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8326 7 ^ Rk »: ß' „deren Beruf eS ja liegt, über die Gesundheit der Mensche« zu „wachen. Diese Männer erkannten die Wichtigkeit der von Ihnen „angeregten heilbringenden Sache und beförderten daher die Be endungen der Jugend, welche die Nothwendigkeit in sich fühlte, „den Körper zu kräftigen und für die auf den Menschen oft un vermeidlich eindringenden Stürme abzuhärten." Diese Männer suchten darauf tüchtige Leiter für diese wichtige Sache zu gewinnen, sorgten mit rastloser Thätigkeit für einen geeigneten UebungSplatz und für ein passendes Local, wo bei un günstiger Witterung ungestört diese Uebungen betrieben werdm konnten, versahen dieselben mit zweckmäßigen Vorrichtungen, und so wurde auf diese Weise im Jahre 1845 eine Anstalt begründet, welche eine der heilbringendsten Lebensquellen wurde, au- welcher die zarte Jugend eben sowohl, wie die in reiferem Alter Stehenden Gesundheit, Kraft, frischen LebenSmuth und heitern Sinn schöpfen. — Gestern, den 5. August, waren nun gerade wieder 10 Jahre verflossen, und mit freudiger Lheilnahme waren Tausende von Leipzig- Bewohnern Zeuge von den Resultaten, welche durch die unermüdliche Beharrlichkeit und Ausdauer jener Männer auf dem Gebiete der geregelten Leibesübungen erzielt wurden. Um halb 11 Uhr erschien auf dem reich mit Blumen geschmückten UebungSplatze unter klingendem Spiele eine — im Marsch begrif fene — große Schaar größtentheilS schön gewachsener, kräftiger, frischer und von fröhlichem LebenSmuth begeisterter junger Männer, von denen viele in anatomischer und ästhetischer Beziehung aus gezeichnet waren und den größten Künstlern hätten als Modell dienen können, und welche vor ca. 40 Jahren, wo Referent sein Wirken auf dem Felde der körperlichen Bildung, ehe er nach Leipzig kam, zuerst begann, nur selten in den höheren und mittleren Ständen von dieser Gestalt aufzufinden waren. Nachdem sich dieselben in mehrere Glieder hintereinander auf gestellt hatten, begannen die sogenannten Freiübungen, welche als einleitende Vorbereitung aller Leibesübungen unerläßlich erforderlich und gleichsam die Quintessenz der Körperdildung sind. — Obwohl diese, wahrscheinlich wegen Beschränktheit der Zeit, nur andeutungs weise vorgeführt wurden, so fand die Ausführung, welche mit Begleitung der Musik (waS Unterzeichneter in seinem Systeme wegen der daraus hervorgehenden Vortheile so sehr anempfohlen hat) vor sich ging, ganz vorzüglich gut statt. Bei dem Weit- und Hoch-Sprinaen mit und ohne Stange, so wie bei dem Vol- tigiren über den Bock und den Barren entwickelten diese mit wahrem Feuereifer beseelten jungen Männer durchgängig eine Fertigkeit, eine Präcision, eine Gewandtheit und dabei eine Sicherheit, welche nicht allein Nichts zu wünschen übrig, sondern auch für den Zuschauer nicht die geringste Aengstlichkeir, selbst bei den gewagtesten und riesenhaftesten Sprüngen aufcauchen ließen. Die Barren- und Reck-Uebungen bewiesen, wie nicht allein durch jahrelange unermüdete Beharrlichkeit die Kraft und Stärke, so wie die Geschmeidigkeit und Gefügigkeit de- ganzen MuSkel- apparatS de- menschlichen Körpers eine unglaubliche regelrechte Beweglichkeit, in der Jugend geweckt und befördert, sondern auch dabei nach und nach eine Sicherheit, eine Besonnenheit, so wie eine Geistesgegenwart selbst in der größten Gefahr erzielt wird, die zu wahrhafter Bewunderung Hinreißen. Dabei suchten die Meisten immer eine edle und anständige Haltung beizubehalten, wodurch bei dem Zuschauer selbst da- Schönheitsgefühl gesteigert ward. — Den Schluß machten einige Uebungen im Ringen, welche ebenfalls mit ganz besonderer Fertigkeit auSgeführt wurden. Obaleich die Zweckmäßigkeit dieser Uebungen nicht zu verkennen, und Verfasser dieser Zeilen in seinem Buche: „DaS Ganze der Gymnastik rc. 1834" denselben da- Wort geredet hat, auch diese Uebungen heute noch in Schutz nimmt, da oft der Kleinste dem Größten zu be weisen im Stande ist, daß — wenn er seine Vortheile, gepaart mit Gewandtheit und Kraft, anzuwenden weiß — er diesen über winden kann, so stehen dennoch immer noch zwei Sachen jenen Uebungen einigermaßen im Wege: ersten- finden dabei durch Ge reiztheit sehr häufig — und wenn noch so sehr die Regeln der Kunst beobachtet