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G >» <t .1 r' A' » 4768 Leipzi^ 12. Novnmber. Ihre königliche Hoheit die Prinzessin A»alie tzche» verflösse« Nacht von 1H —5 Uhr mit wenig Unterbrechung geruht ; det entzündliche Zustand des linken Auge-, welcher sich gestern Abend nach mehrstündigem Verlassen de- Belte- etwa- gesteigert hatte, ist heute wieder geringer. Da- allgemeine Befinden der hohen Frau ist völlig wohl. Da- rechte Auge zeigt keine Störung. (Lpz. Arg.) Drr SchlußMrUiandtl und das Differenzspirt. Motto: 8uirl ceiti <lvoigue liaes. — Meine drei Aufsätze in Nr. 272, 284 und 308 d. Bl. bilden hoffentlich ein Ganze-, und brauche ich vor der Hand hier etwa- Weitere- nicht deizufügen al- die Erklärung, daß ich bei dem Gesagten beharre. Auch die Schrift des Herrn Prof. Hofrath Roscher widerlegt meine Behauptung nicht, denn diese spricht dlo- von Korn Handel und Kornspeculation, aber nicht vom SchlußzettelHandel und Schlußzettelspeculation. — Gegen den reellen kaufmännischen Kornhandel und Kornspeculation aber habe auch ich nicht geschrieben. Ich will keinen Streit erregen, am allerwenigsten mit den Herren, welche bi- jetzt gegen mich aufgetreten sind ; ich wollte bloS in Betreff diese- Schlußzettelhandel- und Differenzspieles den wahren Sachverhalt darthun, und so die jahrelange Streitfrage darüber: ob eS auch eine künstliche Theuerung girbt oder nicht? zur Erledigung bringen helfen. Den verständigen Lesern meiner Aufsätze kann ich ganz ruhig da- Urtheil darüber anheimstellen. Wer aber noch nicht richtig lesen kann, und wer nicht richtig lesen will, für den habe ich nicht geschrieben. — Die Pflicht jede- sittlich gebildeten Menschen ist es, die Wahrheit frei, öffentlich und ohne Menschenfurcht auszusprechen. Da- habe ich nach bestem Wiff-n und Gewissen gethan, und dabei kann ich Beruhigung fassen. Indem ich somit hier dir Verhandlung schließe, richte ich so wohl an meine Freunde als an meine Feinde oder Gegner das Schlußwort: Die große und wichtige Frage kann nur durch ruhige und be sonnene Besprechung der Gründe für und gegen, und durch gesetzlich geordnete Vorkehrungen zur Entscheidung gebracht werden. Jeder leidenschaftliche oder gar ungesetzliche Eingriff in den Gang den Verhandlung, oder wohl gar der bezüglichen Geschäfte selbst kann und muß nur Schaden und für Niemanden irgend einen Nutzen bringen. Ich selbst verabscheue alle unerlaubte Mittel au- der tiefsten Tiefe meiner Seele, und kann ich Diejenigen, welche sich erlauben, im Streite gegen mich, sei eS laut und offen oder insgeheim in anonymen Zuschriften, die mir zahlreich zuge- gange» sind, oder sei e- in Schrift oder mündlicher Aussprache, gemeine Persönlichkeiten oder niedrige politische Verdächtigungen anzuwenden, um ihrer selbst willen nur tief beklagen ; denn mit schlechten Waffen vertheidigt man keine gute Sache. Ein Tummel platz mit Reden-arten, welche meine Gegner für sich gewählt haben, ist nicht da- Feld, auf welchem ein ehrlicher Mann kämpfen kann, und darum verbietet e- mir meine Ehre, mich mit ihnen weiter elnzulasse«. Leipzig, den 9. November 1855. Advocat Friedrich Moritz Gast. Nachschrift. Der vorstehend berührte Gegenstand dürfte nun von beiden Seitm ausreichend besprochen sein. Da diese unsere Meinung auch von vielen unserer Leser getheilt wird, erklären wir die Be sprechung für geschloffen. Die Redact. Ein kleiner Umstand verhindert dm Eongitö Vorläufig an wei terer Thätigkeik Die freiwilligen Spende^ de- vorigen Jahres sind erschöpft. Schreiber diefti mar im vergangenen Sommer gegenwärtig, ats der Eomi-6 Mehrer-gute Entschlüsse faßte, aber immer mit dem stillen Vorbehalt der Geldunterstützüng von Außen. Denn die Summen, welche die Sraat-regierung durch die Land- stände hat verwilligen lassen, sind zu näheren Zwecken bestimmt, Anbau eine- neuen Flügel- am Hauptgebäude