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Z88 gehaltenen Beschlüsse- vor Ablauf de- gestellten Termin- noch einmal kurz darzülegen und daran die ergebene Bitte zu knüpfen: daß der Stadtrath diese unsere Eingabe seiner Berichterstattung an die Vorgesetzte Regierungs behörde beifügen wolle. Zwei Rücksichten waren eS vorzugsweise, welche un- für die Wahl des fraglichen Platzes bestimmten. Es sollte der MuseumS- dau einmal ein Aeugniß dankbarer Anerkennung von Seiten der Stadtgrmeinde sein für edle Mitbürger, welche für das Gemein wohl in so hervorragender Weise, wie der verstorbene Schletter, sich verdient gemacht haben; und zum Andern sollte der Bau seinen Zweck so vollständig wie möglich erfüllen, damit die schöne Absicht SchletterS wirklich erreicht werde und der bedeutende Kosten aufwand, den der Bau jedenfalls verursachen wird, auch für eine lange Zukunft hinaus wirklich als nutzbringend für die Stadt sich beweise. Selbstverständlich mußten wir diese Zwecke mit dem verhältnißmäßig möglichst geringen Kostenaufwande zu erreichen suchen, wie es denn in unserer Verpflichtung liegt, dem finanziellen Gesichtspunkte in dieser, wie in jeder anderen Angelegenheit ge bührende Rechnung zu tragen. Und wir fanden, daß die an gegebenen Zwecke auf keinem anderen Platze, als an dem Augustus- platze sicherer, vollständiger und billiger erreicht werden könnten, um dem Gebäude, wie wir wünschen, einen monumentalen Charakter zu geben, um e- — was doch die Hauptsache ist — für seine Bestimmung möglichst zweckentsprechend zu machen. Kein anderer Platz vereinigt so, wie dieser, die hierbei einschla genden drei Hauptbedingungen in sich. DaS Gebäude kann dort nach allen Seiten hin freistehen, also einen monumentalen Charakter erhalten; es ist für daS ganze Publicum am leichtesten zugänglich und eS hat das beste Licht. Nach den vom Stadt- rathe an uns gelangten schriftlichen Mittheilungen scheint es auch, als wolle derselbe nicht in Abrede stellen, daß dieser Platz für das Museum an sich der geeignetste sei, und eS handelt sich nur darum, ob man durch die Wahl diese- an sich vortheilhaftesten Platze- andere Rücksichten und Interessen verletze, und zwar in solcher Weise verletze, daß da- Opfer, welche- man durch die Gewährung diese- Platze- bringt, größer werde, als der Gewinn, den man damit erreicht. Der Stadtrath scheint dieser Ansicht zu sein, wenn ihn Gorge für Erhaltung der Promenaden, deren Beeinträchtigung er durch den Bau an jener Stelle fürchtet, be stimmt hat, auf unfern Antrag nicht einzugehen. — Wir unserer seits haben hiergegen zu bemerken, daß gewiß kein Mitglied unseres Collegiums den hohen Werth verkennt, den die Anlagen unserer Stadt verleihen, und daß auch wir, weit entfemr, dieselben lediglich vom Nützlichkeitsstandpuncte aus zu behandeln und verwenden zu wollen, vielmehr sorgfältig darauf bedacht sind, sie nicht nur zu erhalten, sondern auch zu verbessern. Nur glauben wir, daß die Pietät für unsere Anlagen nicht so weit gehen dürfe, um jede Aenderung am dermaligen Zustande derselben unbedingt auszuschließen. Gerade an der Stelle aber, um welche eS sich hier handelt, ist — mit Rücksicht auf die zum großen Theil schon erfolgte und noch fortschreitende Ausfüllung de- Stadtgraben-, in Folge deren da- veränderte Terrain eine ganz andere Behandlung der Anlagen erfordert, so wie mit Rücksicht auf die gerade dort für die jetzigen Bevölkerungsverhältnisse viel zu geringe Breite der Haupt-Allee — eine Umgestaltung der Anlage sehr dringend wünschenSwerth. Der MuseumSbau wird — wir sind fest davon überzeugt — die Anlagen gerade an jener Stelle nicht nur nicht beeinträchtigen, sondem verschönern, und wir möchten Denen, die diese Ansicht nicht theilen, wenigstens offen die Frage entgegen halten: ob die Nachtheile, welche sie fürchten, in Vergleich zu stellen sind mit den Vortheilen, welche dem Baue, in Bezug auf seine äußere Wirkung und seine innere Wirksamkeit, an diesem Orte zufallen würden; ob die Freuden, welche sie auf einer 00—70 Ellen längeren Promenade finden, gleich schwer in die Waagschale fallen, wie die geistigen Interessen, welche ein der Dankbarkeit und der edlen Kunst geweihter Bau gerade hier im angesehensten und frequentesten Theile unserer Stadt entschieden befördern müßte? — Gehen wir nun auf die vom Stadtrathe für seine Ansicht geltend gemachten Gründe im Einzelnen ein, so bemerkt derselbe in seinem CommunlÄH vom 8. d. M. unter Andern,: „daß der Platz an der III. Bürgerschule sich zweifellos inmitten eine- leb haften Verkehr- befinde und vor Staub überhaupt geschützter sei, als der AugustuSplatz, und daß durch Aufführung eines Gebäude- in der Promenade dieser freundlich« Gürtel