickelte gleichfalls in eintr Recht fertigung der Ausschußvorschläge die diesen zu Grunde gelegten Erwägungen. Die Einrichtung, Denunciationen zu bezahlen, sei ungeeignet und schade der St.llung der Beamten. Das ganze Unwesen habe aber eine noch schlimmere Seite. Man möge nur erwägen, welche Nachtheile sich daran knüpfen müßten, daß den Anzeigen der Rathsdiener, als von Beamten ausgehend, voller Glauben beigemessen, jeder Gegenbeweis aber ausgeschlossen werde. Auch vr. Heine erklärte sich für den Ausschußvorschlag, während Vicevorsteher Klein bei seiner Meinung stehen blieb. St.-V. Bering trug auf Schluß der Verhandlung an, und nachdem dieser Antrag einstimmige Annahme gefunden hatte, hob, zum Schluß sprechend, der Berichterstatter noch besonders hervor, daß der Ausschuß bei seinem Vorschläge auch die sittliche Hebung der RathSdiener im Auge gehabt habe. Der Antrag deS Ausschusses unter I) wurde hierauf einstim mig, der unter 2) gegen 3 Stimmen angenommen. Von diesen studkren: Theologie .... 175, nämlich 120 Inländer und 55 Ausländer, (darunter 26 Theol. u. Philol.) Jurisprudenz. . . 325, - 246 - - 79 - (darunter 51 Jur.u. Camer.) Medicin ...» 175, - 127 - - 48 Chirurgie .... 17, - 9 - - 8 - Pharmacie ... 21, - 17 - - 4 - Naturwissenschaft (Chemie und Physik) 31, - 18 - - 13 - Philosophie ... 17, - 10 - - 7 - Pädagogik .... 5, - 2 - - 8 - Philologie .... 15, - 10 - - 5 - Mathematik ... 16, - 8 - - 8 - Cameralia .... 12, - 8 - - 4 - In Summa 809, nämlich 575 Inländer u. 234 Ausländer. Universität. Nach dem Personalverzeichniffe der Universität für da- Winter semester 1855—1856 stellt sich die Zahl der Herren Studirenden heraus wie folgt: Bestand de- vorigen Semester-: im Ganzen 808, nämlich 588 Inländer und 220 Ausländer. Vom 31. Mai bis 30. November 1855 gingen ab: im Ganzen 168, nämlich 97 Inländer und 71 Ausländer. E- verblieben also: im Ganzen 640, nämlich 491 Inländer und 149 Ausländer. Neu inscribirt wurden: tm Ganzen 169, nämlich 84 Inländer und 85 Ausländer. Bestand: 80S, nämlich S7S Inländer und LLL Ausländer. Das deutsche Papiergeld. Die immer wiederkehrenden Papiergeldcalamitäten, entweder durch politische Wirren oder durch Regierungsmaßregeln*) hervorgerufen, sind sehr zu beklagen, denn sie stören Handel und Gewerbe auf eine empfindliche Weise und fügen den Gewerbtreibenden Verluste zu, gegen die sie sich bei größter Vorsicht nicht schützen können. Besonders wird dadurch daS kleine, aber industriereiche Sachsen, vor Allem aber Leipzig als Handels- und Meßplatz hart betroffen, denn steht eine Entwerthung der Cassenanweisungen in Aussicht, so werden sie von allen Seiten dem Leipziger Kaufmann auf den HalS geschickt, und will er gute Kunden nicht vor den Kopf stoßen, so muß er sich einem Verlust unterwerfen, den er beim Verkauf seiner Waaren nicht in Anschlag gebracht hat. Beim Meßverkehr ist die Störung noch viel größer, denn waS sollen die Einkäufer aus den kleinen Staaten mitbringen? Wechsel und hier gangbares Papiergeld sind entweder in ihrer Heimath gar nicht, oder nur mit Verlust zu haben; es bleibt ihnen also nichts weiter übrig, als ihr eigne- Papiergeld mttzubringen, worauf in den meisten Fällen der Empfänger verliert, der Verdrießlichkeiten und Streitigkeiten, die damit verbunden sind, nicht zu gedenken. Durch die erlassenen Verbote der fremden Cassenanweisungen werden nicht nur alle die hier erwähnten Uebelstände aufs neue hervorgerufen, sondern noch viele andere, namentlich im Eisenbahnverkehr, der sich unmöglich frei bewegen kann, wenn ihm Geldverdote überall hemmend in den Weg treten. Ein Aufsatz in der Deutschen Allgemeinen Zei tung vom 2. Decemder hat sich üher diesen Gegenstand so aus führlich und wahr ausgesprochen, daß nicht- weiter darüber zu sagen übrig bleibt, als den Wunsch auszudrücken, daß die deutschen Regierungen sich zu Maßregeln vereinigen möchten, welche die Wie derkehr der so oft erlebten Papiergeldcalamitäten unmöglich machen. Nicht die große Masse de- PapiemeldeS ist eS, welche die Cala- mität befördert, sondern die große Mannichfaltigkeit d.ffelben. Diese zu beseitigen giebt eS ein Mittel, auf da- Schreiber diese- schon vor mehrern Jahren aufmerksam machte, nämlich die Emission eines einzigen BundeSpapiergelde- in Thalern und Gulden, wel ches, von den gesammten Bundesstaaten garantirt, in allen Lassen gleich dem Gilbergeld genommen wird. Ein solches Papiergeld wird nicht nur den Verkehr im Jnnem erhöhen und beleben, son dern auch nach Außen, denn die angrenzenden Länder würden ein solche- Papier unbedenklich annehmen, ja, es würde einen noch wichtigem Erfolg haben, es würde die deutsche Einheit in einem hohen Grade befördern, denn es ist eine bekannte Sache, daß daS materielle Interesse und das materielle Wohlbefinden de- Volk- viel kräftigere Bindemittel sind, als alle papiemen Verträge. Wollten oder könnten sich die deutschen Regierungen über ein solches BundeSpapier verständigen, so müßte fteilich Oesterreich so lange davon ausgeschlossen bleiben, als es seine veränderliche Bank- Valuta nicht mit einer feststehenden Landes Valuta vertauscht. Wie das Gerücht sagt, so soll bereits eine deutsche Regierung den Antrag auf ein VereinSpapter gestellt haben, jedoch mit der Modifikation, daß nebenbei noch jeder Staat sein eigene- Papier- *) Auch ohne dies« besondern Einwirkungen sind die auSlLudischeu Cassenanweisungen mit Ausnahme der preußischen einem Verlust unter worfen, der zwischen tz und H Proc. schwankt, je nachdem viel oder wenig auf dem Platze ist; e- ist also schon aus diesem Grunde wünschenswert-, daß sie durch rin Papiergeld ersetzt werden, das keinem Verlust unterliegt.