de- Bade-, An legung eines Park- u. s. W. Es sei fern, daß ich ei» Bittgesuch wie im vorigen Jahre stelle. Bist Pu wo gut ausgenommen. Sollst Du ja nicht wiederkomnen. Wir könnten ein Concert zu dem oben angegebenen Zweck veranstalten? Den Bewohnern Leipzig- soll nicht da- Leid an- gethan werden, zu der vielen guten und schlechten Musik, welche hier gemacht wird, einen Beitrag zu liefern. Diejenigen, denen Bad Elster Interesse gewährt, verstehen Mich. Die Andern — verstehen mich auch, aber da- Verständniß trägt keine Frucht. Leipzig, den 6. November 1855. Friede. Hofmeister. Das Erdbeben in Wallis. AuS öffentlichen Blättern ist da- furchtbare Ereigniß, welche- den genannten Canton betroffen hat, hinlänglich bekannt. Die Erschütterung erstreckte sich strahlenförmig bi- in da- südöstliche Frankreich, in da- südwestliche Deutschland, in da- nördliche Italien und in die übrigen Schweizer Cantone. Die Noch der Einwohner von Visp und der Umgegend ist unbeschreiblich. Von allen Seiten und weit über die Länder hinaus, bi- wo hin sich die Spuren der großartigen Naturerscheinung zeigten, sind Unterstützungen eingegangen, welche der Bischof von Sitten im Verein mit den Civilbehörden verth.ilte. 84,000 Franc- sind be reits vertheilt, reichten aber nicht einmal zur vorläufigen materiellen Verpflegung. Um auch einen Beitrag zu liefern, hat Frau Rothlin in Bern ein Musikstück verlegt, dessen vollständiger Brutto-Ertrag dem Bischof von Sitten zugesendet wird. Das Werkchen hat viel Ansprechende-, der Titel heißt: Zuruf an'- Schweizerherz, gedichtet von Wilhelm, in Musik gefitzt mit Pianofortebegleitung von Ferdin. Huber. Da- Merkchen empfiehlt sich seines Zwecke- halber. . —. Das Sad Elster im sächs. Voigtlande. Allen Besuchern diese- Bades ist die Erinnerung an den dor tigen Aufenthalt gewiß sehr angenehm. Welches für Naturschön- heiren empfängliche Herz könnte den Reizen der Umgebungen Elster- widerstehen- Schon der Aufenthalt an sich hat besondere Annebm- lichkelten wegen gesunder Lust, WaldeSduft und reinem Wasser. Rechnet man dazu die bequemen Spaziergänge u«d die verschönten Zielpunkte, so dringt sich der Wunsch auf, daß der Verschöne- nmg-'Somit- fortfahren möge in seiner nützlichen Thätigkeit, welche bekanntlich nebenbei die Armen de- Orte- durch Beschäftigung in b« schlimmen Jahreszeit durchgebracht hat. Vermischtes. AuS Auerbachs Keller. In einem sächsisch-archäologischen Aufsatze von Stieglitz: „Von zwei alten Bildern im Keller unter Auerbachs Hofe zu Leipzig", wird bemerkt, dem einen dieser Bilder (dem Gelag) sei die Aufschrift gegeben: Vivo. Libs. ObArao^Lro. Üemor k'austi kujus. et fiuHuo kosoa. Ackerst, elauäo kaee ^.oterat smpla Oracku. 1525. So verständlich — heißt es weiter — der deutsche Ver- ist, der zur Erklärung de- (andern) Bilde- (vom Ritt) dient*), so räthfilhaft wird die Ermahnung, die der lateinische Ver- giebt, durch barbarische Worte. Ein hiesiger namhafter Gelehrter hat sich die Mühe gegeben, sie zu enträthsekn. Odxraoxaro bedeutet obi ooäslium eireulos, dsuöo xrsäu ist so viel al- towulonto xraäu, und aatorat amplr» steht für L8tra »6 »Mpl». Der Sinn ist daher dieser: Lebe, trinke im Kreis der Freunde, doch gedenke diese- FaustS und seiner Strafe, der mit schwankende« Schritte von hier zur sternenhellen Oberwelt gelangte Auf diese Strafe ist schon in dem deutschen Verse gedeutet, de- Teufel- Lohn." So jener Aufsatz. Wir lassen den ersten Theil der Erklärung de- Distichon gelten (oberaexaro von xrex). Um so mehr weichen wir im Pentameter ab, wo aäorat fast unberücksichtigt bleibt, au- astorat ein willkürliche» quiä-pro-quo gemacht ist, und al- *) 1525. Doetor Kaust zu dieser Frist Au- Auerbach- Keller geritten ist Auf einem Faß mit Wein geschlvint, Welche- gefehn viel Muttemnd. Solche- durch seine subtttue Kunst hat gethan Und de- Teufel- Lohn empfangen davon.