durchbrochen unb die Einheit de- Ganzen gestört würde." Zu Ersterem müssen wir bemerken, daß man wohl kaum die Wahl de- Platzes vor der Hl. Bürgerschule al- eine glückliche bezeichnen kann, und in der That wird man eben so wenig be streiten, daß derselbe außerhalb der Stadt und des Verkehrs ge legen ist. Wenn auch die Straßen nach dem neuen Anbau an gewissen Tagesstunden eine lebhaftere Frequenz zeigen, so ist die- doch nur ein Ausfluß der wirklichen Verkehrsbahnen, in deren un mittelbarer Nähe wir da- Museum zur angenehmen, leichten und bequemen Benutzung wünschen, und zu welchem Zweck wirkeinen besseren Platz in unserer Stadt ausfindig machen können, als eben den AugustuSplatz. Welchen Einfluß aber die leichte, bequeme und frequente Lage auf den Besuch eines Museums auSüben kann, das zeigt der Versuch, unsere Kunstausstellung nach der Cenkral- halle zu verlegen. Obgleich diese Lage hinsichtlich der Nähe der innern Stadt eine noch weit entsprechendere war, als die der HI. Bürgerschule es sein würde, so zeigte doch daS Resultat eine starke Täuschung, während der AugustuSplatz zu jeder Zeit de- Tages von Fremden und Einheimischen, namentlich in den Sommer monaten durch d n natürlichen Strom von Reisenden nach dem südlichen Theile der Stadt stet- ein belebtes, malerisches Bild bietet. Macht man der Wahl desselben den Vorwurf, er sei vom Staub mehr belästigt, als daS Areal der HI. Bürgerschule, so muß dem entgegengehalten werden, daß überhaupt ein ganz staubfreier Platz, wollte man denselben nicht in der innern Stadt aufsuchen, nicht zu finden ist. Immerhin ist selbst in dieser Beziehung der Augustus- platz noch vorzuziehen; die herrschenden Winde im Jahre sind er- fahrungSmäßig Südwest, und treffen schon dadurch die Staubwolken weit weniger besagten Platz, als die ringsherum befindlichen Park anlagen mit ihren hohen Bäumen und Gesträuchen vom Noßplatz her denselben nicht mehr so schädlich machen, wie die- bei dem Areal der III. Bürgerschule, welche- nicht im Geringsten Schutz vor Wind und Sonne hat, statlfinden würde. WaS nun die zweite Befürchtung des Stadtraths betrifft, „als würde durch Aufführung eine- Gebäudes inmitten der Promenade der freundliche Gürtel der Promenaden um unsere Stadt durchbrochen und die Einheit de- Ganzen gestört", so enthält die-, im Zusammen hang« mit der von dem Stadtrathe mit Recht gerühmten „Pietät" unserer Vorfahren für unsere Anlagen, für uns den stillschweigen den Vorwurf der Jmpietät gegen dieselben Anlagen; und wir müssen uns gegen ein solche- Mißtrauen um so entschiedener verwahren, als dieser Vorwurf selbst auf einem durchaus falschen Bilde von dieser Promenade, wie sie jetzt ist und wie sie durch den Bau eine- Mu seum- dereinst werden würde, beruht. Jetzt ist der freund - licheGürtel derAnlagen durchbrochen und jetztist die Einheit des Ganzen gestört, dagegen wird bei Gelegenheit des Museumbaues an dieser Stelle dieser durchbrochene Gür tel und diese gestörte Einheit de- Ganzen wieder her gestellt werden. Wir sind, um dieser Unklarheit der Begriffe ein für alle Mal ein Ende zu machen, bei diesem Puncte genö- thigt, selbst aus sehr kleine Einzelheiten einzugehen und erlauben uns. Folgendes zu bemerken: Jetzt verläßt die breite Allee, wenn man von der Abendseite kommt, bei ThaerS Denkmal die Fahrstraße, welche sie auf dem ganzen Wege um die Stadt fortwährend zurRechten hatte; daS ist der erste Fehler. Am Ende dieser Allee steht der Spaziergänger an dem AugustuS- platze und findet daselbst die Promenaden durch einen großen wüsten Platz unterbrochen, während an allen übrigen Thoren die Promenade nur so weit, als die durchschneidende Fahrstraße breit ist, unterbrochen wird; da- ist der zweite Fehler. Sucht der Spaziergänger am äußersten Ende diese- großen wüsten Platze- den Ort, wo die jenseitige breite Allee wieder einmündm soll, so findet ihn nur ein Sehergeist auf den ersten Blick, nämlich in einer ganz schrägen, schiefen Richtung nach Recht- an der Ecke der Poststraße; da- ist der dritte Fehler. Wollte gleichwohl der kundige Spaziergänger quer über diesen Platz nach der jenseitigen breiten Allee Hinsteuern, so wird ihm doch ein solches Unternehmen entweder durch unerträglichen Sonnenbrand oder durch teichartige Pfützen, oder durch tiefen Schnee, oder durch gefährliche- Glatteis, oder endlich durch unsere lieben Meßbuden verleidet; und da- ist der vierte und letzte Fehler. ES ist klar, daß wir hier ein durchaus verfehlte- und mit den übrigen Alleen im grellsten Widerspruche stehendes Stück unserer Promenaden vor un- haben, und eS erscheint in jedem Falle und ganz abgesehen von dem Bau de- Museum- hier eine Abhilfe sehr nöthig. Ein sehr glück-