werden sollten — Uebergriffe und bisweilen sogar Au-artung statt ; zweiten- wollen, obgleich man auf Rom-Fluren sich unendlich über solche Wettkämpfe vergnügte, doch immer noch so Viele dieselben nicht recht passend bei öffentlichen gymnastischen Schau - Uebungen finden. — Doch genug hiervon; da- ganze Schau-Tumen gewann nicht allein einen glänzenden Sieg, auch den an der Spitze stehenden und kein Opfer und keine Mühe scheuenden Männem, welche da- Eomtttz bilde«, wurde volle dankbare Anerkennung zu Theil. Die Leiter dieser Uebungen, die Herren Turnlehrer Sörnitz und Acker mann, fanden für ihre umsichtige Leitung Beweise der größte« Zufriedenheit. Die braven, »ackern und hoffnungsvollen jungen Männer, die — waS noch, ganz besonder- zu erwähnen ist — nicht allein unter sich, fondem auch gegen jeden Anwesenden die ausgezeichnetste Zuvorkommenheit und Humanität beobachteten, errangen den höchsten Triumph durch ihre Leistungen. Kurz, eS war ein herrlicher Hochgenuß, der durch da- harmo nische Zusammenwirken Aller Nicht- zu wünschen übrig ließ, und durch da- schöne Wetter noch erhöht wurde. — So hat sich in der letzten Zeit die körperliche Ausbildung der Heranwachsenden Geschlechter von Jahrzehent zu Jahrzehent Bahn gebrochen in dem lieben Leipzig, wo Unterzeichneter sich in seinem amtlichen Wirken an der Universität mancher Auszeichnung er freute, und wo derselbe zuerst dieser Bildungsbranche durch seine angestellten gymnastischen Prüfungen Elugang zu verschaffen suchte. Gegen diesen Strom läßt sich nun nicht mehr schwimmen. — Die unleugbare Nützlichkeit der edlen Sache der aufblühenden Jugend liegt zu sehr auf der Hand. Glücklich schätzt sich der Unterzeichnete, daß Gott sein Streben für diese Bildungsbranche der Heranwachsenden Geschlechter segnete, daß eS von vorurtheil-freien und gerechtigkeitsliebenden Männem anerkannt und nun seit beinahe 20 Jahren nach und nach von fast allen deutschen Regierungen angenommen worden ist. — So hofft derselbe zuversichtlich, daß da- von ihm früher in Sachsen so höchst mühevoll gepflanzte und mit sorgender Hand gepflegte Bäumchen von wackern, braven, parteilosen Beförderem und Be schützern der körperlichen Jugend-Erziehung, welche mit dem Re ferenten von gleichen Gefühlen beseelt sind und in der neuesten Zeit so rastlos wirkten, auch ferner — wenn er lange nicht mehr ist — noch warten und pflegen mögen, damit dasselbe von Jahr zu Jahr immer mehr gedeihe, erstarke und zu einem kräftigen Baum heranwachse, der seine Aeste über ganz Deutschland — Heil und Segen bringend — ausbreiten möge, unter dessen Schatten fortan die künftigen Geschlechter erstarken und die Er schlafften und Schwachen sich wieder ermannen, und mit neuem LebenSmuth beseelt und begeistert werden; damit der Trägheit ge steuert werde, die als gefährlicher Wurm am Lebensmarke der Geschlechter zehrt, und ein kräftig, tüchtig, thätig Volk erstehe, da- für de- Lebens Mühen durch Leibrsübung vorbereitet ist. Das, glaube ich, wird das beste Vermächtniß sein, waS wir der Nachwelt überliefern können. — Dessau, am 6. August 1855. A. Werner. Eine Seme aus dem Leben gegriffen. Ort: Gasthof einer berühmten Stadt, in der Vorstadt nach Norden gelegen. Mäkler: Na, Bauer, was hast de denn heute hinne? Bauer: Ich ha 30 Scheffel Weetzen. M.: Wie veel willst de denn Han? B.: Wie veet willst de denn gähn (geben)? M.: Bist de mit 7 Thaler zufrieden? B.: Ja, da nimm de Probe. Eine halbe Stunde später. Ein zweiter Mäkler: Guten Morgen, Bauer, ich will Dir Deine Sache verhandeln. Bauer: 'S e- schun eener dogeweest. M.: WaS hast de denn und wie veel will he der (Dir) machen? B.: Geben Thaler fer Weetzen. M.: Ich mache der 7'/» Thaler, gieb mir ene Probe. (Er be kommt sie.) Noch eine halbe Stunde später. Dritter Mäkler: He, Bauer, ich will der Deinen Weetzen verthun! Bauer: HL iS schun weck! M.: Wie veel kreist de dmn? B.: 7^/4 Thaler. M.: Bi- nich dumm, ich schaffe der 2 ahle Groschen mehr. (Er nimmt sich eine Probe.) In einer Hauptstraße der inner« Stadt. Mäkler: En scheen guten Morgen; brauchen se scheene« Weetzen? Bäcker: WaS soll er kosten? M.: Se müssen erst die Probe sähn, 7 Thaler 4 ahle Gruschen. B: Ich habe noch Vorrath; wie viel ist e- denn? M.: 'S sinn 80 Scheffel nur; der Weetzen iS gut. 11