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empfiehlt auch für dm scheinbar Gesunden alle Mittel leiblicher Pflege, deren größere Zahl gewöhnlich so lange für überflüssig ge halten wird, bi- es zu spät ist. Eine- dieser Mittel, ein Präservativ gegen viele leiblich« Anfechtungen, sollte sich in einer Stadt, deren Einwohnerschaft zum größeren Theile höchst eknseitigen Beschäf tigungen obliegt, den Betreffenden von selbst und am meisten empfehlen, noch dazu, wenn eS in so ansprechender Form geboten wird, wie in Leipzig, wir meinen das Tumen. Die fitzende Leben-weise de- Kaufmann- und Gelehrten, die einseitige Thätig- keit der Handwerker und Künstler, die Uederfütterung der Schul kinder mit gelehrter Kost bringen schon in wenigen Jahren jene Abnormitäten in Gestalt und Habitus zu Wege, die unS leider heut zu Tage schon nicht mehr auffallen, während fie doch zu sehr ernstem Nachdenken über künftige Generationen, die solche Aeltern haben werden, veranlassen sollten. E- ist schon so oft au-gesprschen worden, ein wie heilsame- Ausgleichungsmittel ge regelt« Körperübungen für unsere einseitig« modern- Leden-weift bieten; e- ist die- auch so allseitig anerkannt worden, daß eS un glaublich erscheint, wenn ein Verein, der Gelegenheit zu solchen Uebungen für alle Stände und Jahre, fo wie für beide Geschlechter in der angenehmsten und angemessensten Weise vermittelt, in einer Stadt wie die unsere nur 60V erwachsene Mitglieder zählen kann, während gleichzeitig von den vielen Tausend gesunden Kindern Leipzig- kaum Achthundert unter seiner Aegide turnen. ES ist kaum glaublich, daß voll unserer ganzen jurrgek Kaufmannschaft, deren Gliedern, solch frische- marmhafte- Treiben «oht mehr nützen würde, al- Ball, Concert und Wachparade, nur 180, von den 8VV Studireuden, die Zeit genug zum Kneipen behalten würden, kaum 40, von unsern ehrbaren Handwerkern, die, weil am ein seitigsten fich anstrengend, am ersten darauf angewiesen wären, höchsten- 60 Antheil nehmen, anderer Stände gar nicht zu ge denken. Die wenigen Stunden, in welchen man für einen sehr geringen Beitrag den an und für sich erheiternden Uebungen im Kreise munterer Genoffen obliegt, belohnen sich reichlich durch all gemeine- körperliche- Wohlbefinden, dessen Folgen: LebenSmuth und heiterer Sinn, ein köstliche- Gut in unserer an alten und jungen Hypochondern und Blasirten so überreichen Zeit sind. Jener Verein besteht nun fast zehn Jahre, hat in dieser Zeit Manchem zu fester Gesundheit verholfen, manchen schwächlichen Knaben zum blühenden Jünglinge in seiner Pflege gedeihen sehen, manchem älteren Manne die mit den Jahren kommendrn Uebel erleichtert; und doch wird jeder Charlatan mehr gesucht, al- diese Segnungen de- Turnen-; auf deutsch — die Welt will betrogen sein. — Solche betrübende Wahrnehmungen mögen eS rechtfertigen, wenn bin und wieder ein kurzer Mahnruf erschallt; eü wird uns zwar nicht beikommen, zu glauben, „daß e- nur dieser Anregung be dürfe rc.", um neue Jünger massenweise dem Turnplatz« Zuströmen zu sehen ; wir sind durch herbe Erfahrungen in unsern Erwar tungen sehr bescheiden geworden; aber vielleicht giebl's doch Einen oder den Andern, der sich die Sache und sein eigne- Wohlergehen zu Herzen nimmt; und da- wäre schon Etwa-, wenn auch — „nur eine Seele!" A. Promenadenpothei. ES ist die Zeit herangerückt, wo die Natur auch in unsern Pro menaden vom Winterschlaf« erwacht, ihr Frühlingskleid anlegt, und um die- zu beschleunigen, sind bereit- viele Hände in Thätigkeit verseht, die Erde zu lockern, um Wärme und Luft den Wurzeln zugängiger zu machen. Allen Freunden der Natur gewähren die frisch gegrabenen und geharkten Beete mit ihren von Knospen strotzen den Gesträuchen ein liebliche- Bild, da- von unserer Behörde sorg- fam gehütet wird. Aber leider kann da- Auge nur wenige Tage sich dieser geordneten Beete erfreuen, denn unsere (liebe) verwilderte Jugend, welche gern, wie man hier sagt, Haschen- spielt, sich wohl auch prügelt, achtet hierauf nicht. Da geht eS schnell über die Beete weg, und wo einmal einer der wilden Buben vorange gangen ist. da folgen zehn andere nach. Da- Geld für da- Ordnen der Beete ist demnach zur Hälft« «eggeworfen, und fast möchte man die Behörde bitten, gar kein Geld mehr darauf zu verwenden, wenn diesem Unfuge kein ernst- icher Einhalt gethan wird. In früherer Zeit war in den Anlagen ein Anschlag vorhanden, durch