Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 238. Sonntag den 26. August. 1855. Bekanntmachung. Das 11. und >2. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes, enthaltend: Nr. 6t., Verordnung, daS Gesetz, die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für Rechtspflege und Verwaltung betttffend, vom 1t. August 1855, so wie das Gesetz, die Einsetzung von Friedensrichtern betreffend, von gleichem Datum; Nr. 62, Verordnung zur Bekanntmachung der mit der Großherzoglich Badischen Regierung getroffenen Ueber- einkunft zur Beförderung der Rechtspflege, vom 3t. Juli t855; Nr. 63., Bekanntmachung, die zum Behufe der Contraflgnatur der neuen vierprocentigen Staatsschuldencaffen- fcheine dem Staatöschuldenbuchhalter Vermann gewährte Aushülfe betreffend, vom t 5. August 1855; sind bei uns Angegangen und werden bis zum SV. September d. I. auf hiesigem Rathhaussaale zur Kenntniß- nahme öffentlich aushängen. Leipzig, am 24. August 1855. Der Rath der Stadt Leipzig. —Berger. Mittwoch den 29. August d. I. Abends 6 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: 1) Gutachten der Ausschüsse für Verfassungöangelegenheiten und für die Kirchen, Schulen und milden Stiftungen über a) die Verzichtleistung über ein der Stadtcaffe eventuell zufallendes donum vaeaus zu Gunsten der l)r. Carl'schen Stiftungen; b) die Erhöhung des Wochenlohns der jüngeren Rathsdiener. 2) Vorwahl zu Besetzung zweier Stadtrathstellen auf Zeit. Jubiläum. Leipzig, den 23. August. Heute vor 50 Jahren hat Herr Hof rath Prof. vr. Jörg die medicinische Doctorwürde erlangt. ES ließ sich daher erwarten, daß dieser Tag nicht unbeachtet werde vorübergehen, daß man vielmehr dem gefeierten und hochgeachteten Manne wohlverdiente Beweise von Hochachtung und Liebe zu geben sich beeilen werde; und so ist eS auch geschehen. Nachdem der Jubilar schon am frühen Morgen von dem Pauliner Sängervereine mit Gesang begrüßt worden war, eröffneten die Reihe der Glückwünschenden die zur Zeit hier anwesenden Mit glieder der medicinischen Facultät unter Vorrritt ihres derzeitigen Dekans, de- Herrn Prof. vr. Kühn, welcher nicht nur da- von der Facultät in der üblichen Weise au-geferrigte Jubeldiplom, sondern auch eine von ihm zur Feier de- Jubelfeste« km Name« und Aufträge der Facultät geschriebene besondere Festschrift, „Ueder die Zusammensetzung de- Knallsilber-", überreichte. Später über- brachte der interimistische Stellvertreter de- königlichen Re-lenmg-- bevollmächtigten an der Universität, Herr Regiermig-rzch Acker mann. die Glückwünsche de- königlichen Ministerium« de« Cultu« und öffentlichen Unterricht-, ingleichen der kieotor maeviüons der Universität, Herr Prof. Vr. Erd mann, die der Universität und der derzeitige Dekan der philosophischen Facultät, Herr Professor Vr. Drodisch, die der philosophischen Facultät. Außerdem wurde der Jubilar von einer Deputation seiner Zuhörer, von Deputationen der geburtShülflichen Gesellschaft, so wie der medici nischen Gesellschaft, von den Beamteten der Universität und von einer überaus großen Anzahl einzelner Freunde und Verehrer be grüßt und mit finnigen Beweisen von Dankbarkeit und Anerkennung erfreut. Den Mittag verlebte der rüstige Jubelgreis, welcher alS Nachtrag zu der von ihm am 9. Februar dS. J-. bei Gelegenheit de- fünfzigjährigen Jubiläum- seiner Habilitation auf dem philo sophischen Katheder gehaltenen Festrede, „über drei wesentliche Fehler, welche bisher bei der Bearbeitung der Geburtshülfe be gangen worden sind ", zur Feier dieses anderweiten Jubiläum- eine zweite Rede, „über das Versäumen deS theoretisch-praktischen Er lernen- der GeburtShülfe durch Studirende der Arzneikunst", hatte im Druck erscheinen lassen, in einem zahlreichen Kreise von College», Freunden und Bekannten in heiterster Weise. Abenduntrrhaltung des Lhcaterchor-Personalcs im Saale des Schützenhauses. Am Abend de« 24. August gaben die vom früheren Theater- chok noch vorhandene» männlichen Mitglieder wiederholt eine mufikalisch-declamatorische Abendunterhaltung, welche trotz deS schönen Wetters von einem gewählten Publicum über Erwarten zahlreich besucht war. Unterstützt von zwei hiesigen Gesangvereinen, detheiltgte sich da- Ehorpersonal in fvlqrnden Stücken bei der Auf führung : Motette von I Krüger, Chor auS MozartS Aauber- st-te, „Weihe de- Gesänge-" und zum Schluß der mit viel Ge schick und gesunder Komik geschriebene musikalische Scherz „Hei- roth-gesuch" von August Sch äff er, dem in diesem Genre so glücklichen Componisten de- „Polka-StändchenS" und des „feinen Wilhelm." Diese Leistungen verdienten Anerkennung, um so mehr, alS der größte Theil der Mitwirkenden Dilettanten waren; sie lieferten den Beweis, in welch erfreulicher Weise der vierstimmige Männergesang in Leipzig gepflegt wird. — Als Solosängerin hätten wir in dieser Aufführung Fräulein MariaBretschneider, die Tochter de- verdienstvollen Pianoforte-Fabrikanten, dessen Name einen weitverbreiteten guten Klang in der musikalischen Welt hat. Die junge Sängerin trug mit Geschmack und tüchtige musikalische Bildung bewährend vier Lieder vor: „Trockene Blumen" von Fr. Schubert, „Er ist gekommen" von R. Franz, „Ver-