welchen den Gebildeten der Schutz die ser Anlagen empfohlen war; allein diese- Mittel erweist sich jetzt al- unwirksam, weil sich jeder Gebildete in Acht nehmen muß, mit so unartig«, von ihren Aeltern so verzogenen Kindern in irgend eine Berührung zu kommen. Wirksamer würde e- sein, wenn Weiteres und ohne Rücksicht aus die Steilung der Aeltern den ver dienten Lohn ertheistem Die guten Folgen davon würde man bald wahrnehmeru. — — Eben so dürften die Kindermädchen keine Fliegenwedel oder Zweige zum SplelM^Äort dNwvebüsHe —^dßtckch dUsiS* zuweilen sehr zer- lästert worden ist «Kreißen- Mehrfach ist gewünscht und befohlen worden, daß die Kinder wagen nicht neben, sondern hintereinander fahren sollen, und den noch kann man täglich wahrnehmeri, daß da- Gegentheil geschieht, doch wohl nur darum, weil keine Aufsicht darüber geführt zu wer den scheint. Möchten die Worte eine- Freunde- der Ordnung nicht vergeblich verhallen! z. Vermischte«. Aus der Grafschaft Man-feld wird geschrieben: „Die Ber liner Zeitungen ver-ffentlichfy von Seit zu Zejt die Namen solcher Dienstboten, welche viele Jahre ^reu in einer und derselben Familie gedient habm und de-hald durch eine Prämie ausgezeichnet worden sind. Gewiß ist die Treue wie im Großen so auch im Kleinen zu ehren, und eS verdient daher ein Ehr,«Plätzchen kn der Oeffentlich- keit, daß der Diener Seyffarth au- Oel- schon SV Jahre in der Familie des Grafen KoSpoth zu Schön-Briefe dient und bereit- die fünfte Generation in dieser Familie aitfwachsen sieht. Eben so dient in der letzteren Friederike Wagner au- Waldenburg schon 23 Jahre al- Kammermädchen und der Diener Lorenz au- der Provinz Posen ist bei der Familie de- BergmeisterS v. Wielocki zu Rüder-dors schon mehr al- 40 Jahre im Dienst." — Jene alten Diener und Dienerinnen, welche gleichsam al- lebendige Erb stücke in den FamUien erscheinen und von denen man glaubt, sie kämen nur noch in Komödien und Romanen vor, sind also noch in der Wirklichkeit vorhanden, und wie W. H. Riehl in seinem Buche über die „Familie" hervorhebt: „Die Familienhaftigkeit des deutschen Gesinde-, da- Zusammenleben zu einem ganzen Hau wird besonder- gerühmt in der Zeit unsere- unverdorbenen ältesten VolksthumS." Bekanntlich ist jetzt auf Helgoland weder Vieh, noch Kom, noch Ackerland, da- Ganze ist nicht- al- die Anhöhe (Berg), und auch davon sind an der Westseite über S0 Ruthen weggehült, denn so weit hinaus ist der steinerne Grund derselben bei klarem Wasser zu sehen. Da- übrige Unterland ist längst verschwunden. Ein Chronikschreiber erzählt dagegen, daß die Insel im Jahre 1010 noch zwei Meilen lang und eine Meile breit gewesen. Vor 200 Jahren war die Düne bei Helgoland noch mit dem Hochlande verbunden und hatte im Norden einen Felsen von weißer Farbe, da- weiße Kliff genannt, welche- dem gegen L4 Faden hohe« Oberlande an H-He fast gleich, aber klein und unbewohnt med nur von Schafen beweibet war. Auch hatte Helgoland damals zwei Häfen an der Nord- und Südseite, wo Schiffe bei West- und Nordwestwinden sicher liegen konnten. — Alke- die- hat längst ein Ende. Im englischen Parlament ist Beschwerde erhob« worden, daß „die Regierung einen Deutschen, I)r. Meyer, beim Spital in Smyrna mit 2000 Pfund jährlich angestellt habe, au- keinem andem Grunde, al- well derselbe fich pünktlich bei den Levers des Prinzen Albert einznfinden pflegte." — Der Minister Herbert erwiederte darauf: „De. Meyer ist geborner Engländer, hat in England studier und durch geleistete Dienste fest»« Tüchtigkeit dar- gethan und den Prinzen Albert in seinem Leben nicht gesehen." — Die Interpellation hat ahn: doch ihr« Grund, wenn auch nicht ihren „guten", und wir erhalt« darüber von befreundeter Seite folgende Aufklärung. I« der Umgebung des Prinz« Albert be fand sich vor einig« Jahr« und befindet fich wahrscheinlich noch der vr. pdil. Eduard Meyer, Verfasser des bei Max in Breslau erschienenen vielgeiejene» Buches „Evward in Rom", etwa als Privatsecretalr. Dafür muß nun jener De. «eü. Meyer büß«. Solche lächeriiche Vermengung von Privatverhüliniffen mit Hsupt- und Staat-actione» wird am Ende die gute Folge Hab«, haß die ganze Sippschaft der Meyer, Mütter, Schutze, Schmidt fich von diese» Allenvelt--Name« emanciptet, um nicht bei jede« ked«s- schritt daran zn stoßen, und entweder fich selbst oder den erst« best« Namensvetter in Verlegenheit und Verdacht zu bring«.